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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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arbeitete als verdeckter Ermittler bei der Drogenfahndung, und Jessica machte sich immer schreckliche Sorgen um ihn. Vor einer Woche hatte sein Team ein Opfer zu beklagen.
    »Ich stelle dir jetzt eine Frage«, sagte Vincent.
    »Okay.«
    »Wurde heute auf dich geschossen?«
    »Nein«, sagte Jessica. »Auf dich?«
    »Nein.«
    »Dann kann es so schlimm nicht gewesen sein.«
    Jessica nickte. So sah die Realität in einer Polizistenehe aus. Sie durften beide schlechte Tage haben, aber nicht zur selben Zeit. Und für einen Polizisten des Philadelphia Police Departments war jeder Tag gut, an dem er nicht mit einer Kugel oder einem Messer attackiert worden war.
    »Sag mir, wo es wehtut«, sagte Vincent.
    Jessica zeigte auf ihre Stirn, und dann wanderte ihr Finger langsam abwärts bis zu den Zehen.
    »Also überall?«
    »Ja.«
    »Hm. Na dann.« Vincent rollte seine Frau behutsam auf den Rücken. Er zog seine Pyjamahose aus, wickelte Jessica aus dem Handtuch und warf beides auf den Boden. »Als offiziellem Leiter des Kundenservice kommt mir die Aufgabe zu, Abhilfe zu schaffen.«
    Jessica nickte wieder.
    »Jetzt pass genau auf. Du hast fünf Möglichkeiten«, sagte Vincent. »Denn unsere Speisekarte hat sich kürzlich geändert.«
    »Okay.«
    Vincent hielt seine linke Hand in die Luft und spreizte die Finger. »Wenn du leidenschaftliche Küsse magst, drücke die Eins.«
    Jessica drückte die Eins.
    Das war die richtige Entscheidung.
    In ihrem Traum saß sie an einem Ecktisch hinten im Embers, einer alten Kneipe im Nordosten. Sie trug ein enges rotes Kleid und hohe schwarze Schuhe. An ihrem Hals hing eine schmale Perlenkette. Die Sachen gehörten ihr nicht. Vor ihr stand ein kleines Glas, das mit Wild Turkey on the rocks gefüllt zu sein schien.
    Sie senkte den Blick.
    Auf ihrem Schoß lag ihr Hochzeitsalbum. Sie hatte es seit Jahren nicht mehr in der Hand gehabt. Bevor sie das Cover aufschlug, wusste sie, was sie sehen würde: ein Bild, auf dem sie das Hochzeitskleid ihrer Mutter trug. Sie würde ihre Tanten und Onkel und Nichten und Freunde sehen. Sie würde hundert betrunkene Cops sehen. Sie würde ihre Tante Lorrie sehen, ihre Trauzeugin.
    Die Jukebox an der Theke spielte einen alten Song von Bobby Darin. Die Musik erinnerte sie an die Band, die auf ihrer Hochzeitsfeier gespielt hatte. Der Sänger war Pete Simonetta gewesen, für den sie im sechsten Schuljahr geschwärmt hatte.
    Jessica senkte wieder den Blick. Jetzt war das Cover des Albums kirschrot. Jessica öffnete im Traum das Album.
    Die Frau in dem Album war nicht sie. Eine andere trug ihr Hochzeitskleid, ihr Kreuz und ihren Schleier. Es war eine andere Frau, die ihre Blumen in der Hand hielt.
    Es war Eve Galvez.

34.
    J ESSICA WAR SCHON seit fünf Uhr auf den Beinen. Um sieben Uhr rief sie Byrne auf seinem Handy an. Sie war bereits gejoggt und hatte jede Menge Koffein in sich hineingepumpt. Byrne frühstückte in Old City. Er hörte sich frisch an. Das war gut. Sie brauchte einen frischen Partner. Sie selbst fühlte sich überhaupt nicht frisch.
    »Gegen halb elf bekommen wir aus dem Labor die ersten Untersuchungsergebnisse im Mordfall Monica Renzi«, sagte er.
    »Da hat aber einer Dampf gemacht, was?«
    »Ja, jemand von ganz oben. Von höchster Stelle. Jemand bringt Ausreißerinnen um, und die neue Führungsspitze unserer Behörde ist nicht bereit, das hinzunehmen.«
    »Dann bis nachher.«
    »Ich finde, wir sollten ...«
    Jessica klappte ihr Handy zu. Sie wusste, dass sie Byrne das Wort abgeschnitten hatte. Sie hielt das Handy in der Hand, schloss die Augen, wartete auf den Klingelton und betete zugleich, dass es nicht klingelte. Zehn Sekunden, zwanzig, dreißig. Eine Minute. Nichts.
    Nachdem Jessica ihrer Tochter eine halbe Stunde später Frühstück gemacht, ihr die Pausenbrote eingepackt und sie zum Bus gebracht hatte, stieg sie in den Wagen und fuhr nach Elkins Park.
    Jessica hatte keine Ahnung, was sie sagen würde, wenn sie dort ankam.
    Enrique Galvez war ein großer, schlanker Mann Ende zwanzig mit schulterlangem dunklem Haar, den Wangenknochen eines Models und vollen Lippen. Er trug ein schwarzes T-Shirt ohne Logo und ohne Botschaft und eine abgetragene, ausgefranste Levi’s mit Löchern in den Knien. Er war barfuß.
    Als Jessica vor dem Haus anhielt, schnitt Enrique die verwelkten Blüten von einer großen Hortensie ab. Er trug weiße Ohrhörer und hörte sie offenbar nicht, als sie in die Einfahrt einbog.
    Jessica stieg aus. Als Enrique sich umdrehte und

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