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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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heraus – beste Qualität. Er klappte es auf. Es war mit Plastikkarten, Visitenkarten und Ausweisen vollgestopft. Als er sie alle herauszog, warf Lilly einen Blick darauf: Visa, Macy’s, American Express, eine Borders-Bonus-Karte. Sie sah auch, dass in dem Portemonnaie ziemlich viel Geld steckte. Ein dickes Bündel. Nicht schlecht, selbst wenn es alles Eindollarscheine waren.
    »Wow«, sagte sie. Von Mädchen in ihrem Alter wurde erwartet, dass sie immerzu »wow« riefen. Als wären sie alle Hannah Montana. »Wie viel ist das?«
    »Das weiß ich nicht genau«, sagte er. »Aber ich wäre bereit ...«
    In diesem Augenblick wandte Lilly sich ab, wirbelte herum und rammte dem Mann ihr Knie in die Leiste. Blitzschnell und mit voller Wucht. Er hatte keine Chance. Der Mann keuchte ihr seinen stinkenden Atem ins Gesicht und stürzte zu Boden.
    Lilly warf einen Blick über die Schulter auf das Ende der Gasse, dann auf die Fenster der Häuser auf beiden Seiten. Alles dunkel. Gut. Sie waren ganz allein.
    »Warum?« , stammelte der Mann, der zusammengekrümmt auf dem Boden lag, die Knie an die Brust gepresst.
    »Warum? Willst du mich verarschen, Alter? Wo lebst du eigentlich?«
    »Ich ... ich ...«
    »Du bist doch fast scheintot«, sagte Lilly. »Ich bin noch nicht mal volljährig, du Arsch.« Sie hob sein Portemonnaie auf und nahm den Führerschein heraus. »Was hast du denn geglaubt, was hier abgeht?«
    »Ich dachte, wir könnten ...« Er schnappte nach Luft.
    »Wir könnten was?«, fragte Lilly. »Vögeln? Uns ineinander verlieben? Eine Romanze erleben?«
    »Nein«, sagte er. »Ich dachte nur ...«
    Lilly legte sich neben dem Mann auf den Boden, drehte sich zu ihm, zog ihr T-Shirt hoch und entblößte ihre Brüste. Dann schlang sie den rechten Arm um den Hals des Mannes, als wären sie ein betrunkenes Paar auf einer wilden Uni-Party oder bei einem Tequila-Saufgelage in den Frühlingsferien in Panama City. In der linken Hand hielt sie ihre Digitalkamera. Sie hielt sie hoch, richtete das Objektiv auf sich und den Typen und machte ein Foto von ihnen beiden. Dann sicherheitshalber noch eins – der Typ mit den faulen Zähnen in inniger Umarmung seiner halbnackten, minderjährigen Gespielin. Ein Film um dreiundzwanzig Uhr.
    Ein helles Blau blitzte in der dunklen Allee auf. Für den Bruchteil einer Sekunde blendete es beide.
    »Jetzt haben wir eine Erinnerung an unsere gemeinsame geile Zeit«, sagte Lilly und zog ihr Top wieder herunter. Sie stand auf und strich mit den Händen über ihre Kleidung. »Und denk dran – wenn du das hier jemandem erzählst und jemand mich suchen sollte, werden sie diese Kamera finden, klaro?«
    Der Mann schwieg. Wie erwartet. Er hatte Schmerzen.
    »Später mach ich noch ein paar Nacktfotos von mir«, fuhr Lilly fort. »Splitternackt. Und alle Fotos hintereinander.« Sie steckte die Kamera in die Tasche, zog eine Bürste heraus und strich sich damit durchs Haar. Anschließend warf sie die Bürste wieder in die Tasche, zog das Gummiband vom Handgelenk, das dort immer hing, und band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. »Und deine Frau, deine Kinder und dein Chef – und die Cops – werden die Bilder ebenfalls sehen. Vergiss das nicht. Wie viele von denen werden glauben, du hättest diese Fotos nicht gemacht?« Sie hängte sich die Tasche über die Schulter. »Ich bin vierzehn, du Sack. Na, was sagst du dazu? «
    Das stimmte nicht. Sie war älter. Aber sie sah aus wie vierzehn. Außerdem war ihr schauspielerisches Talent kaum zu toppen.
    Lilly trat ein paar Schritte zurück und wartete. Dann griff sie in ihre Tasche und zog das ausgedruckte Foto heraus, das sie seit zwei Monaten bei sich trug. Sie zeigte es dem Mann. »Das ist dein Haus, nicht wahr?«
    Der Mann starrte auf das Bild des großen Hauses und auf die Frau, die davor stand. »Mein ... mein Haus? «, stammelte er nach ein paar Sekunden des Schweigens.
    »Ja. Du wohnst da, stimmt’s?«
    »Bist du verrückt? Das ist nicht mein Haus. Wer ist diese Frau? Wer zum Teufel bist du?«
    Lilly kannte die Antwort auf ihre eigene Frage bereits, doch alles wäre sinnlos gewesen, hätte sie ihn nicht gefragt.
    Kurz darauf steckte sie das Foto wieder ein, holte tief Luft und versuchte, den Aufruhr in ihrem Innern niederzukämpfen. Auch wenn sie sich das alles seit langer Zeit immer wieder ausgemalt hatte, fehlte ihr die Erfahrung in solchen Dingen. Sie ging zum Ende der Allee und bog auf die Market Street ab. Keine Bullen. Die Luft war rein. Sie lief

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