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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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einem Schwarzen Brett in der Schule gelesen. Daraufhin hatte sie den Direktor angerufen, der ihr erklärte, dass sie den Kindern hypothetische Erklärungen lieferten, um sie nicht einzuschüchtern: Stellt euch vor, ein böser Hund hat sich losgerissen und läuft durch die Schule, und wir alle müssen uns in Sicherheit bringen.
    Der Direktor sagte, dass die Erstklässler den Gedanken, ein Hund würde durch die Korridore laufen, ganz lustig fanden. Die Eltern allerdings weniger.
    »Wir haben auch Dreiecke gemalt.«
    »Dreiecke?«
    Sophie nickte. »Gleichschenklige und rechtwinklige Dreiecke.«
    Jessica lächelte. »Hört sich gut an.«
    »Ich hab die rechtwinkligen am liebsten.«
    »Ich auch«, sagte Jessica. Das Gesicht ihrer kleinen Tochter strahlte. Sie sah irgendwie älter aus, als hätte Jessica sie seit ein paar Monaten nicht gesehen, dabei war es erst sechzehn Stunden her. »Wie kommt es, dass du noch nicht schläfst?«
    Sophie zuckte mit den Schultern. Sie war in einer Phase, in der sie über jede Antwort sorgfältig nachdachte. Die Phase der programmierten Antworten der Dreijährigen auf jede Frage lag weit zurück – die Zeit, wenn alle kleinen Kinder Miniaturzeugen der Anklage sind.
    In dieses Geschäft wollen wir nicht gehen, nicht wahr?
    Nein.
    Große Mädchen stellen ihren Teller immer in die Spüle, nicht wahr?
    Ja.
    Jessica vermisste diese Zeit. Einerseits wünschte sie sich, dass ihre Tochter das gescheiteste, wissbegierigste, einfallsreichste und erfolgreichste Mädchen war, das jemals geboren worden war. Andererseits hätte sie es gern gehabt, wenn Sophie das süße, unschuldige Kind geblieben wäre, das ihre Strickjacke nicht alleine zuknöpfen konnte.
    »Soll ich dir was vorlesen?«, fragte Jessica.
    Momentan schwärmte Sophie für die Romane von Junie B. Jones. Jessica hatte ihre Tochter mehrmals erwischt, als sie abends im Bett mit einer Taschenlampe Junie B. gelesen hatte. Das Lesen war für sie noch eine recht mühselige Aufgabe, aber sie war mit Sicherheit weiter als die meisten anderen Kinder in ihrer Klasse, was das Lesen und Verstehen betraf. Junie B. Jones, die Protagonistin der Geschichten, war ein aufgewecktes sechsjähriges Mädchen. Jessica kam es so vor, als wäre ihre Tochter gestern noch ein großer Fan von Curious George und Dr. Seuss gewesen.
    Jetzt war sie zu den Erstklässlern übergelaufen.
    »Ich kann ein Buch von Junie B. Jones holen. Soll ich?«, fragte Jessica. »Oder vielleicht eine Geschichte vom Magischen Baumhaus? «
    Sophie zuckte wieder mit den Schultern. Im Mondschein, der durchs Fenster ins Zimmer schien, glichen ihre Augen bodenlosen Seen. Allmählich wurden ihr die Lider schwer.
    »Morgen vielleicht?«
    Sophie Balzano nickte. »Okay.«
    Morgen, dachte Jessica. Man glaubt immer, dass es ein Morgen gibt. Caitlin O’Riordan und Monica Renzi hatten auch an ein Morgen geglaubt.
    Eve Galvez ebenfalls.
    »Okay, mein Schatz«, sagte Jessica. »Schlaf gut.« Sie küsste ihre Tochter auf die Stirn. Sekunden später schloss Sophie die Augen und schlief sofort ein. Jessica konnte sich nicht vorstellen, dass es einen schöneren Anblick auf der Welt gab.
    Jessica sprang schnell unter die Dusche und wickelte sich anschließend in ein Badetuch. Dann lief sie ins Schlafzimmer, nahm die Feuchtigkeitscreme vom Nachttisch und setzte sich auf den Bettrand. Vincent schlief tief und fest.
    Jessica versuchte, die Gedanken an die Ereignisse dieses Tages zu verdrängen. Es gelang ihr nicht.
    Drei Kisten.
    Hatte diese Zahl eine Bedeutung? Hatten die Farben eine Bedeutung? Und wie sah es mit der Anordnung der Kisten aus?
    Nick und Eric hatten die Eltern des Opfers aufgesucht. Jetzt waren sie unterwegs nach Philadelphia, um den Leichnam ihrer Tochter zu identifizieren. Doch Jessica hatte keinen Zweifel, wer das Opfer war: Monica Louise Renzi aus Scranton, Pennsylvania.
    Der Mörder führte sie offensichtlich zu den Tatorten.
    Daher drängte sich vor allem die Frage auf, was sie als Nächstes erwartete.
    »Hi.«
    Jessica fuhr hoch. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass Vincents Schnarchen verstummt war.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Macht nichts«, erwiderte Jessica, obwohl ihr beinahe das Herz in die Hose gerutscht wäre.
    »Hattest du einen schweren Tag?« Vincent richtete sich auf und massierte ihr die Schultern. Er kannte jede Verhärtung und jeden Muskel, die er jetzt alle zärtlich küsste.
    »Ja, ein schwerer Tag«, erwiderte Jessica. »Und du?«
    »Der ganz normale Wahnsinn.«
    Vincent

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