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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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und vermutlich in keiner anderen Mordkommission im Bundesstaat – konnte damit aufwarten.
    Joshua Bontrager stammte aus einer Amish-Familie.
    Er war vor Jahren aus der Kirche ausgetreten und aus keinem anderen Grunde nach Philadelphia gekommen, aus dem auch andere Leute die Berks County oder die Lancaster County verließen: Er wollte in der Stadt sein Glück versuchen. Josh wurde Cop und arbeitete ein paar Jahre bei der Verkehrspolizei, ehe er – damals noch vorübergehend – zur Mordkommission versetzt worden war, um bei Nachforschungen zu helfen, die die Ermittler den Schuylkill River hinauf bis ins ländliche Berks geführt hatte. Bontrager war bei den Ermittlungen angeschossen worden, erholte sich aber vollständig. Und er hatte sich so hervorragend geschlagen, dass die Vorgesetzten beschlossen, ihn in der Mordkommission zu behalten.
    Jessica erinnerte sich an den Tag, als sie Josh zum ersten Mal gesehen hatte: Hose und Anzugjacke passten nicht zusammen, seine Frisur sah aus, als wäre er unter einen Rasenmäher geraten, und seine Schuhe waren klobig und ungeputzt. Inzwischen trug Bontrager einen modernen Haarschnitt und schmucke Anzüge, und er legte das Verhalten eines alten Hasen bei der Mordkommission an den Tag.
    Auch wenn Josh Bontrager ein echter Städter geworden war, würde er den Ruf des ersten Amish-Cops in der Geschichte Philadelphias niemals loswerden.
    Bontrager stellte den Kassettenrekorder auf einen verrosteten Grill, der aus einem 250-Liter-Fass und einem alten Rost bestand und mitten auf der Brachfläche aufgestellt war. Ein paar Sekunden später hatte er das Band zurückgespult. »Seid ihr bereit?«
    »Es kann losgehen«, sagte Jessica.
    Bontrager drückte auf PLAY.
    »Hotline, Philadelphia Police Department« , sagte eine Polizistin.
    »Ja, hallo, mein Name ist Jeremia Crosley. Ich habe Informationen für Sie, die Ihnen bei einem Mordfall helfen könnten, in dem Sie ermitteln.«
    Es war die Stimme eines gebildeten weißen Mannes zwischen dreißig und vierzig. Der Akzent war typisch für Philadelphia, doch es schimmerte noch etwas anderes durch.
    »Könnten Sie Ihren Nachnamen bitte buchstabieren, Sir?«
    Der Mann buchstabierte ihn.
    »Würden Sie mir Ihre Adresse nennen?«
    »2097 Dodgson Street.«
    »Wo ist das bitte?«
    »In Queen Village. Aber da bin ich jetzt nicht.«
    »Um welchen Fall handelt es sich?«
    »Den Fall Caitlin O’Riordan.«
    »Fahren Sie bitte fort, Sir.«
    »Ich habe sie umgebracht.«
    An dieser Stelle atmete jemand kurz und tief ein. Ob der Anrufer oder die Polizistin, war nicht zu erkennen. Jessica hätte gewettet, dass es die Polizistin gewesen war. Selbst ein Cop, der diesen Job schon vierzig Jahre machte und in Tausenden von Fällen ermittelt hatte, hatte solche Worte vermutlich noch nie gehört.
    »Und wann haben Sie die Tat verübt, Sir?«
    »Im Mai dieses Jahres.«
    »Erinnern Sie sich an das genaue Datum?«
    »Ich glaube, es war der zweite Mai.«
    »Erinnern Sie sich an die Tageszeit?«
    »Daran erinnere ich mich nicht.«
    Daran erinnere ich mich nicht , dachte Jessica. Er hätte auch einfach »nein« sagen können. Sie machte sich eine Notiz.
    »Wenn Sie Zweifel haben, dass ich die Wahrheit sage, kann ich Ihnen einen Beweis liefern.«
    »Und welchen, Sir?«
    »Ich habe etwas von ihr.«
    »Sie haben etwas?«
    »Ja. Einen Knopf von ihrer Jacke. Der dritte von unten. Ich habe Ihnen den Knopf geschickt. Er müsste heute in der Post sein.«
    »Wo sind Sie jetzt, Sir?«
    »Das sage ich Ihnen gleich. Ich brauche aber eine Zusicherung.«
    »Ich kann Ihnen nichts versprechen, Sir. Aber ich höre mir gerne an, was Sie zu sagen haben.«
    »Wir leben in einer Zeit, in der die Welt des Einzelnen nicht mehr anerkannt wird. Ich habe sieben Mädchen. Ich habe Angst um sie. Ich habe Angst um ihre Sicherheit. Versprechen Sie mir, dass ihnen nichts zustößt?«
    Sieben Mädchen , dachte Jessica.
    »Wenn Ihre Mädchen weder für diese Tat noch für eine andere die Verantwortung tragen, werden sie nicht in die Sache hineingezogen. Das verspreche ich Ihnen.«
    Der Anrufer zögerte wieder kurz, ehe er fortfuhr.
    »Ich bin jetzt in der Nähe Zweite und Diamond. Es ist kalt hier.«
    Es ist kalt hier , dachte Jessica. Was bedeutete das? Die Temperatur war schon auf über dreißig Grad gestiegen.
    »Welche Anschrift, Sir?«
    »Das weiß ich nicht. Aber Sie können sich an der roten Tür orientieren.«
    »Sir, wenn Sie kurz dranbleiben würden ...«
    Der Anrufer legte auf. Josh Bontrager

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