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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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zu. Eudokimos fluchte in einer irren Wut auf das unbarmherzige Schicksal und ballte die Fäuste. Seine Miene verriet, dass er jede Zurückhaltung aufgegeben hatte. Wenig fehlte, und er hätte mit seinen schweren Fäusten den Kapitän vom Steuer weggeprügelt, aber das hätte als Meuterei gegolten und wäre mit dem Tod bestraft worden. Also sagte er sich, er sei so oder so verloren, und fügte sich widerwillig in sein Schicksal. Bisher hatte sich der Jüngling, der die Kapitänsstellung einzig seinem Vater, dem »alten Seeräuber«, zu verdanken hatte, nicht ungeschickt angestellt, doch jetzt beging er nach Meinung des erfahrenen Seemanns einen tödlichen Fehler. Gott liebte sie nicht mehr, dachte Eudokimos, denn sie hatten es mit ihren Sünden zu toll getrieben. Ein bisschen Wind und ein Milchbart als Kapitän genügten offenbar, um sie zu verderben. Der Steuermann, der lange nachdenken musste, wann er das letzte Abendmahl und die letzte Messe besucht hatte, bekreuzigte sich. Er bat den heiligen Christophorus in einer Mischung aus Flehen und Trotz um Fürbitte und Beistand. »Hast du schon Jesus, unseren Herrn, gerettet, so hilf nun auch uns!«
    Unbeeindruckt von alledem steuerte Loukas das Schiff in den Fluss, denn ihn trennten nur noch zwei Wellen vom Verhängnis. In der Gefahr bewahrte er kaltes Blut. Er wusste, dass es riskant war, das Schiff bei diesem Unwetter quer zur Hauptströmung zu stellen, und navigierte deshalb so, dass er einen möglichst spitzen Winkel fuhr. Schnell, zu schnell näherte sich das Schiff dem Hafen. Sie liefen tatsächlich Gefahr, an den Uferwänden zu zerschellen, der Steuermann lag mit seiner Einschätzung richtig. Aber nur Gott allein wusste, wie es ihnen auf dem Bosporus ergangen wäre!
    »Sag den Männern, sie sollen ihre Riemen festhalten. Ganz gleich, wie viele Ruder dabei brechen, wir müssen sie als Bremsen nutzen«, brüllte Loukas dem Glatzköpfigen gegen das Tosen der Elemente zu.
    Eudokimos arbeitete sich erst zum oberen, dann zum unteren Ruderdeck durch und wies die Seeleute an. Die Männer unter Deck brachten ihre ganze Kraft auf, um die Ruder gegen die Wellen zu halten. Das gelang ihnen nicht immer. Hin und wieder schlug eine Wasserfaust mit Wucht gegen das Ruderblatt und benutzte den Holm dabei als Hebel, der die Matrosen mühelos nach vorn in die Nacken und Rücken ihrer Vorderleute schleuderte. Ein kurzes Fluchen, dann hielten die Männer, zu ihrer Bank zurückgekehrt, erneut die Riemen fest. Manchem ging dabei die Handhaut in Fetzen, und Blut und Wasser mischten sich am Holz, das der Mann dennoch unter Schmerzen und Schreien festhielt. Das Leben stemmte sich gegen den Tod.

2
    Auf der Straße nach Bursa, Anatolien
    Fürst Alexios Angelos fror trotz seines schwarzen Pelzmantels, den er über Wams und Harnisch gezogen hatte. Heißer Ehrgeiz trieb den Berater des Mitkaisers Johannes von Konstantinopel nach Bursa, in die alte Hauptstadt der Osmanen. Er hatte sich mit Haut und Haar auf die große Politik eingelassen, die dem Kaiserreich, seiner Familie und letztendlich auch ihm selbst dienen sollte. Das Schwert mit der Damaszenerklinge steckte in der Scheide, die unauffällig am Rumpf des Rappen unter einer blauen Pferdedecke hing. Es hatte ihn nicht wenig Mühe, Geduld und Argumente gekostet, um Johannes, den Sohn des Kaisers Manuel, von der Notwendigkeit zu überzeugen, sich mit Dschuneid, dem früheren Emir von Smyrna, auf ein Gespräch einzulassen. Die Gefahr, dass Sultan Mehmed I. davon Wind bekommen und es seinen Zorn erregen würde, war so groß, dass man sich schließlich auf ein konspiratives Treffen am verborgenen Ort einigte.
    Die Geheimhaltung zu sichern stellte allerdings den schwierigsten Teil des Unternehmens dar. Türkische Spione durchzogen Europa, bestachen und horchten die Christen im Auftrag des Sultans aus. Sie hatten leichtes Spiel, denn bis in die höchsten Kreise hinein fanden sich Menschen bedenkenlos bereit, jede Information zu verhökern, wenn nur der Preis stimmte. Mehmed hatte richtig erkannt, dass unter den Christen kein Gemeinschaftsgefühl existierte, sie einander verrieten und sich gegenseitig bekämpften. Man konnte sich darauf verlassen, dass sie eher Judas statt Christus folgten.
    Deshalb wussten auf griechischer Seite lediglich Johannes und Alexios von dem Treffen. Nichts Schriftliches, keine Mittelsmänner, nur Dschuneid und Fürst Alexios Angelos, von dem man notfalls behaupten konnte, dass der junge Heißsporn auf eigene Faust

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