BZRK Reloaded (German Edition)
die dreizehnte Stufe gezählt, und da stand ihre Mutter.
Sie ging einen weiteren Schritt, Stufe vierzehn, und ihre Mutter war verschwunden. Als wäre sie nie dagewesen. Und wie hätte es auch sein können?
Fünfzehn, sechzehn, siebzehn – und nichts, keine Mutter, nur die beiden ängstlichen, aber entschlossenen Männer, die über ihre Schultern zurückblickten, um sich zu vergewissern, dass sie nachkam.
Das erste Treppenstockwerk hatte neunzehn Stufen, eine Primzahl. Wenn das nächste Stockwerk genauso viele hätte, wäre es gut.
Eins, zwei, drei …
Sie zählte bis dreizehn, und … ihre Mutter, so real wie nur irgendetwas, so real, wie etwas nur sein konnte, bis auf die Tatsache, dass KimKim und Silver wieder durch sie hindurchgingen.
Minako erstarrte.
Die beiden Männer kamen unten an, bemerkten, dass sie nicht nachgekommen war, und Silver sagte: »Was ist los, Kleine?«
»Ich …«
»Alles okay mit dir?«, fragte KimKim sie auf Japanisch.
»Ich sehe meine Mutter. Ich kann sie sehen. Genau hier!« Sie deutete mit dem Finger auf die Stelle, wo die beiden Männer nichts erkennen konnten. »Die dreizehnte Stufe. Dasselbe wie beim letzten Mal. Die dreizehnte Stufe.«
Zitternd nahm sie die vierzehnte, und ihre Mutter verschwand. »Da ist etwas … Sie haben etwas mit mir getan. Mit meinem Gehirn.«
KimKim nahm zwei Stufen auf einmal, um zu ihr zu gelangen. »Das kann sein, Minako, solche Sachen machen sie. Sie machen Dinge in deinem Gehirn. Das musst du ignorieren. Du musst mir und Sergeant Silver folgen und darfst dich dabei auf nichts anderes konzentrieren.«
Minako schluchzte. »Das kann ich nicht gut. Ich kann nicht gut … Dinge ignorieren.«
»Ja, aber weil du ein tapferes Mädchen bist, wirst du es trotzdem machen«, sagte der Spion. Er hatte ihre Hände ergriffen, eine seltsame Umklammerung, bei der das kalte Metall seiner Pistole an ihrem Handgelenk rieb.
Die Tür am Fuß der Treppe öffnete sich. Ein Besatzungsmitglied blickte herauf, registrierte alles und wirkte überrascht und verwirrt. Er sah Minako. Er sah die Pistole in KimKims Hand. Er sah Silver.
Er zögerte.
»Halt deine Klappe und geh weg«, sagte Silver. »Oder willst du Ärger?«
Der Mann nickte einmal und ging an ihnen vorbei die Treppe hinauf.
»Wird er uns verraten?«, fragte Minako.
»Die Chancen dafür stehen Fünfzig zu Fünfzig«, sagte Silver. »Komm schon.«
Sie schafften es über die Treppe bis nach unten und traten auf den Landeplatz hinaus. Es regnete, aber die Tropfen fielen senkrecht und nicht länger horizontal. Der Seegang war noch immer heftig, und das Schiff schwankte nach vorn und hinten und auf und ab.
»Keine raue See mehr«, urteilte Silver. »Und der Wind nimmt ab. Vielleicht noch eine Stunde.«
KimKim führte sie zum Zimmer des Piloten und Mechanikers, das direkt neben dem Landeplatz unter einer Außentreppe eingezwängt war. Ohne zu klopfen, ging er hinein.
Der Pilot war anwesend, über eine Werkbank gebeugt, auf der er mithilfe zweier Zangen ein Stück Metall zurechtbog. Er war in den Dreißigern, mit langem schwarzen Haar und fliehender Stirn.
»Was wollen Sie?«, fragte er und kniff argwöhnisch die Augen zusammen, als er Minako erblickte. Silver machte hinter ihnen die Tür zu.
»Was zum Teufel ist hier los?«, wollte der Pilot wissen.
»Hier ist los, dass ich eine Pistole habe«, sagte KimKim und zeigte ihm hilfsbereit die Waffe. »Und das bedeutet, dass ich rede und Sie zuhören.«
»Ich habe keine Angst.«
»Nun, das ist dumm von Ihnen, Sie sollten nämlich Angst haben.«
Der Pilot ließ ein gezwungenes Lachen hören und legte die Zangen zur Seite. »Ich bin glücklich«, sagte er. »Zutiefst, nachhaltig glücklich. Angst hat keinen Raum im Glück.«
»Er ist einer von ihnen«, sagte Silver verächtlich.
»Ja«, sagte KimKim mit einem Seufzen.
Silver machte einen schnellen Schritt und versetzte dem Piloten einen Faustschlag ins Gesicht. Sein zweiter Schlag war ein Kinnhaken, der die Beine des Piloten in Wackelpeter verwandelte. Dann fesselte Silver ihm Arme und Fußgelenke mit Draht.
»Dann musst du uns eben hier rausfliegen«, sagte KimKim zu Silver. »Glaubst du, dass …«
Die Tür ging auf. Ein Mann stand im Türrahmen. Ein Offizier. KimKim stürzte sich auf ihn, doch der Mann war zu schnell. Die Tür schnellte zurück und traf KimKim im Gesicht.
Als KimKim die Tür wieder aufstieß, war es zu spät. Niemand war mehr zu sehen.
»Wir haben ungefähr zehn Sekunden, um uns
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