BZRK Reloaded (German Edition)
mit bloßen Händen den Himmel.
Auch die Bewegung war unglaublich. Die Luftverwirbelungen wirkten wie ein Aufzug mit Zufallsgenerator. Mal sackten sie unvermittelt mehrere Dutzend Meter ab, dann wurden sie wieder in die Höhe geschleudert, und die ganze Zeit wurden sie vor- und zurückgeworfen. Das beständige Auf und Ab und Hin und Her hatte etwas, das Pia an einen Boxer im Ring erinnerte, der seinen Kopf immer in Bewegung halten musste.
Admiral Domville war weniger nach lebhaften Vergleichen zumute. Er war ganz damit beschäftigt, in eine Plastiktüte zu erbrechen.
»Seekrankheit ist nichts, wofür man sich schämen muss«, rief Pia so laut sie konnte.
»Nelson war oft seekrank«, schrie Domville zurück während eines kurzen Moments, in dem er nicht würgen musste.
Dann hatten sie den Sturm plötzlich hinter sich gelassen, und die massigen, finsteren Wolkenberge machten einzelnen, von der untergehenden Sonne beschienenen Tupfern Platz. Der Lärm war noch immer grausam, und der Helikopter wurde noch immer durchgeschüttelt, doch nichtsdestotrotz war es eine Erleichterung.
Ein Besatzungsmitglied kam nach hinten und deutete auf das kleine Fenster. Widerwillig schnallte Pia sich vom Notsitz los und ging stolpernd hinüber, um hinauszusehen. Unter ihnen fuhr die Albion dahin.
Sie hob den Daumen.
»Wir können landen«, sagte der Mann. »Dann müssen wir nicht die Seilwinde benutzen.«
»Die was?«, fragte Pia. Die Winde wurde ihr gegenüber zum ersten Mal erwähnt. »Haben Sie Seilwinde gesagt?«
Die Landung lief ziemlich glatt, und der Empfang folgte bis aufs i-Tüpfelchen dem steifen Zeremoniell der Royal Navy. Domville spielte seine Rolle, doch sobald es das Protokoll erlaubte, nahm er den Kapitän der Albion beiseite. Die gegenseitige Begrüßung war kurz und sachlich.
»Kapitän, ich möchte Sie bitten, mir ein paar Ihrer Männer auszuleihen.«
»Selbstverständlich, Sir«, sagte der Kapitän, als wäre es das Normalste von der Welt, dass ein Admiral in Begleitung einer schwedischen Spionin angeflogen kam und darum bat, ihm eine Einheit seiner Männer entführen zu dürfen.
»Wir müssen ein ernstes Wörtchen mit einem Flüssigerdgasfrachter reden, der schnell auf den Hafen von Hongkong zuhält.« Er nannte Kurs und Position des Puppenschiffs.
»Wir müssen klug vorgehen, wenn wir sie abfangen wollen, bevor sie chinesische Hoheitsgewässer erreichen«, sagte der Kapitän.
»In der Tat.«
»Da bleibt nur noch Zeit für eine Tasse Tee, bevor Sie aufbrechen müssen«, meinte der Kapitän munter.
Minako wollte sich keine Hoffnungen machen, noch nicht. Von der Hoffnung würde ihr nur das Herz schneller schlagen, und sie bekam sowieso schon kaum Luft.
Waren sie wirklich hier, um sie zu retten?
»Es gibt nur zwei Wege von diesem Schiff herunter«, sagte Silver. »Wir nehmen ein Rettungsboot, oder wir stehlen den Hubschrauber. Ich kann ihn fliegen, aber ich hab’s schon lange nicht mehr gemacht. Und da draußen geht ein ganz schöner Sturm.«
»Er sollte sich bald abreagiert haben«, sagte KimKim. »Wenn sie mitkriegen, dass wir ein Boot zu Wasser lassen, sind sie augenblicklich hinter uns her. Wir müssen den Helikopter nehmen.«
»Ja«, sagte Silver.
Aber keiner von beiden schien sonderlich glücklich darüber zu sein.
KimKim hielt die Waffe so, dass man sie nicht gleich sehen konnte, öffnete die Metalltür einen Spaltbreit und spähte hinaus.
Minako fiel auf, dass nur KimKim eine Waffe trug und Silver nicht. Silver war groß, doch Minako glaubte weder an Zauberei noch an Jackie Chan. Ein Mann mit seinen Fäusten war nichts gegen die verrückten Bewohner Benjaminias und Charlestowns.
Die Primzahlen halfen. Aber mehr Männer mit mehr Waffen würden noch mehr helfen.
»Den Korridor entlang, über die Treppe zwei Stockwerke nach unten und dann raus auf den Landeplatz. Wir verstecken uns im Quartier der Flugzeugtechniker. Wenn der Pilot da ist, überzeugen wir ihn, uns zu helfen.«
Silver nickte. »Du bist hier der James Bond. Ich bin nur der Fußsoldat.«
»Minako, bleib dicht hinter uns.« KimKim öffnete die Tür, und Silver und Minako folgten ihm unverzüglich.
Eins, zwei, drei, vier, fünf …
Sie gingen klappernd die Treppe hinunter, und da sah Minako ihre Mutter stehen, direkt vor ihr auf den Stufen, und Minako blieb stehen und heulte auf, während KimKim und Silver einfach durch ihre Mutter hindurchgingen.
Als wäre sie nicht da, nein, unmöglich. Und doch war sie es.
Minako hatte
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