BZRK Reloaded (German Edition)
zögerten nicht. Sie hatten ihre Befehle. Sie hatten ihr Ziel vor Augen.
Die Puppen des Puppenschiffs waren zu teuflischem Leben erwacht.
Und dann brüllte einer der Offiziere auf der Brücke: »Kapitän! Kapitän! Uns nähert sich etwas!«
Aller Augen auf der Brücke fuhren herum, folgten der Richtung, in die er zeigte. Zwei Sikorsky-Hubschrauber rasten wie Rennwagen heran, hielten unerbittlich auf das Puppenschiff zu, so tief über den Wellen, dass kein Radar sie hätte ausmachen können.
Ferngläser wurden gezückt und benutzt. »Royal Navy!«
»Holen Sie sie runter! Sie haben doch gesagt, dass Sie Raketen haben!«, wieherte Charles panisch.
»Sie sind zu nah, sie könnten uns treffen und das Schiff versenken«, sagte Kapitän Gepfner. »Und das sind Royal Marines.«
»Wir sind nur eine halbe Meile von den chinesischen Hoheitsgewässern entfernt«, vermeldete der erste Offizier.
Doch im Moment tat diese Information nichts zur Sache, denn der erste Helikopter drehte scharf bei, dröhnte über sie hinweg wie ein zorniger Gott und verfehlte die Brücke offenbar nur knapp. Er flog so tief, dass Charles durch die offen stehende Hubschraubertür die Gesichter der Leute darin erkennen konnte.
Mit verblüffender Geschwindigkeit und eingeübten Flugmanövern kam der Helikopter in der Luft über dem Handgemenge auf Deck zum Stehen. Der zweite Hubschrauber hielt sich dreißig Meter entfernt. Der Lauf eines schwenkbaren Maschinengewehrs war auf die Brücke gerichtet.
Charles blieb das Herz stehen. Der gelassene Soldat hinter dem Gewehr würde sein Ziel unmöglich verfehlen.
»Halten Sie sie auf!«, verlangte Benjamin.
»Wenn die uns gefangen nehmen, bedeutet das für uns alle Gefängnis«, sagte Gepfner zu seinen Offizieren gewandt und ohne auf Benjamin einzugehen. »Wenn sie uns in chinesischen Gewässern gefangen nehmen, könnte es auch das Erschießungskommando bedeuten.« Er blickte sich genau um und sah, wie die Entscheidung reifte. »Auf Leben und Tod, meine Herren. Öffnet das Panzerbüchsenlager und verteilt sie an den Mob.«
»Nein, Sir«, sagte ein Unteroffizier. »Ich schieße nicht auf Royal Marines, Sir.«
Gepfner zog seine Pistole und schoss dem Offizier ohne Vorwarnung in die Brust. Während der Schuss noch durch die metallene Brücke hallte, sagte er: »Ich werde meine Karriere nicht in einer chinesischen Gefängniszelle beenden, in der ich auf die Kugel bei Sonnenaufgang warte.«
»Dies ist ein Kampf um alles, was wir lieben«, brüllte Benjamin in die Sprechanlage. »Sterbt, wenn es sein muss. Sterbt für mich!«
DREIUNDZWANZIG
Zum zweiten Mal in wenigen Tagen zitterte Bug Man. Er war aus dem Club gerannt, zur Tür hinaus und die Straße entlang, durch die Trauben junger Prostituierter, die, wenn sie ihn jetzt sahen, keinen Typen mit extremem Glück und einer heißen Freundin erblickten, sondern einen heruntergekommenen Kerl, der wahrscheinlich vor der Polizei davonlief.
Er zwang sich, stehen zu bleiben. Zwang sich, langsam zu gehen, aber er konnte es sich nicht verkneifen, sich mit der Hand ein ums andere Mal über den Kopf zu fahren, als wollte er sich etwas aus den Haaren streifen.
Meine Güte, dieses Mal würden sie ihn ganz sicher töten. Aber das war nur der zweite Gedanke, der sich endlos, endlos in seinem Kopf wiederholte. Der erste Gedanke war, dass sie ihn verraten hatte. Schlampe! Flittchen! Nach allem, was er für sie getan hatte, nach allem, was er ihr gegeben hatte. Geschenke und … Er war überzeugt, dass er ihr Geschenke gegeben hatte. Eine Kette! Genau, er hatte ihr einmal eine Halskette geschenkt.
Und er hatte ihr sich selbst geschenkt. Hatte er ihr jemals wehgetan? Nein. Hatte er jemals die Hand gegen sie erhoben? Nein.
Ohne einen Blick zurück, ohne den leisesten Skrupel hatte sie mit ihm Schluss gemacht. Mit ihm Schluss gemacht. Mit ihm! Die Schlampe! War nichts davon echt gewesen? Nach allem, was sie zusammen getan hatten, ließ sie ihn in derselben Minute im Stich, in der er sie entdrahtet hatte? In derselben Minute!
Die Empörung wuchs in seinem Inneren, schaukelte sich hoch, vertiefte sich und ließ ihn beinahe den Gedanken an das Bevorstehende vergessen.
Die Schlampe. Sie würde sein Untergang sein. Er hatte ihr die Präsidentin gezeigt. Er hatte sie ins Büro geschleppt. Was zum Teufel? Und jetzt war sie bei einem Polizisten? Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passierte?
Wo war Burnofsky? Das war die Frage – wo zum Henker war er? Es war
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