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C14-Crash

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Titel: C14-Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blöss / Niemitz
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noch sonst irgendein C14-Datum bei der Erstel-
    lung bzw. Überprüfung der von Dunwiddie erstellten Tentativchronologien
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    C14-Crash
    zur Anwendung. Das schien angesichts der Diskrepanzen zwischen neusee-
    ländischer und kalifornischer Kalibrierung auch nicht weiter verwunderlich.
    Während der Bristlecone-Pine-Chronologie öffentlich und weltweit so lange
    noch die Stange gehalten wurde, bis die europäischen Eichenchronologien im
    Hafen waren, schienen sich die Insider bereits von ihr abgewendet zu haben.
    5.15 Die »Ozeanischen Transportbänder«
    Kurz vor der Chronologie-Jahrestagung in Hamburg (Mai 1996) erhielten wir
    eine Werbebroschüre für SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT mit dem Abdruck eines
    Artikels über die »ozeanischen Transportbänder«, wie die globalen Strö-
    mungsmuster in den Weltmeeren genannt werden. Da auch in der Oktober-
    Ausgabe der Zeitschrift WECHSELWIRKUNG ein Artikel zu demselben Thema
    veröffentlicht wurde, gingen wir davon aus, daß dem Vorgang gerade aus me-
    teorologischer Sicht eine aktuelle Bedeutung zugemessen wird. Tatsächlich
    entpuppte sich dieses Thema im Zusammenhang mit C14-Datierungen für das
    Spätglazial als wissenschaftlicher »Renner«.
    Wichtig für unser Thema ist der C14-Gradient, der zwischen der Atmo-
    sphäre und dem Oberflächen- bzw. Tiefenwasser herrscht. Je länger der letzte
    Austausch mit der Atmosphäre her ist, desto ärmer ist die betreffende Schicht
    an C14. Kommt eine solche an C14 verarmte Schicht an die Oberfläche, dann
    sorgt der bidirektionale Austausch von Kohlendioxid zwischen Ozeanoberflä-
    che und Atmosphäre, daß die Atmosphäre im Endeffekt an C14 verarmt, wäh-
    rend der Ozean sich an der Oberfläche entsprechend mit C14 anreichert. Die-
    ser Vorgang erschien uns als der bis dahin einzig aussichtsreiche Vorgang,
    wie die Atmosphäre ihren C14-Gehalt so stark absenken kann, daß dieser so-
    gar unter den zuvor gestorbener Organismen fällt, um auf diese Weise dem
    C14-Wissenschaftler den retrograden Verlauf der Kalibrierkurve zu besche-
    ren.
    Die Tatsache, daß Anreicherung und Verarmung zeitlich lokal um ein
    Mehrfaches stärker als der radioaktive Zerfall ausfallen, ist uns der stärkste
    Hinweis, daß der übergeordnete zeitliche Trend der atmosphärischen C14-
    Konzentration auf keinen Fall in einer Extrapolation des gegenwärtigen Zu-
    standes gesucht werden darf. So türmen sich natürlich die Probleme für die
    Dendrochronologie, die entweder anfänglich ihr Material an diesem angebli-
    chen Verhalten ausgerichtet hat und später dann mit der nicht minder kriti-
    schen Annahme, daß an allen Orten der Erde dieselben C14-Schwankungen
    stattfinden sollten, die betreffenden Muster einfach synchronisiert hat. Falls
    es sich erhärtet, daß die ozeanischen Transportbänder massiv den C14-Haus-
    5. Tagebuch einer Enthüllung
    195
    halt der Atmosphäre beeinflussen, dann können völlig neue Fragen hinsicht-
    5.12 Während sich
    die Naturwissen-
    lich der Datierung von Klimaumschwüngen und den damit verbundenen kul-
    schaftler zuneh-
    mend auf dynami-
    turellen Umbrüchen gestellt werden.
    sche Modelle des
    komplexen und
    veränderlichen Sy-
    So betonen T.F. Stocker und D.G. Wright die sensible Abhängigkeit der
    stems von Ozea-
    nen und Atmo-
    C14-Uhr von einer Änderung des Isotopeninhalts der Ozeane, indem sie fest-
    sphäre konzentrie-
    ren, verlangen
    stellen, daß es einer Änderung im C14-Inventar der Ozeane von lediglich we-
    C14-Wissenschaft-
    ler nach wie vor
    nigen Promille bedarf, um die Geschwindigkeit der C14-Uhr um 100% zu än-
    Randbedingungen
    mit einem Ausmaß
    dern (siehe dazu Kapitel 2.6, 9.6 und Bild 9.11 ). Angesichts solcher Relatio-
    an Stabilität, das
    meßtechnisch gar
    nen muß C14-Wissenschaftlern und Dendrochronologen, die eine Kalibrie-
    nicht nachweisbar
    ist.
    rung verwalten, welche eine Konstanz der Kohlenstoffisotopenverhältnissen
    im ppm-Bereich (ppm = parts per million) voraussetzt, eigentlich Angst und
    Bange werden.
    5.16 Korrespondenz
    Wie abgehoben das Verständnis maßgeblicher Dendrochronologen hinsicht-
    lich der Tragfähigkeit der C14-Methode ist, wurde uns auch durch einen Brief
    deutlich, der uns aus Irland erreichte. Dem Autor, Dendrochronologe von Be-
    ruf und Passion, war seit längerem aufgrund eines übersandten Artikels der
    Zusammenhang zwischen unserer Kritik der C14-Methode und der sogenann-
    ten »Mittelalterthese« bekannt. Anläßlich eines Besuches in Deutschland hat-
    te

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