C14-Crash
aller Fehlerquellen untersucht wurde (siehe das Kapitel 8), führte
Möglichkeit 2) unmittelbar zu der Aufgabe, in der Literatur nach möglichst
langen Ringsequenzen (alt gewordener) Bäume zu suchen, die an sich einen
steileren Trend aufweisen.
5. Tagebuch einer Enthüllung
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5.13 Der »Skandal von Uppsala«
Es ist kaum Zufall zu nennen, daß wir sofort ein Beispiel für einen solchen
Baum fanden, einen fast tausendjährigen Kauri-Baum aus Neuseeland, dessen
Befund H.S. Jansen ursprünglich 1962 und dann erneut 1969 veröffentlicht
hatte (immerhin anläßlich des legendären Nobel-Symposiums in Uppsala),
ohne daß auch nur ein Wissenschaftler die Sprengkraft seines Befundes ernst
genommen hätte.
Eine Kalibrierkurve auf der Basis dieser Ergebnisse würde beispielsweise
das Alter einer konventionell auf 1200 BC C14-datierten Probe rund 1000 Jah-
re jünger ansetzen. Befunde mit demselben Trend ergaben sich auch für einen
japanischen Baum (Yaku Sugi). Später wurde uns klar, daß »en passant« ge-
machte Bemerkungen über eine mehr oder weniger starke Neigung mancher
Baumarten zur Ausbildung von Fehlringen mit C14-Daten zu tun hatten, die
nur unter dieser Annahme einigermaßen mit der Stationaritätsannahme zu
vereinbaren waren.
Natürlich waren wir nicht zufrieden, lediglich zwei Beispiele gefunden zu
haben. Uns erschien es symptomatisch, daß wir die entsprechenden Veröf-
fentlichungen zwar teilweise von Anfang an archiviert, deren Aussage jedoch
gar nicht richtig verstanden oder nicht einmal zur Kenntnis genommen hatten.
Erst als wir unsere Fragen klar formuliert hatten, fielen uns die Antworten un-
mittelbar ins Auge. Das erklärt uns auch zum Teil den »terra incognita«-Sta-
tus der C14-Muster. Es gab ein Motiv, diese Muster nicht in Frage zu stellen
und deshalb auch nicht nach quantitativen Verhältnissen zu fragen.
5.14 Die letzte Bastion
Bis hierher war unser Verdacht, daß C14-Muster dem Cross-dating von
Baumringchronologien zwar dienlich, doch letztlich ohne reale Grundlage
sind, nur durch Untersuchungen über die mangelnde Vergleichbarkeit von
Labordaten genährt worden. Diese verböten es nach Ansicht der entsprechen-
den Kritiker, in »wiggle« etwas anderes als ein Rauschen in den Meßappara-
turen zu sehen. Doch mit unseren Schlußfolgerungen über die Irrealität dieser
Muster und dem sich daraus zwingend ableitenden Hinweis auf die – sagen
wir: unbewußte – Manipulation der zugrundeliegenden Baumringchronologi-
en bekam das »wiggle-matching« der europäischen Eichenchronologien mit
der amerikanischen Bristlecone-Pine-Chronologie eine noch größere Brisanz.
Tatsächlich konnte nun sehr schnell sowohl für die irische als auch für die
kontinentale Eichenchronologie festgestellt werden, daß Lücken, die mit den
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C14-Crash
gängigen dendrochronologischen Methoden nicht zu schließen waren, am En-
de durch einen Vergleich der C14-Schwankungen mit denen in der amerikani-
schen Bristlecone-Pine-Chronologie überbrückt worden sind. Nicht mehr
überraschen konnte uns in diesem Zusammenhang, daß für die mittlerweile
erstellten »Hochpräzisionskalibrierkurven« die Hölzer der ursprünglich so
fundamental wichtigen Bristlecone Pines nicht mehr verwendet wurden. Die
Dendrochronologie als Hauptpfeiler der C14-Methode hatte damit die Seile
zu ihrer »methodischen Jugendsünde« gekappt. An diesem Punkt angelangt,
gab es unserer Auffassung nach nur noch eine Bastion, die den Zusammen-
bruch des ganzen Gebäudes verhinderte: die kalifornische Bristlecone-Pine-
Chronologie. Solange diese als nach der reinen dendrochronologischen Lehre
errichtet anzusehen war, mußte die daraus abgeleitete Kalibrierkurve – im
Rahmen des systematischen Fehlers natürlich – als gültig erachtet werden,
wie fragwürdig auch immer die Methodik des »wiggle-matching« sein moch-
te. Wenn eine europäische Kalibrierkurve anders als eine kalifornische ausse-
hen muß, dann ist jede dendrochronologische Konstruktion, die diese
fälschlicherweise nachzuahmen versucht, korrupt zu nennen.
Wir machten die Erfahrung, daß die Bristlecone-Pine-Chronologie als
»Heilige Kuh« behandelt wurde, was im Hinblick auf das Überleben der C14-
Methode nun nicht weiter überraschend war. Tatsächlich gab es keine einzige
»konventionelle« Veröffentlichung, die die Stationen des Vorgehens bei ihrer
Erstellung abfragte und die die faktisch nur in Rudimenten
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