C14-Crash
einerseits und
den mangelhaften methodischen Voraussetzungen andererseits herausstellten.
Aber angesichts der Summe der Merkwürdigkeiten, die wir auch im Kapitel
2.3 zusammengefaßt haben, änderte sich unsere Einschätzung nachhaltig.
Mit dem Kapitel 2 wollten wir zeigen, daß allein die Ausleuchtung der
Chronologie der Ereignisse um die Entwicklung der Kalibrierung für C14
zeigt, daß es vor allem Vorurteile und weniger die Fakten waren, die die Ent-
wicklung der Methode bestimmt haben. Das Pikante daran war natürlich, eine
Hilfswissenschaft der Chronologie mit chronologischen Betrachtungen ad ab-
surdum führen zu können. Diese chronologischen Betrachtungen zeigen, daß
mit der Bristlecone-Pine-»Chronologie« bereits mehrere Jahre vor Veröffent-
lichung ihrer dendrochronologischen Daten kalibriert wurde und demnach die
dendrochronologische »Synchronisierung« nur in einer Nacharbeit bzw.
Nachbesserung bestanden haben konnte.
Die C14-Methode hat sich die ihr genehme Kalibrierung letztlich selber
erstellt. Jede andere Form der Kalibrierung als die eines Spiegels stationärer
Verhältnisse hätte verschärfte Fragen nach den Ursachen für das Ungleichge-
wicht aufgeworfen und über kurz oder lang das Simultanitätsprinzip abge-
schafft. Damit wäre das »Projekt Kalibrierung« gestorben gewesen, denn für
mehr als eine global gültige Kalibrierung hätten die Anstrengungen kaum ge-
reicht. Und ohne das Simultanitätsprinzip hätte diese weder entstehen (wegen
der Möglichkeit, mit C14 tentative Synchronisierungen zwischen dendrochro-
nologisch nicht ausreichend signifikanten Hölzern herzustellen) noch ange-
wendet werden können.
Wir erwarten bei der Untersuchung der Warvenchronologien und der ark-
tischen Eiskernbohrungen ähnliche Probleme wie bei dieser Erstchronologie.
Wenn sie ohne Rückgriff auf die Kalibrierkurve der Bristlecone-Pine-Chro-
nologie zu denselben (oder ausreichend ähnlichen) Ergebnissen hinsichtlich
der C14-Aktivität in der Vergangenheit kommen, dann ist das schlecht für un-
sere Argumentation. Wenn hier jedoch ohne kritische Fragen (und möglicher-
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C14-Crash
weise auf den ersten Blick gar nicht erkennbar) die vorhandenen Kalibrier-
kurven benutzt werden, um die mit Sicherheit ebenfalls schwimmenden
Teilchronologien zu verknüpfen, dann haben Querverweise und -abstützun-
gen etwa zwischen Dendro- und Warvenchronologie keinerlei Wert. Mit In-
teresse haben wir gelesen, daß z.B. eine Diskrepanz von mehr als 1.000 Jah-
ren zwischen der dendrochronologischen und einer warvenchronologischen
C14-Kalibrierung für die Zeit vor 2.400 Jahren festgestellt wurde (siehe dazu
Kapitel 2.7). Wir sind äußerst neugierig, was für Zeit am Ende für eine me-
thodisch einwandfrei rekonstruierte Chronologie des Postglazial – wenn das
für die Einzelmethoden überhaupt möglich ist – übrig bleiben wird.
Unsere fast zweijährige intensive Beschäftigung mit der C14-Methode
und der Dendrochronologie erscheint uns im Nachhinein auch als ein Akt per-
manenter Desillusionierung, was wissenschaftliche Selbstverständlichkeiten
angeht. Wir fassen an dieser Stelle die wichtigsten Erkenntnisse zusammen,
die uns jedesmal mit der Frage konfrontierten, welche Gewißheiten die Wis-
senschaftler dennoch bei ihren »Wahrheiten« bleiben ließen:
! Undatierbarkeit der jüngeren Vergangenheit mit C14.
! Libby’s leichtfertige »Beweise« für Simultanitäts- und Fundamentalprin-
zip.
! Teilweise horrende Datierungsabweichungen auch bei Proben aus exquisit
erschlossenen archäologischen Fundstellen.
! Fahrlässige Auslegung der Spielregeln für den statistischen Umgang mit
streuenden Meßwerten.
! Verdrängung der markant abweichenden Kalibrierung mit dem neuseelän-
dischen Kauri-Baum.
! Quantitatives Ausmaß der Diffusion, um die »wiggle« zu erklären.
! Negierung der Bedeutung der Ozeane als nachhaltige Störgröße für die at-
mosphärische C14-Konzentration; C14-Uhr reagiert hochsensibel auf
kleinste Änderungen in der Isotopenzusammensetzung in den Ozeanen.
! Verwendung der Bristlecone-Pine-Chronologie als Kalibriermaßstab, be-
vor die dendrochronologischen Ergebnisse der Synchronisierung fertigge-
stellt worden waren.
! Kompletter »wiggle-match« der wesentlichen Europäischen Eichenchro-
nologien gegen die Bristlecone-Pine-Chronologie.
! Ausmaß an »Fehlringen« einer Baumart wird auch aus dem C14-Gradien-
ten abgeleitet.
!
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