C14-Crash
veröffentlichten
Daten zur Signifikanz der Synchronismen bewertet hätte. Selbst ein Kritiker
der Dendrochronologie wie B. Newgrosh mag keine Hand an die amerikani-
schen Baumringchronologien anlegen, vielmehr seien diese »ohne Zweifel si-
cher« [1991/92, 64]. Die methodische Sicherheit käme hier auch aus der Ver-
wendung von Spezies, deren Vertreter Tausende von Jahren alt werden. Es
sei erwähnt, daß ihr geistiger Vater Ferguson selber eine Bestätigung seiner
Chronologie durch eine weitere Bristlecone-Pine-Chronologie von 1973 be-
stritt, die in der wissenschaftlichen Welt aber als »das« (und letztlich auch als
einziges) Signum ihrer Zuverlässigkeit gehandelt wurde.
Wer die Hindernisse und die Stagnation bei der Erstellung der europäi-
schen Eichenchronologien nachvollzogen hat, kann sich über die Rasanz bei
der Erstellung der Bristlecone-Pine-Baumringchronologie nur wundern. An-
gesichts der trotz aller Recherchen nebulös bleibenden Faktenlage beschlos-
sen wir, es mit einer Arbeitshypothese zu versuchen, mit der wir die wissen-
schaftliche Öffentlichkeit konfrontieren wollten: der These nämlich, daß das
Verfahren der Synchronisierung durch Mustervergleich – das »wiggle-mat-
ching« – für die Erstellung der Bristlecone-Pine-Chronologie erfunden wor-
5. Tagebuch einer Enthüllung
193
den ist und ihr damit überhaupt erst zur Entstehung verholfen wurde und daß
5.10 Das »wiggle-
matchen« wurde
deshalb die Synchronisierung der schwimmenden schweizerischen neolithi-
eigens für die Er-
stellung der Brist-
schen Baumringsequenzen – die für gewöhnlich als Geburtsstunde des »wigg-
lecone-Pine-Chro-
nologie erfunden.
le-matching« gilt – nur ein Nachspiel dieser Übung darstellte.
5.11 Wer mit den
jahrzehntelang na-
Würde uns auf der Basis neuer und uns bis dahin unbekannter bzw. unzu-
hezu unverändert
anhaltenden Pro-
gänglicher Information widersprochen, dann hätten wir das zur Kenntnis zu
blemen der euro-
päischen Dendro-
nehmen und gegebenenfalls Konsequenzen für unsere Argumentation zu zie-
chronologen ver-
traut ist, kann sich
hen. Sollten dagegen die Dendrochronologen abwinken und versichern, daß
über die Rasanz
nur wundern, mit
diese Auseinandersetzung unnötig sei, da die Vorgehensweise von Ferguson
der die Bristleco-
ne-Pine-Chronolo-
schon immer als suspekt gegolten habe, dann hätten wir ein weiteres Mal ge-
gie – bei zudem
noch wesentlich
lernt, warum Heilige Kühe gepflegt werden und warum man so gerne auf sie
schlechterer Fund-
lage – fertiggestellt
hereinfällt. Mittlerweile liegen uns aber so viele Indizien wider die Stichhal-
wurde.
tigkeit der Bristlecone-Pine-Chronologie vor, daß wir an dieser Stelle keinen
gewichtigen Einwand mehr erwarten (vergleiche die Liste der Argumente in
Kapitel 2.3).
Wenn unsere These richtig ist, dann ist die heute akzeptierte Konstruktion
der europäischen Eichenchronologie hinfällig. Bis heute kennen wir keinen
Wissenschaftler, der sich für die Bristlecone-Pine-Chronologie in die Bresche
werfen mag und uns Argumente nennen kann, wieso sie tatsächlich ohne
schwerwiegende Fehler sein soll. So wird auch verständlich, wieso diese
Chronologie, die auf einer Spezies beruht, die dendrochronologisch betrachtet
viel schlechter zu handhaben ist als zum Beispiel die mitteleuropäische Eiche,
so schnell fertig werden konnte.
Da zu dieser Zeit die Unveränderlichkeit der Randbedingungen für die
Evolution der Erde wie ein Dogma behandelt wurde, leitete sich damit ein
stationäres Verhältnis von Produktion und Zerfall von C14 und damit die Ur-
form der Kalibrierkurve als Winkelhalbierende ohne weiteres ab. Daß die Ka-
librierkurve für die ferne Vergangenheit wie ein umgekehrter schiefer Turm
von Pisa in die Horizontale abbiegen will, ist möglicherweise dem Konstruk-
tionskalkül geschuldet und spiegelte damit keine tatsächliche Tendenz der
C14-Aktivität in der Vergangenheit wieder.
Es stützte unsere These über die methodische Fragwürdigkeit der Bristle-
cone-Pine-Chronologie ganz erheblich, daß etwa P. Dunwiddie, ein Kollege
Ferguson's am Tree-Ring Labor in Tucson, 1979 einen Artikel über die Mög-
lichkeiten und die Schwierigkeiten bei der Erstellung neuseeländischer Baum-
ringchronologien veröffentlichte, ohne die noch zu Fergusons Zeiten übli-
chen »C14-Riten« zu vollziehen. Weder kommt die Bristlecone-Pine-Chrono-
logie zum »wiggle-matchen«
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