C14-Crash
soviel
Holzfunde hinterlassen hat, änderte sich allerdings nichts.
Nie wieder wurden aus so vielen Proben unterschiedlicher Herkunft und
Qualität und unter so (anerkanntermaßen) schlechten Bedingungen für die Mes-
sungen so konsistente Ergebnisse erzielt. Die durchweg ausgezeichnete Über-
einstimmung der gemessenen C14-Alter mit den zugeordneten Absolutaltern als
furiose Bestätigung der Fundamentalannahme steht im diametralen Gegensatz zu
dem normalerweise hohen Anteil von »Fehldatierungen«. Libby und seine Mitar-
beiter waren ganz offensichtlich der Versuchung erlegen, aus ihrem Konvolut an
Messungen diejenigen zu verwenden, deren C14-Alter – zufällig – in Überein-
stimmung mit den von Historikern vorgegebenen Absolutaltern lagen. Der Glau-
be an die Gleichförmigkeit der Natur erlaubte es, von einer angemessenen Aus-
wahl statt von einem Betrug zu sprechen.
6. Die Entdeckung und Entwicklung der C14-Methode
235
kannt«
6.8 Libby war von
[Libby 1961b, 102]. Libby wollte mit seiner neuen Methode Licht in ein
der Möglichkeit
chronologisches Dunkel der Geschichte tragen, dessen Ausmaß ihm in keiner
bzw. Realität ex-
akter Chronologie
Weise bewußt war. Im Grunde hätte er bereits damals erkennen können, daß
ursprünglich so
überzeugt, daß er
davon ausging,
er ein Meßverfahren entwarf, das nach seinem eigenen Wissensstand allen-
Absolutdaten für
30.000 Jahre zur
falls marginalen Nutzen stiften konnte.
Überprüfung des
C14-Fundamen-
Mit dieser neuen Situation konfrontiert wuchs nun der Lieferung von Lan-
talprinzips von der
Geschichte erhal-
sing eine unvermutet große Bedeutung zu, denn offenbar konnte nur die al-
ten zu können, um
sich mit ihrer Hilfe
tägyptische Geschichte historisch gesicherte Daten liefern, um nunmehr die
dann ein für alle-
mal von der Ge-
Methode in dem für jahrgenau richtig gehaltenen geschichtlichen Zusammen-
schichte abkop-
peln zu können.
hang zu verifizieren. Nachdem das Team die Methode der Probenaufberei-
tung und der Zerfallsmessung bis zu einem Grad perfektioniert hatte, daß
nunmehr von gesicherten Effekten gesprochen werden konnte, wurde die Ki-
ste von Lansing Mitte des Jahres 1948 endlich wieder geöffnet und ein Stück
Holz im Zusammenhang mit der Stufenpyramide von Djoser bei Sakkara für
die Messung vorbereitet und verarbeitet.
Da Anderson mit unverminderter Intensität seine Dissertation betrieb,
kam nun Arnold die erregende, oder wie er selber sagte: »erschreckende«
Verantwortung für diesen Job zu. »An einem heißen Samstagnachmittag jenes
Sommers hatte ich endlich genügend Zählereignisse unseres nach wie vor
temperamentvollen Systems zusammen, um ein vorläufiges Ergebnis berech-
nen zu können. Ich werde niemals den Eindruck vergessen, den die Tatsache
auf mich machte, daß sich eine Zählrate ergab, die in etwa zwischen dem Er-
gebnis für Ernie’s (Anderson) moderne Holzproben und der Nullrate lag. Für
einige Stunden voller Frohlocken war ich die einzige Person auf der Welt, die
wußte, daß die C14-Methode funktionierte. Es sind das die Momente, für die
zu leben es sich lohnt« [Arnold 1992, 6].
Sowohl Andersons Untersuchung des C14-Gehaltes moderner Organis-
men als auch diese ersten Messungen an alten Proben – im Zusammenhang
mit den Gräbern Snofrus und Djosers – wurden im März 1949 in SCIENCE ver-
öffentlicht. Die erwarteten und die gemessenen Aktivitäten (Zerfälle pro Mi-
nute und Gramm Kohlenstoff) bezüglich der historischen Proben wurden ein-
ander in durchaus vertrauenserweckender Übereinstimmung gegenüberge-
stellt: 7.15 ± 0.15 als erwartetem Wert gegenüber 7.04 ± 0.2 als gemessenem
Wert.
Die Autoren schlossen ihren Artikel mit einer Ankündigung: »Angesichts
dieser Ergebnisse fühlen wir uns ermutigt, weitere Tests auch an jüngeren
6.8
Proben bekannten Alters durchzuführen. Diese Arbeiten wurden bereits be-
gonnen« [Libby et al. 1949, 228]. Wir merken an, daß in dem SCIENCE-Artikel le-
diglich die Proben mit der Nummer 1 und der Nummer 12 behandelt wurden.
236
C14-Crash
Die Ergebnisse aus den Messungen an den Proben 2-11 sowie diejenigen mit
noch höheren Nummern wurden dagegen nicht veröffentlicht.
Neun Monate später, im Dezember desselben Jahres, wurden die angekün-
digten Ergebnisse in einem weiteren Artikel ebenfalls in SCIENCE [Arnold/Libby
1949, 678] veröffentlicht. Dieser war betitelt mit »Age Determinations by
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