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C14-Crash

C14-Crash

Titel: C14-Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blöss / Niemitz
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außerhalb der Grenze
    der Begräbnispyramide gefunden, ein Platz, »der nun sicherlich nicht das
    ist, was (für derartige Kultgegenstände) zu erwarten gewesen wäre«. Wei-
    tere Boote stammten aus noch weiter entfernten Fundplätzen, obendrein
    sei nicht (mehr) zu klären gewesen, von welchem Boot die Probe eigent-
    lich genommen worden sei. Alle Boote machten im Hinblick auf das frag-
    liche historische Ereignis einen unangemessen primitiven Eindruck. Tat-
    sächlich gibt es weder schriftliche Überlieferungen noch sonstige Hinwei-
    se, die diese Schiffe in Beziehung zu dem Begräbnis von Sesostris III set-
    zen. Die Autoren mahnen Vorsicht bei der Verwendung der entsprechen-
    den C14-Daten an. Das Datum wurde bei Libby [Anderson/Libby 1951] von
    3.700 auf 3.621 leicht revidiert, während der Fehler von ursprünglich ±
    400 [1949] auf ± 180 C14-Jahre reduziert wird.
    5) Die Situation hinsichtlich des Fundortes für die sechste Probe aus dem
    Grab Snofrus aus Meydum sahen T. Säve-Söderbergh und I.U. Olsson
    ebenfalls als kritisch an. Es sei lediglich eine neue Messung an einer ver-
    gesellschafteten Probe gemacht worden, wobei die ursprüngliche Messung
    der Probe C-12 durch das Chicagoer Labor aus meßtechnischen Gründen
    von einer historischen Bewertung nunmehr ausgeschlossen wird [1970, 46;
    ebenso bei Ehrich 1992, 5]. Die einzig verbleibende Messung sei an Zedern-
    holz vorgenommen worden, das aber sehr gut älter sein könne als die
    Konstruktion, in der es verwendet wurde. Das C14-Alter gibt Libby 1951
    mit 4.802 ± 210 an. Dem unterlegt ist eine tatsächliche Streuung der Wer-
    te in einem Bereich von knapp 1.400 C14-Jahren.
    6) Auch die siebte Probe aus dem Begräbnisareal des Pharaos Djoser rückte
    in der darauffolgenden Zeit in einen unsichereren Kontext. Während Lib-
    by 1949 noch ein C14-Alter der Probe von rund 4.750 Jahren gemessen
    (und eine Gleichzeitigkeit mit der sechsten Probe unterstellt) hatte – und
    damit den Sollwert recht gut getroffen hatte –, schrumpfte dieses Alter
    nunmehr durch Hinzunahme dreier weiterer Messungen an derselben Pro-
    be auf 3.979 Jahre (Mittelwert) zusammen. Dieser Wert hätte Libby bei
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    dem Versuch, das Fundamentalprinzip zu verifizieren, erhebliches Kopf-
    zerbrechen gemacht. Eine zweite Probe aus demselben Komplex ergab
    später zwar ein nämliches C14-Alter von ca. 4.100 Jahren, wurde aller-
    dings um 500 Jahre nach Djosers Regierungszeit eingeordnet.
    Aus späteren Versionen der »Curve of Knowns« [Libby 1952, und folgende Aufla-
    gen] wissen wir, wie sicher sich Libby in der Gültigkeit des Fundamentalprin-
    zips war, denn die präsentierten Meßwerte liegen bei ihm ohne irgendeine
    Tendenz der Abweichung auf der theoretischen Aktivitätskurve. Angesichts
    der großen Streuung der einbezogenen Meßwerte untereinander, sowie der
    zweifellos großen Anzahl unveröffentlichter Daten (die die Anzahl der veröf-
    fentlichten um ein Vielfaches übersteigt), erkennen wir eine Tendenz zur Sor-
    tierung und Berechnung, die kaum von Gesundbeten zu unterscheiden ist. Un-
    serer Ansicht nach führte eine unvollkommene und vermutlich auch immer
    wieder vertrauensunwürdige Meßtechnik zu der Filterung einer Teilmenge an
    Meßwerten, die Libbys Vorurteil über die atmosphärische Kohlenstoffradio-
    aktivität zu bestätigen vermochten: daß die C14-Konzentration in altertums-
    geschichtlich bedeutsamer Zeit grundsätzlich jeweils global genau den Wert
    aufwies, den Libby und seine Mitarbeiter 1949 gemessen hatten.
    Nach dem Stand des Wissens, der bereits wenige Jahre danach Gültigkeit
    besitzen sollte, waren Libbys Ergebnisse längst überholt, ja, hätten als ge-
    schönt verdächtigt werden müssen. Weder konnte die moderne C14-Konzen-
    tration in der Atmosphäre als Maßstab für die Vergangenheit herangezogen
    werden, noch stimmten erwartetes Alter und gemessenes C14-Alter insbeson-
    dere für die altägyptische Geschichte auf befriedigende Weise überein. Doch
    niemand mochte den Verdacht aussprechen, daß Libby und seine Mitarbeiter
    ihre Meßwerttabellen nicht nach Lage der Dinge, sondern nach ihrer vorge-
    faßten Meinung über die Stationarität irdischer Randbedingungen interpretiert
    haben mußten.
    Eine Chance war verpaßt, die Brauchbarkeit dieser im Fokus des wissen-
    schaftlichen Interesses stehenden Datierungsmethode realistisch einzuschät-
    zen. 50 Jahre kontinuierlicher Praxis der C14-Methode demonstrieren zu-
    gleich den

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