C14-Crash
Alter wider-
spiegelt. Die Analyse der Einzelmessungen ergibt folgendes Bild: Die 5
Meßwerte für die Aktivität streuten zwischen 10.15 und 11.52, entspre-
chend einem maximalen Altersunterschied von ca. 1.000 Jahren. Libby
schrieb von einer »Ausgrabung«, nicht »Fällung« des Baumes bzw. eines
Teiles von ihm, so daß daraus zu schließen ist, daß sein Alter in irgendei-
ner Weise dendrochronologisch bestimmt worden sein mußte. Eine
schriftliche Quelle dafür wurde nicht angegeben. Ein Hinweis auf die
Messung an anderen Exemplaren aus dieser Baumringchronologie wird
nicht gegeben.
2) Auch die beiden nächsten Proben wurden ohne schriftliche Quellenanga-
ben präsentiert. Sie sollten aus der Ptolemäischen (332-330 BC) bzw. der
Syrisch-Hethitischen Periode (725-625 BC) stammen. Gemessenes und er-
wartetes Alter wiesen akzeptable bis gute Übereinstimmung auf. Bei bei-
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C14-Crash
den Proben bezog sich Libby jeweils auf namentlich genannte wissen-
schaftliche Gewährspersonen.
3) Für die vierte Probe wurde ein Literaturhinweis gegeben, eine im Tree-
Ring Bulletin von A.E. Douglass veröffentlichte Beschreibung eines mo-
numentalen Baumstumpfes (der sog. »Centennial Stump«) mit Fällungs-
jahr 1874, dem diese Probe entnommen worden war [Douglass 1946, 5ff.]. Es
finden sich in der besagten Veröffentlichung keine Hinweise auf die Qua-
lität der entnommenen Probe(n) für die Datierung, deren Behandlung oder
auf die Methode der Baumringzählung. Gemessenes (3.005 ± 165) und er-
wartetes Alter (2.928 ± 50) stimmten gut überein. Da der »Centennial
Stump« aus einem Stück bestand und das Fällungsjahr genau bekannt war,
muß sich die Unsicherheit von ±165 Jahre im wesentlichen auf die Menge
hypothetischer Fehl- oder Doppelringe beziehen.
4) Die fünfte Probe wurde als ein Stück Holz von dem sogenannten Begräb-
nisboot des ägyptischen Pharaos Sesostris III. angegeben, das seinerzeit
im Naturkundemuseum in Chicago gezeigt worden war. Auch hier ist die
Übereinstimmung von gemessenem (3700 ± 400) und erwartetem Alter
(3792 ± 50) überzeugend, allerdings liegen die beiden herangezogenen
Meßwerte selber um 500 Jahre auseinander.
5) Die sechste Probe stammt aus dem Grab Snofrus aus Meydum und ...
6) ... die siebte Probe aus dem Begräbnisareal des Pharaos Djoser. Libby be-
handelt beide als quasi-gleichzeitig, was durch den Stand der Geschichts-
forschung gerechtfertigt erschien. Während die tatsächliche Streubreite
der Meßwerte beinahe 2.000 Jahre umfaßte, differierten gemitteltes und
erwartetes Alter lediglich um 150 Jahre.
In der ersten in SCIENCE veröffentlichten »offiziellen« Datensammlung von
1951 sind einige Revisionen und auch zusätzliches Datenmaterial angegeben.
Allerdings werden jetzt keine Aktivitäten mehr angegeben, sondern nur noch
umgerechnete C14-Jahre. Während die angegebene laufende Nummer der
aufgezählten gemessenen Daten bei über 500 angekommen war, sind hier we-
niger als 50 veröffentlicht worden. Der Grund für diese niedrige Ausbeute ist
vor allem dem großen Anteil zurückgewiesener Datierungen zu suchen.
1) Zu der Douglas-Fichte wurden keine neuen Informationen gegeben.
2) Zu den Proben aus der Ptolemäischen und der Syrisch-Hethitischen Peri-
ode sind ebenfalls keine neuen Informationen vorhanden.
3) Für die vierte Probe »Redwood« wird nunmehr die Anzahl der Ringe bis
zum Kern mit 2.905 angegeben (ohne Kommentar der Methode zur Re-
konstruktion von Doppelringen oder einem anderen Fällungsjahr). Es ist
6. Die Entdeckung und Entwicklung der C14-Methode
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eine neue Messung hinzugekommen (2.404 gegenüber bisher 2.817 bzw.
6.10 Nach dem
Stand des Wis-
3.045 C14-Jahren), die das bis dato doch recht homogene Ergebnis grund-
sens, der bereits
wenige Jahre nach
sätzlich in Frage stellt. Die tatsächliche Streuung der gemessenen C14-Al-
Etablierung der
C14-Methode Gül-
tigkeit besitzen
ter liegt jetzt bei mehr als 600 Jahren, der resultierende Fehler für den
sollte, waren Lib-
bys Ergebnisse
Mittelwert wird dagegen mit ± 130 C14-Jahren angegeben.
längst überholt, ja,
hätten als ge-
4) Die fünfte Probe (ein Stück Holz aus dem Begräbnisboot des ägyptischen
schönt verdächtigt
werden müssen.
Pharaos Sesostris III.) unterzogen T. Säve-Söderbergh und I.U. Olsson
zwanzig Jahre später einer neuen Bewertung hinsichtlich ihrer archäologi-
schen Bedeutung. Tatsächlich wurden fünf Boote
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