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C14-Crash

C14-Crash

Titel: C14-Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blöss / Niemitz
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Ergebnissen kommen können.
    2) Das Problem der Kontamination ist immer gegeben und muß deshalb ge-
    nerell durch chemische Waschungen sowie durch das Ansetzen eines ent-
    sprechenden Fehlerbeitrages für diese Korrektur berücksichtigt werden,
    ohne den Einzelfall quantitativ genauer beurteilen zu können.
    3) Offiziell kennt man die Verletzung des Simultanitätsprinzips nur als »Re-
    servoireffekte«, die vereinzelt zu C14-Kontaminationen bestimmter Orga-
    nismen führen. Aus nicht-atmosphärischen lokalen Reservoiren wie zum
    Beispiel Vulkanen oder aufsteigendem Tiefseewasser können die unter
    diesem Einfluss lebenden Organismen über ihren Stoffwechsel Kohlen-
    stoff mit abweichender Isotopenzusammensetzung aufnehmen bzw. ein-
    bauen. Tatsächlich tritt aber eine viel allgemeinere Verfälschung durch
    globale und schnelle Bewegungen von C14 und C12 auf.
    4) Die Organismen können zwischen den Kohlenstoffisotopen unterscheiden.
    Sie inkorporieren auf unterschiedliche Weise C14-Atome, was zu Alters-
    drifts von bis zu 700 Jahren führt. Dieser Effekt der »Isotopenfraktionie-
    rung« wird anhand der Messung der C13-Konzentration korrigiert, ohne
    letztlich Sicherheit darüber zu haben, ob das Inkorporationsverhalten über
    die Jahrtausende gleich geblieben ist.
    5) Die Annahme zeitlicher Invarianz der C14-Konzentration in der Atmo-
    sphäre erkannte man zuerst als falsch (»Suess-Effekt«, »de-Vries-Effekt«
    etc.). Durch konsequente wenn auch unzulässige Anwendung der Voraus-
    setzung 3 (Simultanitätsprinzip) gelangte man zur Anerkennung einer glo-
    1. Grundsätzliches – eine Einführung zum Gebrauch
    25
    bal gültigen von der Dendrochronologie gelieferten Kalibrierkurve, mit
    1.3 Mit seiner ur-
    sprünglichen und –
    der ein C14-Alter die letzte und zugleich wichtigste Korrektur erfährt.
    wie wir heute wis-
    sen – leider fal-
    schen Verifizie-
    rung des mächti-
    Jede C14-Datierung verlangt, alle systematisierbaren Einflüsse, die durch die-
    gen Fundamen-
    talprinzips hatte
    se Fehler bewirkt werden, zu berücksichtigen. Diese Einflüsse korrigieren den
    Libby den Histori-
    kern etwas be-
    eigentlichen Meßwert. Selten werden dabei die entsprechenden Unsicherhei-
    schert, was diesen
    aus eigener An-
    ten, denen auch diese Korrekturen unterliegen (Korrekturfehler), in der not-
    strengung heraus
    noch nie gelungen
    wendigen Akribie mit berücksichtigt. Selbst bei Präzisionsmessungen addie-
    war: Die Erstellung
    einer jahrgenauen
    ren sie sich normalerweise zu mehreren Jahrhunderten. Die Annahmen 1 - 4
    und lückenlosen
    Chronologie. In
    (Meßbarkeit, Kontamination, Simultanitätsprinzip und Organische Invarianz)
    diesem Fall han-
    delte es sich aller-
    werden im Kapitel 8 eingehend analysiert. Die Annahme 1 findet unter histo-
    dings nicht um die
    Chronologie einer
    rischen Gesichtspunkten auch im Kapitel 6.4 Berücksichtigung. Die Annahme
    lokalen Herrscher-
    folge, sondern um
    5 (Fundamentalprinzip) ist Gegenstand des ganzen Kapitel 9, in welchem die
    die der globalen
    Isotopenzusam-
    mangelnden Voraussetzungen für eine einheitliche Kalibrierung beschrieben
    mensetzung der
    Atmosphäre.
    werden.
    1.5 Fundamentalprinzip und Simultanitätsprinzip
    Libby kämpfte lange Zeit dagegen, das Fundamentalprinzips fallen zu lassen,
    und war sogar – im Verein mit etlichen Historikern – bereit, die anerkannte
    altägyptische Chronologie dort in Frage zu stellen, wo sie im Widerspruch
    zur C14-Chronologie Altägyptens stand. Doch ab 1958 wurde mit C14-Mes-
    sungen an langen Baumringsequenzen immer unabweisbarer, daß die C14-
    Konzentration in der Atmosphäre in der Vergangenheit auf keinen Fall kon-
    stant gewesen sein konnte. Mit seiner ursprünglichen und – wie wir heute wis-
    sen – leider falschen Verifizierung des mächtigen Fundamentalprinzips hatte
    Libby den Historikern etwas beschert, was diesen aus eigener Anstrengung
    heraus noch nie gelungen war: Die Erstellung einer jahrgenauen und lücken-
    losen Chronologie. In diesem Fall handelte es sich allerdings nicht um die
    Chronologie einer lokalen Herrscherfolge, sondern um die der globalen Isoto-
    penzusammensetzung der Atmosphäre.
    Wer nämlich mit Libby von der Gültigkeit des Fundamentalprinzips aus-
    ging, der befand sich automatisch im Besitz des Wissens über die C14-Kon-
    zentration der Atmosphäre für jeden beliebigen Ort der Erde und für jeden
    beliebigen Zeitpunkt der zurückliegenden Geschichte: Zu jeder Zeit und aller-
    orten

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