C14-Crash
etwa
Lebzeiten (und natürlich auch nach der gesamten Lagerzeit) stets auch diesel-
1970 – gab es also
eine Art »Hänge-
be C14-Konzentration besessen haben.
partie«: Einerseits
benötigte die C14-
Methode eine
In diesem Stadium – Anfang der 60er Jahre – trat folgerichtig die Dendro-
komplette Baum-
ringchronologie,
chronologie auf den Plan. Sie verfügt mit ihren Baumringsequenzen über eine
die sich bis zum
Ende der Eiszeit
Chronologie, die Jahr für Jahr Auskunft über die einst herrschende atmosphä-
vor 12.000 Jahren
erstrecken mußte.
rische C14-Konzentration geben kann – jedenfalls für den Zeitraum, in dem
Andererseits war
die Dendrochrono-
die Jahrringchronologie komplett zur Verfügung steht. Die Dendrochronolo-
logie dringend auf
Hilfe bei der Vor-
gie konnte aber erst mit Hilfe der C14-Methode sowohl in Amerika als auch
datierung ihrer
Hölzer angewie-
in Europa in die früh- und vorgeschichtliche Zeit vorstoßen. Über ein Jahr-
sen, um genau
diese erstellen zu
zehnt – bis etwa 1970 – gab es also eine Art »Hängepartie«: Einerseits benö-
können. Wie kam
man sich wechsel-
tigte die C14-Methode eine komplette Baumringchronologie, die sich bis zum
seitig entgegen,
um diese Situation
Ende der Eiszeit vor 12.000 Jahren erstrecken mußte. Andererseits war die
der gegenseitigen
Abhängigkeit zu
Dendrochronologie dringend auf Hilfe bei der Vordatierung ihrer Hölzer
überwinden?
angewiesen, um genau diese erstellen zu können. Wie kam man sich wechsel-
seitig entgegen, um diese Situation der gegenseitigen Abhängigkeit zu über-
winden?
Die Antwort lag im systematischen Ausnutzen des Simultanitätsprinzips.
Weiterentwickelt als »wiggle-matching« ging es in das methodische Hand-
werkszeug der Dendrochronologie über. Das »wiggle-matching«, ein Muster-
analyse-Verfahren der C14-Konzentrationsschwankungen, bot die Möglich-
keit, Baumringsequenzen als zeitgleich zu erkennen (zu synchronisieren), de-
ren forstbotanische Charakteristiken nicht (oder noch nicht) miteinander ver-
glichen werden konnten (siehe Bild 2.5 ). Deshalb wurden die Baumring-
1.4
sequenzen statt über Ringdickenmuster ersatzweise über den Vergleich ihrer
jeweiligen C14-Muster bzw. C14-Konzentrationsschwankungen zeitlich – vor
allem ohne das der Dendrochronologie ansonsten immanente Mehrdeutig-
keitsproblem – zueinander plaziert. Im folgenden Abschnitt wird gezeigt,
warum die Dendrochronologie nicht aus eigener Kraft ins Ziel kommen konn-
te.
1.6 So funktioniert die Dendrochronologie
Unter Dendrochronologie wird gewöhnlich ein Verfahren zur Altersbestim-
mung archäologischer Holzfunde verstanden. Doch ähnlich wie bei der C14-
Methode liegt die Leistung der Methode gar nicht in der Altersbestimmung,
sondern in der Synchronisierung von Holzfunden anhand eines Vergleichs ih-
rer Baumringdickenmuster (Ringbreitenfolgen, Jahrringstrukturen). Dabei
wird die individuelle Jahrringstruktur interessierender Hölzer mit der Jahr-
30
C14-Crash
ringstruktur einer für die Region gültigen sogenannten »Mittelkurve« (auch
»Standard-« oder »Mastersequenz« genannt) verglichen. Wo deutliche Ähn-
lichkeiten zwischen den Jahrringstrukturen vorliegen, kann mit einer gewis-
sen Wahrscheinlichkeit von einer zeitlichen Synchronität ausgegangen wer-
den. Diese Mittelkurve entsteht ihrerseits durch die entsprechende Auswer-
tung möglichst vieler einzelner Hölzer aus einer begrenzten Region. Je mehr
synchron laufende Hölzer diese Mittelkurve aufweist, desto typischer kann ihr
Verlauf angenommen werden und desto wahrscheinlicher ist das Auffinden
weiterer echter Synchronitäten. Die Altersbestimmung selber durch Auszäh-
len von Jahresringen wird dabei wohl kaum als die eigentliche Leistung der
Dendrochronologie bezeichnet werden können.
Bei sogenannten jahrringbildenden Bäumen wachsen Jahr für Jahr ver-
schieden dicke Ringe in Abhängigkeit vom jeweiligen Klima. Damit entste-
hen Ringbreitenfolgen, die typisch sind für die jeweilige
! Baumart,
! Region,
! und Epoche.
Bringt man die Bilder zweier Ringbreitenfolgen von Bäumen derselben Art,
die wenigstens teilweise gleichzeitig in demselben Klimagebiet herangewach-
sen sind, in richtiger Zeitlage zur Deckung, so zeigt sich im allgemeinen eine
mehr oder weniger große Ähnlichkeit im Wuchsverlauf. Die in Bild 1.4 ge-
zeigte Ähnlichkeit zwischen den Jahrringkurven [nach Schweingruber 1983, 85]
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