C14-Crash
der
Messung der zu datierenden Probe selber. Eine Analyse der Fehlerquellen,
die über die reine Messung hinausgehen und zugleich in keinem Zusammen-
hang mit der Kalibrierung stehen, findet sich in Kapitel 8. Um die gemessene
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Tatsächlich beinhaltete bereits das sogenannte »Fundamentalprinzip« Libbys eine solche
Chronologie. Seine Annahme, daß die C14-Konzentration der Atmosphäre seit je und
zugleich überall auf der Erde konstant gewesen sei, bedeutete nichts anderes als die
lückenlose Kenntnis des zeitlichen und örtlichen Verlaufs dieser C14-Konzentration und
war damit eine klare chronologische Aussage.
7. Statistik muß sein – Lüge oder Unwahrheit?
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Restaktivität der Probe am Ende in ihr historisches Alter übersetzen zu kön-
7.2 Wie konnte ei-
ne sogenannte
nen, werden unkorrigierbare zufällige Fehler und – in gewissen Grenzen kor-
»naturwissen-
schaftliche Datie-
rigierbare – systematische Fehler in Rechnung gestellt. Diese können wie
rungsmethode«
die Vorreiterrolle
bei der Absolutda-
folgt unterschieden werden:
tierung
bekommen, ob-
wohl sie nur auf
1) zufällige Fehler der Radioaktivitätsmessung
der Basis einer hi-
storischen Absolut-
2) meßspezifische Korrekturen
chronologie funk-
tionierte, die erst
3) probenspezifische Korrekturen
mit 20 Jahren Ver-
spätung zur Zufrie-
4) Restfehler
denheit einiger Be-
teiligter vorlag?
Im Rahmen der Theorie von der Quasi-Konstanz der atmosphärischen C14-
Aktivität wird die anschließende
5) Kalibrierung
ebenfalls gerne als »Korrektur« bezeichnet. Insbesondere soll diese unabhän-
gig von dem Fundort durchgeführt werden können. Die C14-Kalibrierung ist
jedoch keine Korrektur im Sinne der Kompensation kleinerer Abweichungen
infolge global einheitlich variierender physikalischer Randbedingungen. Sie
muß auf einer lokalen Rekonstruktion der C14-Konzentration der Atmosphä-
re beruhen, die eine einmalige Geschichte repräsentiert und nicht aus anderen
Geschichten extrapoliert werden kann.
Die Berücksichtigung der zufälligen Fehler bei der Messung (1) und von
systematischen meßspezifischen Korrekturen (2) werden in der Regel routine-
mäßig von dem involvierten Meßlabor gemacht. Die probenspezifischen sy-
stematischen Korrekturen (3) müssen hingegen von dem verantwortlichen Ar-
chäologen veranlaßt und bewertet werden. Mit einem Restfehler (4) ist schon
aufgrund der erfahrungsgemäß teils erheblichen Abweichungen der Untersu-
chungen identischer bzw. ausdrücklich gleichaltriger Proben zu rechnen. Alle
vorgenommenen Korrekturen können Größenordnungen über dem Meßfehler
liegen und tragen, da sie naturgemäß selber fehlerbehaftet sind, zusätzlich zu
dem Fehler bei, der auch nach allen Korrekturen verbleiben wird. Die obige
Liste unterschiedlicher Fehlerquellen wird für gewöhnlich folgendermaßen
detailliert:
1.1 Angabe der Meßunsicherheit, die wegen des zufälligen Charakters der
Radioaktivität gegeben ist, und deren Höhe mit der Dauer der Messung
abnimmt (vergleiche Bild 7.2 ).
2.1 Bewertung unveränderlicher Quellen für systematische Meßfehler aus
Hintergrundstrahlung, laborinternen Verunreinigungen bei der Probenauf-
bereitung etc..
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C14-Crash
7.2 Aufwand und Präzision
Aufgrund des zufälligen Charakters des radioaktiven Zerfalls muß zur Erreichung
einer einprozentigen Genauigkeit der Messung von Zerfal sereignissen bei Ver-
wendung eines Gramms reinen und jetztzeitigen Kohlenstoffs ein halber Tag ge-
messen (= gezählt) werden. Der zufällige absolute Fehler F einer Messung von
radioaktiven Zerfal sereignissen hängt nur von der Anzahl N der registrierten Er-
eignisse ab und ergibt sich als relativer Fehler f im Verhältnis zu dieser Anzahl
mit 1/! N. Für einen Fehler unter 1% müssen also mehr als 10.000 Zerfal sereig-
nisse registriert werden. Die Grafik wurde unter der Annahme einer Zerfallsrate
von 13.5 Zerfäl en je Minute und Gramm reinem Kohlenstoff erstel t. Das ent-
spricht einer jungen Probe. Bei nur halber Aktivität muß natürlich die doppelte
Meßzeit veranschlagt werden, um auf dieselbe Meßgenauigkeit zu kommen.
Bei entsprechend langen
Messungen wären Diskussio-
nen über problematische
C14-Daten ein für al emal
beendet – wenn nicht zusätz-
liche Fehlerquel en vorhan-
den wären, die wesentlich
höhere Unsicherheiten als
die aus dem radioaktiven
Zerfall bei zu kurzer Meßzeit
ins Spiel bringen. Der
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