C14-Crash
der C14-Anteil des Kohlenstoffs ist,
desto stärker wirkt sich eine Beimischung modernen Kohlenstoffs aus. Die Aus-
wirkung fossilen Kohlenstoffs ist dagegen unabhängig von der Lagerzeit der Pro-
be. Das Bild zeigt die radioaktive Zerfalskurve einer 40.000 C14-Jahre alten Pro-
be zusammen mit zwei weiteren Zerfal skurven, die die Probe einmal 1.000 Jahre
älter und einmal 1.000 Jahre jünger erscheinen lassen und hier jeweils auf Konta-
mination zurückzuführen sein sol en. Während zu jeder Zeit rund 12% Volu-
mensanteil fossilen Kohlenstoffs ausreichen, um die tausendjährige Alterung zu
bewirken, nimmt die für die Verjüngung benötigte Menge modernen Kohlen-
stoffs mit der Lagerzeit dramatisch ab.
8. Verwässerung statt Verbesserung – noch mehr Fehler!
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effekt rasant an (vergleiche Bild 8.8 ). R.E. Taylor
8.5 Niemand weiß,
[1987, 120] gibt ein Beispiel
ob eine Probe kon-
taminiert ist oder
[Delibrias et al. 1974, 20], in dem die Differenz zwischen gemessenem C14-Alter
nicht, weshalb rou-
(5.000 Jahre) und erwartetem C14-Alter (3.600 Jahre) einer Probe ausschließ-
tinemäßig jede
Probe chemisch
aufbereitet wer-
lich auf Kontamination zurückgeführt worden war. Eine entsprechend alte
den muß. Diese
Prozedur führt au-
Probe müßte allerdings mit mehr als 20% fossilem Kohlenstoff kontaminiert
tomatisch zu einer
weiteren Unschär-
worden sein, um so auf ein fiktives Alter von 5.000 Jahren gebracht zu wer-
fe in der Altersbe-
stimmung.
den. Ein effektiver Weg, eine mögliche Kontamination nachzuweisen, besteht
im Ausmessen mehrerer Bereiche der fraglichen Probe, sofern die Größe und
die Art der Probe dies erlaubt. In diesem Sinne sind z.B. Knochen besonders
»kontaminiert«.
Die Probenvorbehandlung werde, so R.E. Taylor, von der Mehrheit der
C14-Labore für gewöhnlich sehr effektiv durchgeführt, doch es sei oftmals
unmöglich, alle nichtzugehörigen organischen Bestandteile von bzw. aus der
Probe zu entfernen. Die trotz Vorbehandlung verbliebene Kontamination rei-
che jedoch gerade bei Proben aus dem Postglazial in den allermeisten Fällen
nicht aus, das Probenalter deutlich stärker als die statistische Varianz aus der
eigentlichen Messung entsprechend zu verändern [Taylor 1987, 120]. Als vor-
sichtiger Archäometer sollte man demzufolge zur Berücksichtigung einer ver-
bliebenen Kontamination den Fehler aus der reinen Aktivitätsmessung wenig-
stens verdoppeln, denn, wie M.A. Geyh [1991, 137] es formuliert: »Wenn ... ei-
ne Probe einmal kontaminiert war, muß immer damit gerechnet werden, daß
gewisse Fehler auftreten«.
Offenbar verbleiben grundsätzlich Kontaminationen im Prozentbereich,
die nicht ausgewaschen werden können. Es dürfte in der Regel ausgeschlos-
sen sein, die tatsächliche Höhe und den Zeitpunkt der ursprünglichen Konta-
mination sowie das Maß der erreichten Dekontamination exakt anzugeben.
Die von Taylor angegebene Faustformel, den Zählfehler zur Berücksichti-
gung verbliebener Kontaminationen zu verdoppeln, ist eine eher hilflose Ge-
ste, denn während der Zählfehler mit der Verlängerung der Meßzeit automa-
tisch sinkt, bleibt der Fehler aus der Kontamination davon unberührt.
Die Summe aller verbliebenen Unsicherheiten gerät so hoch, daß es miß-
verständlich wird, einzelne Beiträge von ungefähr her zu quantifizieren und
als Korrektur auszugeben. Nicht-Wissen über die zahlreichen Einflußgrößen
macht das erzielte C14-Datum wertlos. Das Ignorieren dieses Umstandes er-
möglicht es willigen Chronologen, mit selektiven Konzessionen an den einen
oder anderen Fehler das Datum in die Richtung zu trimmen, in die man es ha-
8.8
ben will.
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C14-Crash
8.3.2 Wanderung des C14 entsprechend einem C14-Gradienten in der Probe
Das Phänomen der Wanderung von C14 aufgrund eines Konzentrations-
ungleichgewichtes sollte für die meisten organischen Proben keine Bedeutung
haben. Anders sieht es allerdings bei Holz aus, das Jahrringe ausbildet, wel-
che später als unter Umständen jahrhundertelange Abfolge jährlicher »Finger-
abdrücke« der C14-Aktivität des atmosphärischen Kohlendioxids untersucht
werden sollen.
Aus dem zu untersuchenden Holz muß auf chemischem Wege die Zellulo-
se freigewaschen und nur diese untersucht werden, da das organische Zwi-
schenmaterial – Harze und andere Kohlenwasserstoffe – regulär durch das
Zelluloseskelett diffundiert und demnach einen ganz anderen und
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