C14-Crash
Fra-
8.4.1 Probenauswahl
ge zu stellen.
Der Ausgräber muß wissen, welches Material als geeignet für die Prozedur
der C14-Datierung angesehen wird und welches nicht. Nach wie vor gelten
Holz sowie Holzkohle als die aussichtsreichsten Kandidaten für eine zuver-
lässige Altersbestimmung. Aber auch hier sind Einschränkungen zu machen.
Gerade die Messung von Holzkohle kann überalterte Ergebnisse bringen,
wenn diese aus Bestandteilen in mm-Größe zusammengesetzt war. Altersun-
terschiede bis zu 1.000 Jahren haben sich aus Messungen mit unterschiedlich
großen Holzkohlepartikeln ergeben [Blong/Gillespie 1978].
Noch dramatischer werden diese Fehldatierungen, wenn die entsprechend
kleinen Partikel aus feuchten Schichten entnommen werden, dann können sie
über 20.000 Jahre betragen [Evin et al. 1983, 77]. Natürlich muß stets auch die
Frage gestellt werden, ob die fraglichen Proben tatsächlich alle aus derselben
Zeit stammen können und ob dieser Zeitpunkt mit der Gebrauchszeit ausrei-
chend genau übereinstimmt.
Genau das kann gerade bei dem so wichtigen Holz ein Problem sein. Des-
sen Fälldatum ist in der Regel unbekannt und kann weit nach dem Zeitraum
liegen, der der Herausbildung der von der Holzprobe repräsentierten Jahrrin-
ge entspricht. Wesentliche Eigenschaft des Holzes von Bäumen ist es, in ei-
nem jährlichen Rhythmus akkumulativ zu wachsen (anders als etwa bei Pal-
men, die nicht in Ringen wachsen). Auf diese Weise repräsentieren hölzerne
Artefakte viele Jahrzehnte und weisen zusätzlich einen Versatz ihrer C14-Ak-
kumulationszeit gegenüber dem Zeitpunkt ihres Einsatzes auf, der bei langle-
bigen oder mehrfach eingesetzten Hölzern etliche Jahrhunderte betragen
kann. Die Unsicherheit aus diesem Drift (der »presample-growth-error« [Ralph
300
C14-Crash
8.9 C14-Daten im Zusammenhang mit einem gut erschlossenen
Fundort (I)
C14-Datierungen von Holzkohle (! und ") und Getreide (#) eines Fundortes in
der Nähe von Oldenburg (Niedersachsen) werden mit den archäologischen
Zeitansätzen verglichen [Willkomm 1980, 289]. Der erwartete theoretische Zu-
sammenhang ist durch die beiden Geraden (konventionel es bzw. kalibriertes Al-
ter) gegeben, der durchschnittliche C14-Fehler durch den Balken rechts unten.
Das Problem der al gemeinen Streuung der C14-Daten konnte in diesem Fal
nicht durch ein mögliches Mißverständnis in der Identifizierung des Stratums er-
klärt werden.
8. Verwässerung statt Verbesserung – noch mehr Fehler!
301
1971]) ist in der Regel nur abzuschätzen und macht Hölzer zu eher problemati-
schen Kandidaten für genaue Datierungen bzw. ihre Interpretation.
Diese Art von Unsicherheit tritt bei der Zuordnung kurzlebiger Proben na-
türlich nicht auf. Der Nachteil ist hier allerdings, daß kurzlebige Proben viel
stärker mit saisonalen Schwankungen behaftet sind als ein Holz, das von der
Art seiner Akkumulation her zum Ausgleich kurzfristiger Schwankungen bei-
trägt. Zu der Unsicherheit bei der Datierung kurzlebiger Proben unterschied-
lichster Herkunft trägt auch bei, daß der Prozeß der Isotopenfraktionierung
aufgrund der Vielfältigkeit der Probenarten naturgemäß nicht gut untersucht
sein kann und folglich mit höherer Unsicherheit behaftet ist als der für die
»Standardproben«.
Die Problematik von Muscheln als Datierungsobjekt wurde schon an an-
derer Stelle erörtert (Kapitel 8.2.1 und 8.2.2). Der größte Teil ihres Kohlen-
stoffes ist als anorganische Substanz gebunden, die die Isotopenverhältnisse
des Meereswassers widerspiegeln, in dem die Muschel gelebt hat. Im Ver-
gleich zu gleichaltrigen und mit ihr vergesellschafteten Organismen, deren
Stoffwechsel Isotopenfraktionierung miteinbezieht, resultieren Altersunter-
schiede von bis zu 800 Jahren [Johnson 1955, 150; Kulp et al. 1952, 409]. Dabei sind
es die Bereiche mit organisch gebundenem Kohlenstoffs, die dann als »zu alt«
zu bezeichnen sind, da sie im Gegensatz zu den Muschelgehäusen tendenziell
weniger C14 inkorporieren, als ihnen von der Umgebung angeboten wird.
Natürlich wird diese Tendenz umgekehrt, wenn die Muscheln in einem
Reservoir angesiedelt waren, das durch »altes« Tiefseewasser kontaminiert
wurde. Ursprünglich galt die Faustregel, daß sich Reservoireffekt und (gegen-
über den als Norm geltenden Bäumen) »fehlende« Isotopenfraktionierung
kompensieren, doch das konnte bei genauerer Analyse nicht aufrechterhalten
werden.
Auch der
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