C14-Crash
dem die in der Chronologie nachgeordneten Ringe immer stärker zu
jung gemessen werden (d.h. »zu viel« C14 enthalten), schien das ein Gedanke
zu sein, der einer näheren Untersuchung wert war. Es wurden Versuche unter-
nommen, den ins Auge gefaßten Vorgang zu simulieren, indem Holz einem
starken Neutronenfluß ausgesetzt wurde. Aber man konnte keine Erhöhung
des C14-Gehaltes nachweisen [Libby/Lukens 1973].
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Der Splintholzbereich umfaßt im Mittel bei jungen bis alten Bäumen 10 bis 20 Jahrringe
und ist gegenüber dem Hart- bzw. Kernholzbereich noch nicht in sich verfestigt.
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C14-Crash
Wir möchten darauf hinweisen, daß grundsätzlich niemand zwischen Dif-
fusion und Produktion innerhalb eines Volumens unterscheiden kann, solange
er nicht die Konzentrationsänderungen in der Umgebung oder aber den Teil-
chenstrom über die Volumenoberfläche mitbilanziert. Die Tatsache, daß das
Thema »In-situ-Produktion« immer wieder aufgegriffen wird, mag als Hin-
weis auf den Erklärungsbedarf von Konzentrationsschwankungen dienen. Ab-
schließend sei noch bemerkt, daß In-situ-Produktion sich als kumulativer Pro-
zeß auf die Isotopenverteilung auswirke und deshalb auch bei kleinsten Pro-
duktionsraten über entsprechend lange Zeit zu einer kumulativen Wirkung
kommen könne. Ohne Bewertung der bereits durchgeführten Untersuchungen
stellen wir fest, daß rein theoretisch die steiler abfallenden Bereiche der
»wiggle« auch durch In-situ-Produktion statt durch Diffusion aus globaler
»Überproduktion« entstehen können. Für den entsprechenden Vorgang der
In-situ-Vernichtung (Kernumwandlung) von C14 als Erklärung der retrogra-
den C14-Daten haben wir allerdings zu keiner Zeit Hinweise gefunden.
8.3.4 Zusammenfassung
Die hier betrachtete Phase der Lagerzeit, in der sich der C14-Gehalt einer
Probe einstellt, ist von allen hier betrachteten 5 Phasen theoretisch am besten
zu definieren: Während dieser Phase soll die einzige Änderung ihrer C14-
Konzentration durch den radioaktiven Zerfall verursacht werden. Umgekehrt
gilt auch, daß dies die einzige Phase ist, in der der radioaktive Zerfall über-
haupt eine grundsätzliche Rolle spielt. Alle anderen Phasen sind entweder so
kurz, daß dieser nicht berücksichtigt zu werden braucht, oder er ist – wie zu
Lebzeiten – nur ein Effekt neben anderen.
Selbst im »Normalfall« ist von einem Fehler aus einer verbleibenden un-
korrigierbaren Kontamination mit Kohlenstoff anderer Isotopenzusammenset-
zung auszugehen, der mindestens in der Größenordnung eines durchschnitt-
lichen Zählfehlers selber anzusetzen ist. Je kürzer dabei eine mögliche Konta-
mination mit rezentem, also jetzt-zeitlichem Kohlenstoff zurückliegt, desto
drastischer wirken sich die Altersverfälschungen aus.
8.4 Die Probe wird ausgewählt, aufbereitet und verschickt
Die schlußendliche Genauigkeit einer C14-Datierung wird davon abhängig
gemacht, wie zuverlässig die geophysikalischen Angaben für die fragliche
Probe sind und wie genau demnach die systematischen Korrekturen an dem
gemessenen C14-Alter vorgenommen werden können. Deshalb verdient die
8. Verwässerung statt Verbesserung – noch mehr Fehler!
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Auswahl einer Probe besondere Beachtung. Dabei sehen sich Archäologen
8.7 Die Aussage,
daß ein hölzerner
oftmals gar nicht in der Lage, genügend Material von einer Fundstelle zusam-
Jahrring aus-
schließlich die at-
menzustellen
mosphärischen
[Ottaway 1986, 732].
Isotopenverhältnis-
se abbilde, die
Als kritisch gelten vor allem die Komplexe »Fraktionierung zu Lebzei-
während seines
Entstehens ge-
ten«, »Reservoireffekte« sowie »Kontamination« während der Lagerung, die
herrscht haben,
beruht auf Speku-
eine teils systematische, teils aber auch unkorrigierbare »Verunreinigung« des
lation. Der Sach-
verhalt ist auch
Isotopengemisches bewirken. Es gibt einige Grundregeln für die Auswahl der
deswegen nicht
aufgeklärt, weil
Probenart, insbesondere für die Vermeidung von Proben aus bestimmten
Dendrochronolo-
gen – statt diese
Fundsituationen und für die Art ihrer Kennzeichnung und Präparierung vor
Aussage systema-
tisch zu überprü-
Ort und für die Zeit der Verschickung. Ihre Befolgung soll wesentlich dazu
fen – sich auf ihre
Gültigkeit stützen
beitragen, anomale Untersuchungsergebnisse zu vermeiden.
mußten, um die
dringend benötig-
te Datierungshilfe
durch die C14-Me-
thode nicht in
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