C14-Crash
der griechischen Insel Santorin und in
der Nähe des Monte Amiata in Italien ergaben Altersverschiebungen von
1.400 bis 4.000 Jahren. Der Einfluß vulkanischer Aktivität auf den weltwei-
ten C14-Gehalt der Atmosphäre wird dagegen als gering eingeschätzt [Taylor
1987, 132].
Dennoch kann dieser in Gegenden, die für starke vulkanische Aktivität in
der Vergangenheit bekannt sind – Island z.B. – für die Absenkung der Kon-
zentration des modernen C14 um mehrere Prozent verantwortlich sein [Olsson
1979b; 1983], was nach der schon so oft bemühten Faustformel – 1% entspricht
rund 83 Jahre (vergleiche Textbox 7.7 ) – zu mehreren Jahrhunderten Datie-
rungsunsicherheit führen kann. (Im Zusammenhang mit der Diskussion mögli-
cher Ursachen für retrograde C14-Daten müßte von einer Oszillation dieses
Ausstoßes ausgegangen werden, um eine überhöhte C14-Produktion peri-
odisch zu kompensieren und damit die charakteristischen »wiggle« zu erzeu-
gen.)
8.2.3 Reservoireffekte II (örtliche und ohne Vergleich mit einer am selben Ort
gewonnenen Kalibrierung nicht rekonstruierbare und deswegen unkorrigierbare
Diffusionsvorgänge)
Die Überschrift dieses Teils beinhaltet zugleich eine Abgrenzung gegenüber
dem konventionellen Verständnis von »Reservoireffekten« im Zusammen-
hang mit der C14-Methode. Diese betrachtet allenfalls global gleichförmige
und damit eben normale Diffusionsvorgänge und erkennt deren Spiegelbild
als »wiggle« in den Kalibrierkurven (vergleiche Bild 2.5 ). Daß Diffusion in
8.5
jedem Fall im Spiel sein muß, wird durch die ausgewiesene Größenordnung
der C14-Schwankungen impliziert.
290
C14-Crash
8.6 Reservoir-Alter von Muscheln (global)
Bei der Altersbestimmung von Muscheln müssen in Abhängigkeit vom Fundort
besondere Korrekturen vorgenommen werden. Dadurch sol der »Reservoir-Ef-
fekt« durch Zumischung von C14-armen Wassers kompensiert werden. Die hier
implizit gegebene Genauigkeit von 5 Jahren ist angesichts der tatsächlichen
Streuung (vergleiche Bild 8.5 ) reine Augenwischerei. Die nötigen Korrekturen
können aufgrund unterschiedlicher aquatischer Bedingungen bereits in begrenz-
ten Bereichen stark schwanken. Es macht überhaupt keinen Sinn, mit einem Mit-
telwert für größere Regionen zu operieren (z.B. einem Wert für den südlichen
Pazifik). Solch ein Verfahren würde nur wieder zu den ohnehin bekannten star-
ken Streuungen der C14-Alter kontemporärer Proben führen.
8. Verwässerung statt Verbesserung – noch mehr Fehler!
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Es wirken u.a. Exzeßproduktionen, die ein Vielfaches dessen erzeugen,
was durch den radioaktiven Zerfall allein wieder »weggeschafft« werden
kann. Für den Nachweis einer (angeblichen) Quasistationarität der C14-Kon-
zentration in der Atmosphäre muß die entsprechend hohe und zugleich homo-
gene Abwanderung von C14 aus der Atmosphäre angenommen werden. Da
die Ozeane im allgemeinen Fall Layer mit unterschiedlichem C14-Gehalt an
die Oberfläche bringen, ist ein global gleichförmiger Charakter der Diffusion,
die der Exzeßproduktion »entgegenwirken« muß, auf keinen Fall gegeben.
Die »wiggle« können in einem ersten (groben) Ansatz mit einer periodi-
schen Modulation der lokalen Kalibrierung von ± 100 bis 200 Jahren bei ei-
ner Periode von rund 200 Jahren charakterisiert werden (vergleiche zur Grö-
ßenordnung Bild 8.7 ). Daraus ergäbe sich ein nicht-systematisierbarer Fehler
von ± 100 C14-Jahren im Minimum. Das Simultanitätsprinzip der konventio-
nellen C14-Methode hat diesen generellen Fehler auch nur in die Mehrdeutig-
keit eines gefundenen C14-Alters ummünzen können, die es dem Anwender
überläßt, mit historischem Zusatzwissen das »richtige« und angeblich »siche-
re« Datum auszuwählen.
8.2.4 Zusammenfassung
Mit den Stichworten »Isotopenfraktionierung« und »Reservoireffekte« (im
Sinne rekonstruierbarer Diffusionsvorgänge) werden gewöhnlich Korrektu-
ren, aber nicht eigentlich Fehler verbunden. Diese sogenannten Korrekturen
machen einen Umfang von Jahrhunderten und in speziellen Fällen auch von
Jahrtausenden aus. Wir haben gesehen, daß auch nach einer möglichen syste-
matischen Korrektur der C14-Daten zufällig zu nennende Schwankungen üb-
rig blieben. Allein das ist schon ein gewichtiger Hinweis, daß etwa die Kennt-
nis vom Diffusionsverhalten der drei wichtigsten Kohlenstoffisotope speziell
im Rahmen des Stoffwechsels unvollkommen geblieben ist.
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