C14-Crash
Fehlerbetrachtung eines Labors regel-
mäßig hindurchrutschen und sogar hindurchrutschen müssen. Um diese Art
von Fehler soll es in diesem Kapitel 8.6 gehen.
Die Debatte über unentdeckte Laborfehler wurde immer wieder geführt,
und vielleicht kann diese deshalb nicht zur Ruhe kommen, weil die Labors ih-
re Hochpräzisionsmessungen an Objekten ausüben, die auch bei nachgewie-
sener Gleichaltrigkeit erratische Schwankungen untereinander aufweisen
müssen. Auf diese Weise können bei Kreuzdatierungen natürlich keine glei-
chen Werte entstehen. Wenn keine systematischen Laborfehler vorliegen wür-
den, dann müßte Isotopendiffusion quantitativen Ausmaßes zugrundeliegen,
die von Probe zu Probe bzw. sogar von Probenteil zu Probenteil unterschied-
lich ausfällt und so bewirkt, daß auch durch noch so präzise Messungen keine
Übereinstimmung zwischen den Labors erzielbar wird. Dann müßten diejeni-
gen (wenigen) Meßdurchläufe, die zu geringen Abweichungen zwischen den
beteiligten Labors geführt haben, durch das Teilen »guter« d.h. tatsächlich
homogener Proben zustande gekommen sein.
Eine Möglichkeit zur Selbstkontrolle eines Labors besteht in der Mehr-
fachmessung von ein und derselben Probe. Dadurch wird allerdings ein kon-
stanter systematischer Fehler nicht entdeckt. Ist die Fehlerbetrachtung
korrekt, dann müssen als notwendige Bedingung auf Dauer rund 2/3 der Meß-
werte mit ihrem 1σ-Fehlerbalken den kumulativ errechneten Mittelwert um-
schließen, und zwar genau genommen mit einer Normalverteilung, was in der
Regel nicht mit in Betracht gezogen wird. H. Barker veröffentlichte 1970 eine
Kurve, in der die wöchentlich im C14-Labor des British Museum neu ermit-
telte Aktivität einer bestimmten Probe über 6 Monate aufgetragen ist. Das
2/3-Kriterium ist hier auf jeden Fall gut erfüllt (vergleiche Bild 8.11 ). Es sollte klar sein, daß dieses 2/3-Kriterium nur eine notwendige, nicht aber eine
hinreichende Bedingung für die Normalverteilung darstellt.
Komplexer wird es, wenn Messungen derselben Proben von verschiede-
nen Labors zueinander in Bezug gesetzt werden. R. Stuckenrath verglich die
Messung identischer Baumringsequenzen durch drei Laboratorien (La Jolla,
Pennsylvania und Arizona) und kam zu dem Schluß, daß der Grad der Über-
8. Verwässerung statt Verbesserung – noch mehr Fehler!
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einstimmung für die jüngere Vergangenheit nicht völlig indiskutabel, bei hö-
herem Alter aber kaum mehr zu vertreten sei. Zusätzlich rief er in Erinnerung,
daß damit lediglich die Messungen dreier amerikanischer Laboratorien erfaßt
seien und daß gegebenenfalls mit noch höheren Abweichungen zu rechnen
sei, wenn all die anderen gleichermaßen renommierten Labors mitberücksich-
tigt würden [1977, 187]. (»Yale, British Museum, Groningen, Kopenhagen,
Heidelberg, Neuseeland, Uppsala, UCLA [Los Angeles], das Smithsonian,
und all die anderen Labors, denen einige Erfahrung auf dem Gebiet nachge-
sagt werden kann.«) Sein Vergleich findet sich in Bild 8.12 . Stuckenrath hatte gerade die 3 Laboratorien ausgewählt, denen R.M. Clark in mehreren eingehenden Untersuchung [Clark 1975; 1979; 1980] ebenfalls erhebliche Abweichun-
gen untereinander bescheinigen mußte. Clark zog es jedoch vor, diese nicht
direkt zu kritisieren bzw. anzugreifen, sondern dafür lieber die restlichen La-
bors als »sorgfältiger arbeitend« herauszustellen [Clark 1979, 53].
Die Tatsache, daß es seinerzeit ausschließlich die drei genannten weniger
»sorgfältig arbeitenden« Laboratorien (La Jolla, Pennsylvania und Arizona)
waren, die die Baumringe älter als dreitausend Jahre vermessen hatten [Clark
1979, 52], gibt weiteren Aufschluß über die Umstände, unter denen »wiggle«
zur Synchronisierung schwimmender Baumringsequenzen verwendet wurden.
Diese »wiggle« waren grundsätzlich erwünscht, weil in ihnen ein elegantes
Hilfsmittel zur Kreuzdatierung schwimmender Baumringsequenzen gesehen
wurde. Ihre Realität mußte mit Blick auf die Qualität der Messungen jedoch
grundsätzlich in Frage gestellt werden. Es besteht also der Verdacht, daß ins-
besondere in die Bristlecone-Pine-Chronologie irreale »wiggle« hineingemes-
sen und daß auf diese Weise Dendrochronologen weltweit auf falsche Fährten
gesetzt worden sind: Die amerikanischen Dendrochronologen nahmen glei-
che C14-Werte unterschiedlicher Baumringsequenzen der Bristlecone Pine
als Ausgangspunkte für die Suche nach
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