C14-Crash
C14-Kalibriermaßstab präsentiert worden war, noch eine weitere
Baumringchronologie dokumentiert finden, deren radiometrische Chrakteri-
stika einen dunklen Schatten auf die Praktikabilität der C14-Methode warfen.
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Allgemeines Verfahren zum Auffinden chronologischer Ordnungen unter Einbeziehung von
Theorien über kulturelle und technische Evolution sowie über die Diffusionsgeschwindig-
keit und -richtung entsprechender Entwicklungsstufen. Die chronologische Ordnung wird
sowohl regional als auch in überregionaler Verknüpfung angestrebt und wenn möglich zu
einer Absolutchronologie verdichtet.
2. Geschichtliches – die Chronologie des Skandals
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Diese Baumringchronologie stammte aus Neuseeland und hatte den Vorteil,
2.5 Die Erstellung
der Bristle-
aus einem einzigen sehr alt gewordenen Kauri-Baum gewonnen zu sein, wäh-
cone-Pine-Chrono-
logie basierte auf
rend die Bristlecone-Pine-Chronologie gerade in diesem Abschnitt aus relativ
der Fixen Idee,
daß alle Prozesse
im Ökosystem
kurzen Sequenzen bestand. Die ausgezählten und C14-vermessenen Baum-
»Erde« bis in die
feinsten Organisa-
ringe erzeugten über ca. 1.000 Jahre einen viel steileren Anstieg der Kali-
tionsebenen hinein
seit langem schon
brierkurve, als von der Bristlecone-Pine-Chronologie selbst ausgewiesen wur-
gleichförmig
ablaufen.
de (vergleiche dazu Bild 2.4 ).
Um diese neuseeländische Kurve mit der aus Amerika zur Deckung zu
bringen, schien es nur eine Erklärung zu geben: Der Baum hätte im Mittel je-
des dritte Jahr bei der Bildung des entsprechenden Jahrringes aussetzen müs-
sen [Jansen 1970, 272]. Doch Botaniker wiesen im Gegenteil daraufhin, daß der
Kauri-Baum zur Ausbildung von Doppelringen und nicht von Fehlringen nei-
ge, wodurch die Diskrepanz tendenziell sogar noch verschärft wurde [Shaw-
cross 1969, 192]. H.S. Jansen hatte – vermutlich im Bewußtsein der Brisanz sei-
ner Resultate – die hohe Qualität seines Labors mit Baumproben verifiziert,
die zuvor von drei verschiedenen europäischen Labors vermessen worden wa-
ren. Tatsächlich lagen die Meßwerte aus Neuseeland bereits seit 1962 vor
[Jansen 1962] und waren dem Fachpublikum anläßlich des 12. Nobel Symposi-
ums im schwedischen Uppsala nur erneut und in unveränderter Form vorge-
halten worden.
C.W. Ferguson, der ungefähr 1963 in die entscheidende Phase seines Pro-
jektes zur Erstellung einer kompletten Baumringchronologie getreten war,
wäre eigentlich gezwungen gewesen, sich für seine kalifornischen Borstenkie-
fern die Tendenz dieser Kurve zum Vorbild zu nehmen, und nicht die der Sta-
tionarität. Denn schließlich war man sich wenigstens darüber einig, daß die
C14-Werte – wenn sie schon nicht konstant waren – auf der ganzen Welt ein-
heitlich »schwanken« sollten.
Genau genommen macht der Begriff der Schwankung im Zusammenhang
mit der neuseeländischen Kalibrierung überhaupt keinen Sinn mehr, denn hier
gab es einen klaren einseitigen Trend der Zunahme der C14-Konzentration in
der Atmosphäre, ohne erkennbare Neigung zur Rückkehr in einen sogenann-
ten stationären Zustand (ähnlich auch in Bild 2.17 ). Aus der Tatsache, daß
diese Meßwerte unberücksichtigt blieben, kann auf den unverbrüchlichen
Glauben an die Konstanz der physikalischen Randbedingungen geschlossen
werden, der letztlich zu einer falschen Anordnung der C14-datierten Ringse-
quenzen führen mußte.
Es gab seinerzeit nur zwei reguläre Alternativen für die Erklärung der un-
terschiedlichen Trends in den amerikanischen und den neuseeländischen
Baumringen:
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C14-Crash
! Entweder wiesen amerikanische und neuseeländische Bäume tatsächlich
unterschiedliche C14-Konzentrationen auf – dann mußte das Simultani-
tätsprinzip als falsch anerkannt werden –, oder aber
! die amerikanische Sequenz war mit der falschen Arbeitshypothese schon
im Ansatz in eine falsche Richtung getrieben worden.
Beide Alternativen wären gleichermaßen schlecht für die Praktikabilität der
C14-Methode gewesen. Egal, wofür sich Ferguson letztlich entschieden hätte,
jeder Nutzer von dessen Kalibrierkurve wäre angehalten gewesen, sich Re-
chenschaft über deren Verwendbarkeit für seine Proben abzulegen. Das galt
insbesondere, wenn die Proben nicht aus der Nähe des Wuchsortes der Bor-
stenkiefern, sondern vielleicht sogar von einem anderen Kontinent stammten.
Der Chronist verzeichnet für eine kurze Zeit die entsprechende
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