C14-Crash
Text vorgenommenen Analyse sei hier
erwähnt, daß nicht mit einem, sondern mit mehreren, teils unterschiedlich
langen Bohrkernen aus einem Baum gearbeitet wurde.
!
Bildpaar Mitte : Der Ausschnitt a) gibt eine Abfolge ausgeglichener, nahezu
ununterscheidbarer (»complacent«) Ringdicken wieder, der Ausschnitt b) da-
gegen eine Abfolge bedingt abwechslungsreicher Ringdicken [nach Ferguson
1968, 843]. Der Signifikanzgrad der Wuchswertfolgen steigt erst, wenn die
mittlere Ringdicke sinkt und die Zahl der Fehlringe zunimmt [Fritts 1966,
974], womit verbunden ist, daß die Meßgenauigkeit sinkt und die Unsicher-
heit aus dem Auftreten von Fehlringen zugleich wächst.
!
Bild unten : Es wird die »Pine Alpha« (oben) mit der Bristlecone-Pine-Master-
Chronologie verglichen (unten). Es geht um die Systematik der Einfügung
vermuteter Fehlringe zur Erlangung dendrochronologischer Synchronität.
H.C. Sorensen, der diesen Plot von Ferguson erhalten hatte, konnte nicht
angeben, ob die »eingekreisten« Ringe hier bereits zugefügt oder etwa bei
anderen Sequenzen als Fehlringe identifiziert worden waren. Ohne Fehlringe
würde auch diese Sequenz in dendrochronologischer Hinsicht indifferent ge-
genüber anderen Ringsequenzen werden [nach Sorensen 1973, 18].
Die Bristlecone-Pine-Chronologie ist ein klassischer Fal von Amnesie betreffs
der Genese einer umfassend im Gebrauch befindlichen Theorie. Die meisten
2.3
Fachleute wissen, daß diese Baumring-Chronologie die erste allgemein aner-
kannte Kalibrierkurve für C14-Daten darstel te, auf deren Konto erhebliche
Chronologierevisionen für die europäische Früh- und Vorgeschichte ging. Weit
weniger geläufig ist, daß sich die europäischen Dendrochronologen über »wiggle-
matching« mit dieser Chronologie tentative Absolutdaten für ihre schwimmen-
den Baumringsequenzen verschafften, weil sie anders nicht mehr vorankamen.
Niemand hat sich dagegen bis heute der Mühe unterzogen, die Tragfähigkeit die-
ser Chronologie eingehend zu untersuchen und – für den Fal eines negativen
Urteils über sie – die eventuellen Folgen für die an ihr ausgerichteten C14-Chro-
nologien zu untersuchen. Obwohl heutzutage offenbar kein einziger Dendro-
chronologe mehr seine Hand für diese erste komplette Baumringchronologie ins
Feuer legen würde (bemerkenswert die Zurückhaltung bei P.W. Dunwiddie
[1979]), ist gleichwohl ihre radiometrische Struktur in al en heute gebräuchli-
chen Kalibriermaßstäben wiederzufinden.
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C14-Crash
Routine zu einer Datierungsunsicherheit von im Mittel ± 300 Jahren führen
wird. Einen Überblick gibt die Tabelle 8.14 ).
Es ist bekannt, daß in den sechziger Jahren Kritik an der C14-Methode
laut wurde, u.a. weil die C14-Daten für altägyptische Funde, die der Zeit vor
2.000 BC zugeordnet wurden, zunehmend von der akzeptierten Chronologie
abwichen [Smith 1964]. Ihr angeschlagenes Image konnte die C14-Wissenschaft
erst wieder aufbessern, als C.W. Ferguson 1969 die weltweit erste vollständi-
ge Baumringsequenz präsentierte – die kalifornische Bristlecone-Pine-Chro-
nologie (Bild 2.3 ) –, die mit einer Länge von rund 7.000 Jahren weit in den
vorgeschichtlichen Zeitraum vordrang.
Eines der vordringlichsten Ziele Fergusons war es, den C14-Wissen-
schaftlern eine Chronologie des Verlaufs der atmosphärischen C14-Kon-
zentration an die Hand zu geben [Ferguson 1969, 12]. Damit sollten diese ihre
C14-Daten in ein Absolutdatum umwandeln können. Da mit den »kalibrier-
ten« C14-Daten Anfang der siebziger Jahre ganz erhebliche Verwerfungen in
verschiedenen historischen Chronologien ausgelöst worden sind, ist es ange-
zeigt, die Entstehung dieser Baumringchronologie im Hinblick auf unsere
Frage zu analysieren, ob denn systematisch untersucht wurde, wie groß die
Streuung der C14-Daten gleichaltriger Baumringe eigentlich gewesen ist. Wir
können folgende Randbedingungen für die Entstehung der Bristlecone-Pine-
Chronologie rekonstruieren:
! Die Baumproben stammen von einer äußerst seltenen, nur in einem einzi-
gen begrenzten Gebiet Kaliforniens wachsenden Spezies und sind niemals
in Vergesellschaftung mit sonstigen archäologisch datierbaren Proben ge-
funden worden [Enc.Brit 1997].
! Die Baumproben wurden offenbar größtenteils an der Erdoberfläche ge-
sammelt [Ferguson 1969, 6]. Es wurde nicht diskutiert, warum während der
fraglichen 7.000 Jahre kein einziges Feuer zur Zerstörung der
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