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C14-Crash

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Titel: C14-Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blöss / Niemitz
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Sensibili-
    sierung im methodischen Diskurs der historischen Wissenschaften. So doku-
    mentiert beispielsweise ANTIQUITY für das Jahr 1971 eine Debatte über dieses
    Problem, in der J. Collis den »verzweifelten« Wunsch nach einer Baum-
    ringsequenz zum Ausdruck brachte, die von der Bristlecone-Pine-Chronolo-
    gie unabhängig sein sollte, um die Diskrepanzen zu Neuseeland und auch Eu-
    ropa aus der Welt zu schaffen [MacKie et al. 1971, 201]. Tatsächlich startete man
    in Irland um diese Zeit herum mit dem ehrgeizigen Projekt, binnen weniger
    Jahre eine entsprechend lange und unabhängige Kalibrierquelle für C14-Da-
    ten zu erstellen. Nach wenigen Jahren kam es auch zu einem Eklat mit den
    amerikanischen Dendrochronologen, der sich an einer Diskussion über die
    »wahre« Struktur dieser Kurve entzündete, bald darauf aber beigelegt wurde,
    weil auch die Iren ohne die C14-Daten der amerikanischen Bristlecone-Pine-
    Chronologie nicht ans Ziel gelangen konnten (vergleiche dazu Kapitel 3.5
    und Bild 2.10 ).
    Doch alle Warnungen kamen um Jahre zu spät. Bereits 1965 – vier Jahre,
    bevor die dendrochronologischen Charakteristika der Bristlecone-Pine-Chro-
    nologie veröffentlicht werden sollten – hatten nämlich die Europäer
    begonnen, sich über den Vergleich von C14-Werten »tentative Absolutdaten«
    aus Amerika zu verschaffen. Damit zeigt sich ein weiteres Mal, daß die Ge-
    stalt der amerikanischen Kalibrierkurve von vornherein als durch das aktuali-
    stische Prinzip gegeben betrachtet wurde und daß die dendrochronologische
    Synchronisierung ihrer Bestandteile – nämlich anhand eines Vergleichs der
    entsprechenden Ringwuchswerte – nur untergeordnete Bedeutung besaß.
    Die Europäer kalibrierten nicht etwa einzelne Proben, sondern begannen
    Absolutdaten für ihre schwimmenden Baumringsequenzen zu generieren.
    Diese wollten sie möglichst rasch zu einer europäischen Eichenchronologie
    2. Geschichtliches – die Chronologie des Skandals
    67
    zusammensetzen, die nicht minder lang sein sollte als die kalifornische Chro-
    2.6 Die Erstellung
    der weltweit ersten
    nologie. Die Europäer hatten dieselben Schwierigkeiten wie die Amerikaner:
    zusammenhän-
    genden Kalibrier-
    Wo die Anbindung an eine historische Chronologie entfiel, reichten die Mit-
    kurve für C14 –
    der Bristle cone-
    Pine-Chronologie
    tel der Dendrochronologie allein nicht aus, um schwimmende Sequenzen si-
    – stützte sich pri-
    mär nicht etwa auf
    cher zu verbinden. Der Pakt zwischen C14 und Dendrochronologie, der be-
    dendrochrono-
    logische Cha-
    reits in den frühen Sechzigern geschlossen wurde, beruhte auf dem gegensei-
    rakteristika, son-
    dern wurde an-
    tigen Versprechen, jeweils ganz bestimmte Leistungen für den Partner zu er-
    hand von C14-Da-
    ten bzw. C14-Mu-
    bringen:
    stern vorgenom-
    men. Der dendro-
    chronologische
    1) Die C14-Wissenschaftler versicherten den Dendrochronologen, daß C14-
    Befund war neben-
    sächlich bzw. wur-
    Muster innerhalb der Baumringsequenzen – über die bloß lokale Ver-
    de den radiometri-
    schen Gegeben-
    gleichbarkeit der Ringwuchswerte hinausgehend – weltweit direkt mitein-
    heiten angepaßt.
    ander verglichen und synchronisiert werden können. Heute gilt dieses
    Verfahren des »wiggle-matching« innerhalb der Dendrochronologie als
    »state-of-the-art« [Baillie 1995, 72] (siehe gegebenenfalls das einführende
    Kapitel 1.8 sowie die Erläuterungen in Bild 2.5 ).
    2) Die Dendrochronologen versicherten den C14-Wissenschaftlern im Ge-
    genzug, auf diese Weise nunmehr so schnell als möglich eine Kalibrier-
    kurve bereitstellen zu können, die das ganze Postglazial überstreichen
    würde.
    So wuchs das Fleisch der Bristlecone-Pine-Chronologie auf dem Skelett der
    Winkelhalbierenden als Ur-Kalibrierkurve, genauso wie später – wegen des
    direkten C14-Mustervergleichs – auch das der Europäischen Eichenchronolo-
    gien.
    J. Collis bezog sich bei seiner Mahnung zum vorsichtigen Umgang mit
    der Bristlecone-Pine-Chronologie insbesondere auf den Versuch von H.E.
    Suess, ein Absolutdatum für miteinander verzahnte Baumringsequenzen, die
    aus Proben vom Neuenburger See in der Schweiz bestanden, zu erhalten. Da-
    zu verglich Suess eine Folge ihrer C14-Werte mit denen der Bristlecone-Pine-
    Chronologie (siehe dazu Bild 5.7 ). Weitere Datierungen wurden auf dieselbe
    Weise 1966 für Proben aus dem schweizerischen Thayngen (vergleiche das
    Bild 2.5 ) erwirkt, sowie bereits 1965 für Proben aus Middle

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