C14-Crash
wenn
sie sich nicht selbst blockieren wollten. Kritiker dagegen haben sich aufgrund
ihres vernichtenden Urteils nicht weiter mit Anwendungen des »wiggle-mat-
ching« beschäftigt.
2.4 Die Chronologie der Ereignisse
Ein Chronist der Entstehung der heute verwendeten Kalibrierkurven für C14
kommt also zu folgendem Ergebnis:
! Bereits 1962 lagen Meßkurven aus Neuseeland vor, die für die letzten
1.000 Jahre einen Überhang der C14-Produktion von fast 50% anzeigten
[Jansen 1962; 1970]. Das stand im krassen Widerspruch zum Fundamen-
talprinzip, das damals noch für einigermaßen realistisch erachtet wurde,
und nach dem die C14-Konzentration in der Atmosphäre stets hätte gleich
sein müssen. Sofern wenigstens dem (gegenüber dem Fundamentalprinzip
abgeschwächten) Simultanitätsprinzip Gültigkeit zuerkannt werden sollte,
hätten diese Ergebnisse als Vergleichsmaßstab für jede weitere Kurve her-
angezogen werden müssen. Ohne ein Simultanitätsprinzip, nach dem alle
»Schwankungen« der C14-Konzentration global gleichförmig stattfinden
würden, konnte es gar keine effektive Kalibrierung geben und wäre C14
am Ende gewesen.
! C14-Charakteristiken der Bristlecone-Pine-Chronologie wurden 1965 [Ber-
ger 1970b] bzw. 1966 [Ferguson et al. 1966] zur Absolutdatierung europäischer
Baumringsequenzen eingesetzt. Ihre dendrochronologischen Synchronis-
men wurden 4 bzw. 3 Jahre später fertiggestellt [Ferguson 1969]. Diese Ver-
kehrung der einzig richtigen zeitlichen Abfolge – nämlich erst Dendro-
chronologie, dann C14-Kalibrierung – trägt mit am stärksten zur Unglaub-
würdigkeit der Bristlecone-Pine-Chronologie als unabhängige C14-Ka-
librierquelle bei. Ihre Konstrukteure ordneten nämlich die verwendeten
2. Geschichtliches – die Chronologie des Skandals
73
Baumringsequenzen im Sinne einer stationären C14-Konzentration in der
2.8 Alle bedeuten
2.8
-
Alle bedeuten
den Baumring-
Atmosphäre an und gaben damit der Synchronisierung der C14-Muster
chronologien sind
auf der Basis fal-
Vorrang vor der der Ringwuchswerte.
scher Annahmen
für die zuhilfe ge
für die zuhilfe g -
e
!
nommene C14-
Die Bristlecone-Pine-Chronologie aus Kalifornien und die Kauri-Chrono-
Methode und unter
Verwendung kor-
logie aus Neuseeland widerlegten 1970 gemeinsam das Simultanitätsprin-
rupter C14-Meß-
da
d t
a e
t n
e erstellt wor
n
-
erstellt wor
zip. Das Projekt »Kalibrierung« war damit obsolet und bis zu einer etwai-
den. Somit beru-
hen die heute ge-
gen zufriedenstellenden Klärung der Diskrepanz auf Eis zu legen. Diese
bräuchlichen, von
der Dendrochrono-
selbstverständliche Vorsichtsmaßnahme – insbesondere im Hinblick auf
logie bereitgestell-
ten Verfahren zur
ten Ver
die Verantwortung gegenüber den historischen Wissenschaften – ist 1970
Kalibrierung von
C14-Daten auf ei-
C14-Daten auf ei
fahrlässigerweise unterblieben (vergleiche Bild 2.4 : Der »Skandal von
nem falschen Kon-
struktionsprinzip
Uppsala«).
und müssen zu
grundsätzlich fal-
grund
! Irische Dendrochronologen und C14-Wissenschaftler begannen kurz dar-
schen Ergebnissen
führen.
auf – auch als Reaktion auf die Zweifel an der Bristlecone-Pine-Chro-
nologie – mit dem Aufbau einer eigenen Eichenchronologie. Sie setzten
umfassend auf die Verwendung von C14-Daten zur Vordatierung (dazu
Bild 2.10 ) und erzeugten binnen kürzester Frist eine mehrtausendjährige
Folge von kurzen lokalen Mastern [Smith et al. 1972], die sie – nach etwa 10
Jahren vergeblichen Auffüllens – letztlich erst durch »wiggle-matchen«
mit der Bristlecone-Pine-Chronologie zu einer Gesamtchronologie zusam-
menfügen konnten [Baillie 1983].
! Befürworter und Gegner der ab 1972 angezettelten Datierungsrevolution
für die europäische Jungsteinzeit bzw. Bronzezeit, die auf der Basis von
C14-Daten stattfand, die an der Bristlecone-Pine-Chronologie kalibrierten
worden waren [Renfrew 1979], haben gleichermaßen fahrlässig gehandelt.
Ihre Befürworter haben sich über die schwerwiegenden und von einigen
Wissenschaftlern auch publizierten Einwände gegen den zugrundegeleg-
ten Zeitmaßstab hinweggesetzt. Ihre Gegner haben dagegen die Gelegen-
heit verstreichen lassen, die Inkonsistenz der zugrundegelegten Baumring-
chronologie bloßzustellen.
! B. Becker war der Hauptmotor für die Süddeutsche Eichenchronologie. Er
gründete seine chronologischen Bemühungen spätestens ab 1973 auf
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