C14-Crash
Theo-
rie festhalten wolle.
Hier liegt wieder ein Gutteil der Verantwortung bei der Geschichtswissen-
schaft, denn Libby rief an dieser Stelle den »von Grund auf bewährten« Ak-
tualismus als Kronzeugen der Verteidigung in den Zeugenstand und wußte
damit seinerzeit die Sentiments der Historiker grundsätzlich auf seiner Seite.
Es wird die Historiker mit Sicherheit nicht unberührt lassen, sondern vielmehr
ihre Ressentiments verstärken, daß seit dem Moment der Zusammenarbeit
von C14-Methode und Dendrochronologie ironischerweise eindeutige Hin-
weise auf Naturprozesse vorliegen, die das Prinzip des Aktualismus zutiefst
konterkarieren und damit das Gebäude der C14-Methode zum Einsturz brin-
gen müssen.
4.5 Das moderne Gesicht der C14-Methode
Die jährlichen Abdrücke einstiger C14-Konzentrationen, die in aufeinander-
folgenden Baumringen gemessen werden, machen dem Märchen vom Gleich-
gewicht zwischen Produktion und Zerfall des C14, das für den Fortbestand
der Methode unverzichtbar wäre, den Garaus. Auf ein C14-Atom, das irgend-
wo auf der Erde zerfällt, kommt nicht ein in der Atmosphäre produziertes
C14-Atom. Tatsächlich können um ein bis zwei Größenordnungen (Faktor 10
bis 100) mehr C14-Atome in der Atmosphäre produziert werden und ebenso-
viele durch Diffusion in ungesättigte nichtatmosphärische Reservoire auch
wieder verloren gehen. Das eine einzige radioaktiv zerfallende C14-Atom,
das man durch Messungen detektieren kann, spielt dabei so gut wie keine
Rolle (eine einfache Modellbetrachtung ist mit dem Kommentar zu Bild 4.3
gegeben).
148
C14-Crash
4.3 Die Tücken der Halbwertszeit
Diese Sache mit der Halbwertszeit ist gar nicht so einfach. Müßten wir die Arti-
kelüberschrift [TK-Aktuel 1/96] tatsächlich wörtlich nehmen, dann stünde die
Menschheit binnen weniger Jahrzehnte vor Regalen, in denen ausschließlich Bü-
cher mit überholtem Wissen stehen würden. Dem Autor ist nämlich nicht aufge-
fal en, daß er die »Zerfal srate« des Wissens höher als seine »Produktionsrate«
angesetzt hat. Eine Konkurrenz von exponentiel em Zuwachs und exponentiel-
lem Zerfall des Wissens mündet entweder in konstanter Ignoranz (Zerfall > Zu-
wachs) oder in einen entsprechend flacher einsetzenden exponentiel en Wis-
senszuwachs (Zuwachs > Zerfal ). Nur wenn beide Halbwertszeiten gleich groß
wären, bliebe das Niveau des Wissens erhalten. Der Fal »C14« liegt einfacher.
Die Produktion kann zwar schwanken, aber auf Dauer nicht unberenzt zuneh-
men. Das verhindert schon die begrenzte Zahl von N14-Atomen, aus denen die
C14-Atome erzeugt werden.
4. Autopsie – Todesursachen einer Methode
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4.4 Bei der Verifi-
In einer Phase konstanter Produktion wird die »C14-Bibliothek« solange an-
zierung der C14-
Methode durch
oder abschwellen, bis der Zerfall, der stets proportional zu der aktuell vorhan-
Libby 1949 wurde
so getan, als läge
denen Menge ist, die Produktion gerade aufhebt – aber nur, solange auf anderem
eine altbewährte
Wege nichts dazukommt oder verschwindet! Mit dem Model »Buchbestand in
Theorie vor, die
nur verworfen zu
einer Leihbibliothek« möchten wir die C14-Realität einmal auf anderem Wege
werden braucht,
wenn ein Irrtum
beschreiben. In der folgenden Tabel e werden al e denkbaren Ursachen für die
dabei nahezu aus-
geschlossen ist.
»Bestandsveränderung« in den beiden betrachteten »Bibliotheken« aufgelistet, in
der linken Spalte die für das Modell »Bücherei«, in der rechten Spalte die ver-
gleichbaren Vorgänge für die C14-Realität:
Bibliothek
Atmosphäre
Buchbestand
C14-Gehalt
Bücherwurmfraß
radioaktiver Zerfall des C14
Schriftstellerei
C14-Produktion
Diebstahl, Zensur
C14-Diffusion " in Ozeane etc.
Anschaffung, Schenkung
C14-Diffusion ! aus Ozeanen etc.
Es ist naheliegend, daß die Abteilung »Schriftstellerei« so gut wie arbeitslos wäre,
wenn sie immer nur Bücher verfassen müßte, um den Platz derjenigen Bücher zu
besetzen, die dem Bücherwurmfraß zum Opfer gefallen sind. Es wäre auch rei-
ner Zufal und nicht auf Dauer zu erwarten, wenn Kreativität, Anschaffungsetat
und Schenkungen einerseits sowie Bücherwurmfraß, Diebstahl und Zensur ande-
rerseits sich in ihren Wirkungen gerade so kompensieren würden, daß der
Buchbestand der Bibliothek konstant bliebe. Die Bestandsänderung in einer Bü-
cherei folgt anderen Regeln. Ihr Bestand kann also sowohl erheblich zu-, als
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