C14-Crash
symbolisiert werden. Zu-
sätzlich – und so sicherlich nicht gewol t – gibt das Bild Aufschluß über die me-
thodische Schwäche der Dendrochronologie bei der Abstützung auf die C14-
Methode.
Der aufgeschnittene Baumstamm läßt das Prinzip der Aufeinanderfolge von Jah-
resringen erkennen. Ein Dendrochronologe müßte al erdings darauf hinweisen,
daß die Ringbreiten so gleichförmig (»complacent«) sind, daß dieser Stamm für
den Aufbau oder zur Erweiterung einer größeren zusammenhängenden Sequenz
gar nicht in Frage käme, weil unter diesen Bedingungen sich keine unterschiedli-
che Signifikanz der in Frage kommenden Deckungslagen einstellen würde.
Aber ganz wertlos scheint der Stamm nun doch nicht zu sein, denn er wird
als Bestandteil einer Art »Sonnenuhr« dargestel t. In diesem Fal kommt das
Licht aber nicht von der Sonne, sondern von der Radioaktivität in ihm enthalte-
ner C14-Atome. Diese Radioaktivität wirft eine Art »radiometrischen Schatten«
in den aufgeschnittenen Stamm, der mit einem
»Ziffernblatt« verbunden ist, das sich als die übli-
che Form der Kalibrierkurve entpuppt:
! Senkrechte Teilung für das direkt gemessene
C14-Alter eines jeden einzelnen Baumringes,
! waagerechte Teilung für das jeweilige Kalen-
deralter der vermessenen Baumringe und die
! Winkelhalbierende als Vergleichs- oder Nor-
malmaß örtlich und zeitlich konstanter
C14-Konzentration in der Atmosphäre.
Ganz folgt der radiometrische Schatten nun
nicht dem Normalmaß, doch sein Verlauf ist die-
sem ausreichend ähnlich, um die Punktwolke
über den Stamm hinaus nach oben rechts als
Parallele zur Winkelhalbierenden zu extrapolie-
ren. Dort (oben rechts) im Zifferblatt wartet an
der »richtigen« Stelle in einem entsprechenden
zeitlichen Abstand bereits die nächste Punktwol-
ke eines anderen Stammes (der womöglich ge-
nauso nicht-signifikant ist wie der hier sicht-
bare), um den radiometrischen Schatten weiter
in die Vergangenheit fortzusetzen. Mittels dieses
Vergleichs radiometrischer Eigenschaften er-
scheint dieser nahezu exakt vordatiert. Jetzt
muß die Datierung nur noch irgendwann
dendrochronologisch verifiziert werden ...
4. Autopsie – Todesursachen einer Methode
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Ringsequenzen sowie das Auffüllen der vielen »Lücken«, die dabei zwangs-
läufig entstanden, wurde fast ausschließlich durch das Synchronisieren ihrer
C14-Werte mit denen der amerikanischen Sequenz ermöglicht, die im wesent-
lichen zwischen 1963 und 1965 erstellt worden war.
Auch der Theaterdonner der sogenannten »Zweiten Radiokarbonrevo-
lution« in den frühen Siebzigern war lediglich ein Echo dieses Verbrüde-
rungsaktes zwischen C14 und Dendrochronologie. Mit ihm war die europä-
ische Bronze- und Jungsteinzeit mit der fragwürdigen Hilfe »naturwissen-
schaftlich abgesicherter« C14-Daten vor die entsprechenden Epochen Vor-
derasiens verbracht worden. Bis dahin waren sich Historiker immer einig ge-
wesen, daß die entscheidenden Impulse für die Entwicklung der europäischen
Kultur aus dem asiatischen bzw. vorderasiatischen Kulturraum gekommen
waren. Die ob dieser Umkehrung von Ursache und Wirkung größtenteils ent-
setzten Vor- und Frühgeschichtler hätten gelassen bleiben können, wenn sie
den unzulässigen Methodenwechsel der Dendrochronologie erkannt und diese
darauf hin schleunigst zur Rechenschaft gezogen bzw. zurückgepfiffen hätten.
4.3 Der Zirkelschluß zwischen Dendrochronologie und C14-Methode
Die Lage der C14-Nation war nach der Entdeckung entscheidender Fehler in
ihren Prämissen ab 1958 immer verzweifelter geworden. Zur Rettung ihrer
Disziplin mußten die C14-Wissenschaftler nun zeigen, daß Abweichungen
zwischen gemessenem C14-Alter und dem wahren Absolutalter nicht aus-
uferten und daß diese zugleich »korrigierbar« waren.
Das gelang ihnen mit der Hilfe amerikanischer Dendrochronologen, die
sich mit der Chronologie der kalifornischen Borstenkiefer (Bristlecone Pine)
beschäftigten. Bevor das aber geschehen konnte, mußte denselben Dendro-
chronologen mit C14-Daten erst einmal zur Synchronisierung der zugrunde-
liegenden Baumringsequenzen verholfen werden. Erst dadurch konnten die
weiter zurückliegenden Zeiträume erobert werden, die im Rahmen rein
dendrochronologischer Verfahren niemals erreicht worden wären. So konnte
4.2
man aber schwimmende Baumringsequenzen nach Maßgabe ihrer C14-Daten
vorplazieren und die Anordnung unter Vergleich der
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