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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Ultraroyalismus zu gefallen, hätte der unglückliche Mensch zum Tode verurteilt werden können. Gaudissart, der somit diesem Untersuchungsrichter vielleicht in der Tat das Leben zu verdanken hatte, war damals geradezu unglücklich, daß er seinem Retter nur eine tatenlose Dankbarkeit bezeigen konnte. Da er einem Richter dafür, daß er Gerechtigkeit geübt, nicht danken durfte, war er zu Ragons gegangen und hatte ihnen erklärt, daß er der Familie Popinot sein lebelang zu Diensten stände.
    Um sich die Zeit zu vertreiben, ging Popinot natürlich wieder in die Rue des Cinq-Diamants und besah noch einmal seinen Laden. Er ließ sich daselbst die Adresse des Hausbesitzers geben, um demnächst mit ihm wegen des Mietvertrags unterhandeln zu können.
    Wie er dann wieder vor dem Hotel du Commerce am Ende der Rue des Deux-Ecus Wache stand, hörte er endlich gegen Mitternacht fern in der Rue de Grenelle die Schlußmelodie einer Operette pfeifen. Es war Gaudissart, der dazu mit seinem schweren Spazierstock taktmäßig das Straßenpflaster bearbeitete.
    »Herr Gaudissart«, redete Anselm ihn an, indem er aus dem Torwege trat und sich plötzlich zeigte, »auf zwei Worte!«
    »Auf ein Dutzend, wenn's Ihnen Spaß macht«, erwiderte der Reisende, indem er den bleigefüllten Knopf seines Stockes gegen einen etwaigen Angreifer zur Wehr bereithielt.
    »Ich bin Anselm Popinot!«
    »Na natürlich!« rief Gaudissart aus; er erkannte ihn jetzt. »Was wünschen Sie? Geld? Ich habe zufällig keins, werde aber welches auftreiben. Brauchen Sie meinen Arm zu einem Duell? Ich bin ganz der Ihre, von der Sohle bis zum Scheitel!« Er begann, ein Soldatenlied zu trällern: »Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!«
    »Schenken Sie mir ein paar Minuten Gehör, aber nicht in Ihrem Zimmer, wo man uns belauschen könnte, sondern auf dem Quai de l'Horloge. Jetzt um diese Zeit ist niemand dort. Es handelt sich um etwas höchst Wichtiges!«
    Zehn Minuten später kannte Gaudissart Popinots großes Geheimnis.
    »Da gilt's also, die sämtlichen Parfümhändler und Friseure der Welt zu animieren! Na, ich werde alle Ladeninhaber Frankreichs attackieren! Eine Idee! Ich wollte abreisen, nun bleibe ich aber und sammle zunächst die Aufträge der Pariser Parfümerien.«
    »Wozu?«
    »Um Ihre Konkurrenten abzumurksen, Sie unschuldsvoller Engel, Sie! Ich werde alle die andern elenden Haarmittel in Ihrem Öl ersäufen, indem ich mich bloß mit Ihrem Artikel befasse, bloß von ihm rede! Die Macht eines Reisenden ist enorm! Ja, wir! Wir Reisenden, wir sind die Diplomaten des Handels! Und die Sorge für Ihren Prospekt überlassen Sie nur mir. Ich habe da einen Jugendfreund an der Hand: Andochius Finot. Sein Vater ist Hutmacher in der Rue du Coq. Durch den Alten bin ich Hutreisender geworden. Andochius besitzt viel Geist; sein Grips geht nicht unter die hunderttausend Hüte, die sein Alter fabriziert hat. Mein Freund ist Literat. Er schreibt die kleinen Szenen im ,Courrier des Spectacles‘. Der alte Finot hat es faustdick hinter den Ohren, aber er hat so seine Gründe, den Geist nicht zu lieben; er glaubt nicht an den Geist und es ist unmöglich, ihm zu beweisen, daß man auch Geist verkaufen kann, daß man sein Glück auch im Handel mit Geist machen kann. Daran glaubt er nicht. Das geht ihm gegen das Einmaleins! Nun will der alte Finot den jungen Finot durch eine Hungerkur fassen. Andochius ist riesig begabt, dazu, wie gesagt, mein Freund! Mit Narren befasse ich mich nur geschäftlich. Aber die Genies sind meine Freunde! Finot macht Witze für den ›Treuen Schäfer‹. Der zahlt, während die Tageszeitungen, für die er sich halbtot schindet, ihm das Geld malen! Die Konkurrenz ist zu groß! Finot hat ein köstliches Lustspiel in einem Akt für Fräulein Mars geschrieben, den Stern aller Sterne! Ja, das ist eine Schauspielerin, wie ich sie liebe! Na, denken Sie, um sein Stück aufgeführt zu sehen, hat er's der Gariète geben müssen. Andochius ist ein Meister im Dichten von Prospekten; er geht auf die Ideen des Bestellers ein. Er ist sehr bescheiden; er wird uns den Prospekt gratis liefern. Du lieber Gott, mit einer Punschbowle und ein paar Stück Kuchen ist er zufrieden. Also, Popinot, keine Widerrede! Ich reise ohne Spesen und Provisionen. Ihre Konkurrenten sollen zahlen! Ich will sie schon an die Hammelbeine kriegen. Verstehen wir uns? Für mich ist der glückliche Erfolg dieses Geschäfts eine Ehrensache! Ich wünsche keine andere Belohnung, als bei Ihrer

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