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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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zehn Groschen Rabatt geben?«
    »Cäsarinen-Öl!« rief Popinot.
    »Cäsarinen-Öl? Du verliebter August! Du willst Vater und Tochter zugleich schmeicheln! Na, meinetwegen! Cäsarinen-Öl! Drei Francs die Flasche! Das Macassar-Öl kostet doppelt so viel. Gaudissart wirkt für uns! Rechnen wir auf alle Köpfe, die auf sich halten, zwölf Flaschen jährlich – das macht achtzehn Francs Reingewinn. Nehmen wir an: achtzehntausend Köpfe – das macht hundertundvierundvierzigtausend Francs. Wir werden Millionäre!«
    Als die Nüsse angekommen waren, kernten Raguet, die Arbeiter, Popinot und Cäsar eine hinreichende Menge davon aus, und ehe es vier Uhr schlug, waren bereits einige Pfund Öl gewonnen. Popinot trug es zu Vauquelin und der gab ihm ein Rezept, wonach die Nußessenz mit andern öligen, nicht so teuren Substanzen vermischt und wohlriechend gemacht wurde.
    Glück verursacht einen Rausch, den der Durchschnittsmensch nicht verträgt. Die Begeisterung hatte ein leicht vorherzusehendes Resultat. Grindot kam und legte einen verführerischen Entwurf für die innere Einrichtung der neuen Wohnung vor. Birotteau willigte ganz entzückt in alles. Alsbald erdröhnte das Haus von Hammerschlägen. Konstanze seufzte. Lourdois, der reiche Dekorationsmaler, der es sich zur Pflicht machte, gründlich zu sein, sprach von Vergoldung des Salons. Da mischte sich aber Konstanze ein.
    »Sie haben dreißigtausend Francs Rente, Herr Lourdois, und bewohnen ein eigenes Haus. Sie können darin machen, was Ihnen beliebt, aber hier ...«
    »Gnädige Frau, ein Geschäft muß repräsentieren! Übrigens gehört Herr Birotteau zur Regierung. Er nimmt eine hervorragende Stellung ein ...«
    »Ja, er gehört aber auch noch in seinen Laden«, sagte Konstante in Gegenwart der Kommis und fünf anderer Personen, die es hörten, »und weder ich noch er, weder seine Freunde noch seine Feinde, sollen das je vergessen!«
    Birotteau nahm die Hände auf den Rücken und wippte auf und nieder.
    »Meine Frau hat recht!« entschied er; »wir wollen im Glück nicht übermütig werden! Übrigens muß ein Mann, solange er noch im Geschäft steht, bedächtig in seinen Ausgaben sein, mäßig in seinem Aufwand. Das Gesetz macht ihm das zur Pflicht. Er darf keine übermäßigen Ausgaben machen. Wenn die Vergrößerung meines Ladens und die Verschönerung meiner Wohnung über die rechten Grenzen hinausgingen, so wäre das unklug von mir. Sie selbst würden mich tadeln, Lourdois! Das ganze Stadtviertel sieht auf mich! Leute, denen es in der Welt glückt, haben immer Konkurrenten und Neider. Sie werden das auch bald erfahren, junger Mann!« sagte er zu Grindot. »Wenn man uns auch verleumdet, so wollen wir den Leuten doch wenigstens keinen Grund geben, uns Schlechtes nachzusagen!«
    »Verleumdung und Klatsch kann Sie nicht erreichen«, rief Lourdois, »Sie sind bereits über den Berg hinaus und besitzen eine solche Geschäftsklugheit, daß Sie Ihre Unternehmungen zu berechnen verstehen. Sie haben Routine!«
    »Das stimmt! Ja. ich bin in Geschäften kein Neuling mehr. Aber kennen Sie denn die Ursache unserer Wohnungsvergrößerung? Wenn ich so sehr auf pünktliche Ausführung meiner Bestellung bestehe, so geschieht das...«
    »Ich bin gespannt!«
    »Na, wir sehen einige Freunde bei uns, einmal, um die Räumung Frankreichs von den fremden Truppen zu feiern, und dann auch wegen meiner Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion ...«
    »Was? Wie? Sie haben das Ritterkreuz bekommen?«
    »Ja! Vielleicht habe ich mich dieser allerhöchsten königlichen Auszeichnung würdig gemacht, als ich Handelsrichter war und weil ich auf den Stufen von Saint-Roch am 13. Vendémiaire für die königliche Sache gekämpft habe, wobei ich von Napoleon verwundet worden bin! Kommen Sie mit Ihrer Frau und Ihrem Fräulein Tochter ...«
    »Ich bin hocherfreut über die Ehre, die Sie mir erweisen!« sagte der liberale Lourdois. »Aber Sie sind ein Schlaumeier, Vater Birotteau! Sie wollen sicher sein, daß ich mein Wort halte, und deshalb laden Sie mich ein. Na, ich werde meine geschicktesten Arbeiter aussuchen. Wir wollen ein Höllenfeuer machen, um die Malereien zu trocknen. Es soll alles prompt fix und fertig werden!«
    Drei Tage nachher war die ganze Kaufmannschaft des Stadtviertels durch die Vorbereitungen zu Birotteaus Ball in Aufregung. Alle Welt konnte die baulichen Veränderungen beobachten. Die emsige Arbeit, die auch bei Licht fortgesetzt wurde – es gab nämlich Tag- und Nachtschichten –,

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