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Cäsar Birotteau (German Edition)

Cäsar Birotteau (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Hochzeit Brautführer zu sein! Ich werde eine Tour durch Italien, England und Deutschland machen! Ich nehme Plakate in allen Sprachen mit und lasse sie allerwärts ankleben, in den Dörfern, an den Kirchtüren, an jeder passenden Stelle, die ich in den Provinzstädten sehe! Ihr Öl wird Furore machen. Und bei Ihrer Hochzeit wird es hoch hergehen. Sie bekommen Ihre Cäsarine, oder ich will nicht ,der berühmte Gaudissart‘ heißen! Den Namen hat mir übrigens Finots Vater verliehen, weil ich seine grauen Zylinder in die Mode gebracht habe. Wenn ich Ihr Öl gut verkaufe, bleibe ich bei meiner Spezialität, dem menschlichen Kopfe! Haaröl und Hüte sind die Schutzheiligen des Haarwuchses!«
    Als Popinot zu seiner Tante, wo er schlafen sollte, zurückkehrte, befand er sich durch die Voraussicht auf einen glücklichen Erfolg in einem derartigen Fieber, daß er die Straßen für Ölbäche hielt. Er schlief schlecht und ihm träumte, seine Haare wüchsen wie toll; zwei Engel erschienen ihm, die ein Plakat aufrollten, auf dem in Riesenlettern stand: »Cäsarinen-Öl!« Er erwachte, erinnerte sich des Traumes und beschloß, sein Nußöl »Cäsarinen-Öl« zu taufen, denn er hielt die Erscheinung für einen Wink des Himmels.
    Cäsar und Popinot waren bereits vor der Ankunft der Nüsse in der Fabrik in der Vorstadt du Temple. Während sie auf Frau Madous Markthelfer warteten, erzählte Popinot triumphierend sein Bündnis mit Gaudissart.
    »Wir haben den berühmten Gaudissart! Nun sind wir gemachte Leute!« rief der Parfümeur, indem er seinem Kassierer die Hand mit einer Miene reichte wie Ludwig XIV., als er den Marschall von Villars bei seiner Rückkehr von Denain bewillkommnete.
    »Wir haben auch noch was ganz anderes!« frohlockte der glückliche Kommis, indem er eine Flasche von der Form einer breitgedrückten Kugel aus der Tasche zog. »Ich habe zehntausend solcher Flaschen fix und fertig gefunden, zu zwei Groschen das Stück! Ziel ein halbes Jahr!«
    »Anselm!« Birotteau nahm einen ernsten Ton an. »Gestern in den Tuilerien, da hast du zu mir gesagt: ,Ich werde mein Glück machen!‘ Heute sag ich zu dir: ,Du machst dein Glück!‘ Zwei Groschen das Stück, und ein halbes Jahr Ziel! Eine originelle Form! Viel origineller als die Flaschen vom Macassar-Öl! Die machen wir schon damit tot! Wie gut, daß ich auch die Nüsse gekauft habe! Wo hast du eigentlich die Flaschen aufgetrieben?«
    »Ich wartete auf Gaudissart und bummelte einstweilen umher...«
    »Wie ich damals!« rief Birotteau.
    »Als ich so die Rue Aubry-le-Boucher hinabgehe, bemerke ich bei einem Glashändler en gros, der riesige Bestände hat, dieses Fläschchen... Es stach mir sofort in die Augen, und eine Stimme rief nur zu: ,Das ist was für dich!'‘«
    Der geborene Kaufmann! Er soll meine Tochter kriegen! sagte Cäsar bei sich.
    »Ich trete in den Laden und sehe Tausende solcher Flaschen in Kisten.«
    »Du erkundigst dich nach dem Preise?«
    »Sie werden mich doch nicht für so dämlich halten?« rief Anselm schmerzlich.
    Der geborene Kaufmann! wiederholte Birotteau bei sich.
    »Ich frage nach Glasnäpfen, und indem ich um die Näpfe feilsche, tadle ich so nebenbei die Form dieser Flaschen. Da erzählte mir der Händler haarklein, daß Faille & Bouchot, die neulich Pleite gemacht, zu irgendeiner Schönheitstinktur Flaschen von auffallender Form haben wollten; er traute ihnen nicht recht und verlangte die Hälfte des Rechnungsbetrags in bar voraus. In der Hoffnung, daß ihnen das Geschäft gelinge, zahlten Faille & Bouchot, aber während der Herstellung der Flaschen machte die Firma Bankerott. Der Konkursverwalter unterhandelte mit dem Händler und ließ ihm schließlich die Flaschen samt dem angezahlten Geld als Entschädigung für das lächerlich und unverkäuflich erachtete Fabrikat. ,Die Flaschen kosten vier Groschen das Stück‘, sagte der Kaufmann, ,aber ich gebe sie gern für die Hälfte weg, damit ich das Zeug nur loswerde! Wer weiß, wie lange das wegen seiner Form unbrauchbare Zeug noch lagern wird ...‘ Ich frage nun den Mann, ob er mir zehntausend solcher Flaschen, das Stück zu zwei Groschen, liefern wolle. Ich sei Kommis bei Herrn Birotteau. Ich wolle meinen Prinzipal beschwatzen, um was dabei zu verdienen. Er sagte ja!«
    »Zwei Groschen das Stück!« meinte Birotteau. »Weißt du, daß wir da unser Öl auf drei Francs die Flasche herabsetzen können und immer noch fünfzehn Groschen dran verdienen, selbst wenn wir unsern Wiederverkäufern

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