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Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition)

Titel: Cäsar Birotteaus Größe und Niedergang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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sagte der Doktor, dem Cäsarine einen Wink gegeben hatte.
    Die Ärzte sind häufig genötigt, wissentlich Unsinn zu reden, um Ehre oder Leben der Umgebung des Kranken zu retten. Der alte Doktor hatte in seinem Leben so vieles zu sehen bekommen, daß er jede Andeutung verstand. Cäsarine begleitete ihn hinaus und fragte nach Verhaltungsmaßregeln.
    »Ruhe und nicht reden; wenn der Kopf frei geworden sein wird, werden wir Stärkungsmittel anwenden können.«
    Frau Konstanze verbrachte zwei Tage am Bette ihres Mannes, der ihr oft zu delirieren schien. Er lag in dem schönen blauen Zimmer seiner Frau und hielt Konstanze unverständliche Reden, wenn er die Vorhänge, die Möbel und die teure Ausstattungspracht ansah.
    »Er redet irre«, sagte sie zu Cäsarine, als Cäsar sich aufgerichtet hatte und in feierlichem Tone stückweise Stellen aus dem Handelsgesetzbuch zitierte.
    »Wenn die Ausgaben für übermäßig angesehen werden! ... Nehmt doch die Vorhänge weg!«
    Nach drei schrecklichen Tagen, während deren Cäsars Verstand in Gefahr schwebte, siegte die starke Natur des Tourainer Bauernsohns; der Kopf wurde frei; Herr Haudry verordnete ihm stärkende Mittel und kräftige Nahrung, und nach einer zur rechten Zeit gegebenen Tasse Kaffee war der Kaufmann wieder auf den Beinen. Todmüde nahm Konstanze den Platz ihres Mannes ein.
    »Du arme Frau«, sagte Cäsar, als er sah, daß sie eingeschlafen war.
    »Aber nun Mut gefaßt, Papa! Du bist ein so hervorragender Mann, daß du schon den Sieg erringen wirst. Es wird nicht so schwer sein. Herr Anselm wird dir helfen.«
    Cäsarine sprach diese wenig besagenden Worte mit so liebevollem Tone, die die Zärtlichkeit noch süßer machte, aus, daß sie auch dem Niedergeschlagensten Mut einflößen mußten, wie der Gesang einer Mutter die Schmerzen eines zahnenden Kindes einschläfert.
    »Ja, mein Kind, ich will den Kampf aufnehmen; aber kein Wort zu irgend jemandem, wer es auch sei, auch nicht zu Popinot, der uns gewiß lieb hat, oder zu Onkel Pillerault. Zunächst will ich an meinen Bruder schreiben; er ist, wie ich weiß, Domherr und Vikar an der Kathedrale; er hat keine Ausgaben, er muß Geld haben. Wenn er jährlich tausend Taler erspart hat, so ergibt das in zwanzig Jahren hunderttausend Franken. Und in der Provinz genießen die Geistlichen auch Kredit.«
    Cäsarine beeilte sich, ihrem Vater einen kleinen Tisch und alles zum Schreiben Erforderliche zu bringen, und legte ihm den Rest der auf rosa Papier gedruckten Balleinladungen dazu hin.
    »Verbrenne das«, schrie der Kaufmann. »Nur der Teufel hat mir die Idee, diesen Ball zu geben, in den Kopf setzen können. Wenn ich nicht durchhalten kann, wird es aussehen, als ob ich ein Betrüger wäre. Also weg damit, kein Wort weiter.«
    Cäsars Brief an Franz Birotteau.
    »Lieber Bruder!
    Ich befinde mich in einer so schweren Handelskrisis, daß ich Dich bitten muß, mir alles Geld, über das Du verfügen kannst, zu schicken, und wenn Du welches borgen müßtest.
    Ganz der Deinige
Cäsar.
     
    Deine Nichte Cäsarine, die beim Schreiben dieses Briefes zugegen ist, während meine arme Frau schläft, läßt sich Dir aufs herzlichste empfehlen.«
    Dieses Postskriptum wurde auf Cäsarines Wunsch hinzugefügt, die dann den Brief zu Raguet brachte. »Lieber Vater,« sagte sie, als sie wieder heraufgekommen war, »da ist Herr Lebas, der dich zu sprechen wünscht.«
    »Herr Lebas,« rief Cäsar erschreckt aus, als wenn sein Unglück ihn schon zum Verbrecher gestempelt hätte, »ein Richter!
    »Mein lieber Herr Birotteau,« sagte der dicke Tuchhändler, der eingetreten war, »ich nehme zuviel Anteil an Ihnen, wir kennen uns schon zu lange, wir sind ja das erstemal zusammen zu Richtern ernannt worden, als daß ich Ihnen verschweigen dürfte, daß ein gewisser Bidault, genannt Gigonnet, ein Wucherer, auf seine Order ausgestellte Wechsel von Ihnen von der Firma Claparon, ›ohne Garantie‹, in Händen hat. Diese beiden Worte sind nicht nur eine Beleidigung für Sie, sondern auch noch dazu der Ruin Ihres Kredits.«
    »Herr Claparon wünscht Sie zu sprechen,« sagte Cölestin, der sich an der Tür zeigte, »soll ich ihn heraufkommen lassen?«
    »Da werden wir ja den Grund für diese Beschimpfung erfahren können«, sagte Lebas.
    »Herr Claparon,« sagte der Parfümhändler, als dieser eingetreten war, »dies ist Herr Lebas, Handelsrichter und einer meiner Freunde ...«
    »Ah, der Herr ist Herr Lebas, ich bin entzückt darüber, Herr Lebas vom

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