Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Meilen repräsentierte.
    Vom Ob sollte man dann über eine Strecke von einhundertfünfundzwanzig Meilen ins Uralgebirge gelangen, welches das europäische Rußland begrenzt.
    Schließlich sollte man vom Ural aus hundert Meilen weit gegen Südwesten nach Perm ziehen.
    Es waren also im ganzen an die tausend Meilen zurückzulegen.
    Wenn man unterwegs auf kein Hindernis stieß, wenn man sich nicht notgedrungen in irgend einem Marktflecken aufhalten mußte, so konnte die Reise in weniger als vier Monaten ausgeführt werden. In der That waren sieben bis acht Meilen pro Tag nicht zu viel für die Renntiere; und so würde die Belle-Roulotte denn gegen Mitte Juli in Perm und dann in Nischnii eintreffen, also zu der Zeit, wo der berühmte Jahrmarkt in vollem Gange war.
    »Werden Sie uns bis Perm begleiten?…« fragte Herr Sergius Ortik.
    »Das ist nicht wahrscheinlich,« antwortete der Matrose. »Wenn wir die Grenze überschritten haben, gedenken wir unsern Weg über Petersburg nach Riga zu nehmen.«
    »Wohl,« sagte Herr Cascabel, »aber erreichen wir vor allen Dingen die Grenze!«
    Man war übereingekommen, eine vierundzwanzigstündige Rast zu halten, sobald man das Festland betreten haben würde – eine durch die schnelle Fahrt über das Eisfeld mehr als gerechtfertigte Rast. So war denn jener Tag der Ruhe geweiht.
    Die Lena ergießt sich in einem regellosen Netze von Mündungen, Kanälen und Pässen in den gleichnamigen Golf. Es ist nach einem Laufe von fünfzehnhundert Meilen, daß dieser schöne Strom, durch zahlreiche Nebenflüsse geschwellt, sich in die Tiefen des nördlichen Eismeeres verliert. Sein Gebiet wird auf mindestens hundertundfünf Millionen Hektaren geschätzt.
    Nachdem die Karte gründlich studiert worden, meinte Herr Sergius, es werde rätlich sein, am inneren Rande der Bai entlang zu fahren und so den zahlreichen Mündungen der Lena auszuweichen. Obgleich ihre Wasser noch zugefroren waren, würde der Weg durch dieses Labyrinth ein sehr mühseliger sein. Der Eisstoß bildete dort eine ungeheure Schranke von Blöcken, die von wirklichen, sehr pittoresken, aber schwer zu umgehenden Eisbergen beherrscht wurden.
    Jenseits der Bai begann die ungeheure, kaum von einigen Dünen unterbrochene Steppe, in der die Reise leicht von statten gehen würde.
    Augenscheinlich waren Ortik und Kirschef daran gewöhnt, unter diesen hohen Breiten zu reisen. Ihre Gefährten hatten das bereits während der Fahrt über das Eisfeld bemerken können. Die beiden Matrosen verstanden ein Lager aufzuschlagen, nötigenfalls auch eine solide Eishütte zu bauen. Sie kannten den Kunstgriff der Küstenfischer, ihre Kleider zu trocknen, indem sie dieselben in den Schnee graben und so die darin enthaltene Feuchtigkeit herausziehen lassen; sie schwankten nicht, wenn es sich darum handelte, die aus gefrornem Salzwasser entstandenen Eisblöcke von denen aus Süßwasser zu unterscheiden; kurz, sie waren mit den verschiedenen, auf dem Marsche durch nördliche Länder gebräuchlichen Prozeduren bekannt.
    An jenem Abend nach dem Nachtmahl drehte das Gespräch sich um die Geographie Nordsibiriens und Ortik ließ sich bewegen, die Umstände zu nennen, unter welchen Kirschef und er dieses Land durchstreift hatten.
    Herr Sergius fragte nämlich:
    »Wie kommt es, daß Sie als Seeleute die Gelegenheit hatten, diese Gebiete zu bereisen?«
    »Herr Sergius,« antwortete Ortik, »vor zwei Jahren befanden Kirschef, zehn andere Matrosen und ich uns im Hafen von Archangel, der Einschiffung an Bord irgend eines Walfischfahrers harrend, als wir zur Rettung eines Schiffes requiriert wurden, das nördlich von der Lenamündung im Eise stak. Nun, von Archangel aus begaben wir uns längs der Nordküste von Sibirien in diese Bai. Als wir die » Vremia « erreichten, gelang es uns, sie wieder flott zu machen, und dann betrieben wir auf diesem Fahrzeuge den Fischfang. Aber wie gesagt, ging dasselbe im Laufe der Saison mit Mann und Maus zu Grunde; nur mein Kamerad und ich blieben am Leben, und der Sturm warf unser Boot auf die Liakhoff-Inseln, wo Sie uns gefunden haben.«
    »Und sind Sie nie in den Provinzen von Alaska gewesen?« fragte Kayette, die, wie man weiß, Russisch sprach und verstand.
    »Alaska?…« antwortete Ortik. »Liegt das nicht in Amerika?«
    »Ja,« sagte Herr Sergius, »es ist ein im Nordwesten des neuen Kontinents gelegenes Land, die Heimat Kayettens… Haben Ihre Fahrten Sie nie bis dahin geführt?…«
    »Wir kennen jenes Land nicht,« antwortete

Weitere Kostenlose Bücher