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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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würde. Auf diesem hartgefrorenen Schnee, wie auch auf den grasigen Flächen der Steppe würden die Renntiere das schwere Gefährt schon zu ziehen vermögen.
    Was die Ernährung der Tiere betrifft, so war der von den Eingeborenen gelieferte Futtervorrat von der Abfahrt von Kotelnii bis zur Ankunft in der Lenabucht dazu hinreichend gewesen. Nunmehr konnten die Renntiere für sich selber sorgen, indem sie das Moos unterm Schnee hervorgruben und die Blätter jener Standen abfraßen, mit denen der sibirische Boden besäet ist. Im übrigen muß man gestehen, daß das neue Gespann sich während des Eisüberganges sehr gefügig gezeigt und daß Clou-de-Girofle keine Mühe gehabt hatte, es zu lenken.
    Die Ernährung der Reisenden war ebenso sicher gestellt durch den Vorrat an Konserven, Mehl, Schmalz, Reis, Thee, Zwieback und Branntwein, den die Belle-Roulotte noch besaß. Zudem verfügte Cornelia auch über eine gewisse Quantität jakutischer Butter, in kleinen Birkenholzkistchen, welche Freund Tuck-Tuck Freund Cascabel verehrt hatte. Hingegen würde man den Petroleumvorrat baldmöglichst in irgend einem sibirischen Marktflecken zu erneuern haben. Schließlich würde die Jagd auch wieder frisches Wild liefern; Herr Sergius und Jean würden manches Mal Gelegenheit haben, ihre Geschicklichkeit zu Nutz und Frommen der Küche zu bethätigen.
    Ebenso konnte man auf die Mitwirkung der beiden russischen Matrosen rechnen. Sie erklärten, daß Nordsibirien ihnen zum Teil bekannt sei und schienen sich demgemäß zu Führern zu eignen.
    Das war der Gegenstand des Gespräches, das an jenem Tage im Lager stattfand:
    »Da Sie bereits in dieser Gegend waren,« sagte Herr Sergius zu Ortik, »so werden Sie unser Führer sein…«
    »Das ist wohl das wenigste, was ich thun kann,« antwortete Ortik, »nachdem wir Herrn Cascabel unsere Befreiung verdanken.«
    »Mir?… Nicht doch,« entgegnete Herr Cascabel; »nur meinem Bauche, dem die Natur die Gabe der Rede verliehen hat! Er ist es, bei dem Sie sich bedanken müssen!«
    »Ortik,« fragte Herr Sergius, »welchen Weg empfehlen Sie uns, von hier aus zu nehmen?«
    »Den kürzesten, wenn es Ihnen gefällig ist, Herr Sergius. Wenn er gleich den Nachteil hat, die Hauptstädte der südlicheren Bezirke nicht zu berühren, so wird er uns doch gestatten, direkt auf die Uralkette zuzumarschieren. Überdies fehlt es auch auf dieser Strecke nicht an Dörfern, wo Sie sich neu verproviantieren oder gar Aufenthalt nehmen können, falls es nötig ist.«
    »Wozu das?« unterbrach ihn Herr Cascabel. »Wir haben nichts in Dörfern zu suchen. Für uns ist die Hauptsache, daß wir uns nicht aufhalten, sondern schnell vorwärts kommen. Ich glaube nicht, daß die Gegend für Reisende gefährlich ist…«
    »Keineswegs,« antwortete Ortik.
    »Und dann sind wir ja auch stark; wehe den Schurken, die unsere Belle-Roulotte angreifen wollten!… Sie würden nicht billigen Kaufes davonkommen!«
    »Seien Sie ruhig, Herr Cascabel; es steht nichts zu befürchten!« sagte Kirschef.
    Man wird bemerkt haben, daß dieser Kirschef sehr selten sprach. Ungesellig, düster und verschlossen, überließ er es seinem Gefährten, an den Besprechungen teilzunehmen. Ortik war augenscheinlich intelligenter als er, ja, sogar sehr intelligent – was Herr Sergius mehrmals in der Lage gewesen war zu konstatieren.
    Im ganzen genommen, war der von Ortik vorgeschlagene Reiseplan ein befriedigender. Die Umgehung der großen Städte, wo man auf Militärposten stoßen konnte, mußte dem Grafen Narkine zusagen, wie sie den beiden angeblichen Matrosen zusagte. Daß es schwer sein würde, den bevölkerten Orten auszuweichen, namentlich in der Nähe der Grenze, das war vorauszusehen, und man würde dort einige Vorsichtsmaßregeln zu treffen haben. Bis dahin aber boten die Steppendörfer keine große Gefahr dieser Art.
    Sobald dieser Reiseplan im Prinzip angenommen war, hatte man nur mehr die verschiedenen Provinzen zu ermitteln, welche man von der Lena bis zum Uralgebirge in schräger Linie durchziehen mußte.
    So schlug Jean denn in seinem Atlas die Karte von Nordsibirien auf und Herr Sergius vertiefte sich in das Studium dieser Territorien, wo die sibirischen Flüsse, statt die Reisen von Ost nach West zu begünstigen, letzteren vielmehr ernste Schwierigkeiten bereiten. Und man beschloß folgendes:
    Die Reise sollte vom Lenathale ins Anabarathal, von dort ins Khatanga-, ins Jenisei-, ins Obthal gehen, was eine Strecke von cirka siebenhundertfünfzig

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