Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
links aufgepflanzten Götzen und spricht in vibrierendem Tone:
    »
Ja tibié prikajou étote arrestantóf otpoustite. Tvoïe narode doljne dlia ikhe same balchoïe vajestvo imiète i nime addate vcié vieschtchi katori ou ikhe bouili vziati. Ja tibié prikajou ou siberskoïé beregou ikhe lioksché vosvratitcia.«
    Drei Sätze, die man folgendermaßen übersetzen mag und die offenbar an Tschu-Tschuk gerichtet waren:
    »Du sollst diese Gefangenen in Freiheit setzen! Dein Volk soll ihnen die größte Rücksicht bezeigen, ihnen alles Geraubte zurückgeben! Ihr sollt ihnen die Rückkehr an die sibirische Küste erleichtern!«
    Diesmal ging das Erstaunen in Schrecken über. Tschu-Tschuk hatte sich auf seinen zitternden Knieen erhoben, mit verstörtem Auge, aufgerissenem Munde und auseinander gespreizten Fingern, in einem Paroxysmus der Bestürzung. Auch die übrigen Eingeborenen hatten sich halb aufgerichtet, unschlüssig, ob sie sich niederwerfen oder die Flucht ergreifen sollten!
    Schließlich nimmt die dritte, die mittlere Gottheit ihrerseits das Wort. Aber ihre Stimme ist schrecklich, zornvoll, drohend! Und mit welch tragischem Nachdruck sie die Silben artikuliert und dieselben wie Donnergerolle dröhnen läßt!
    Dies sind die Worte, welche sie unmittelbar an Seine neusibirische Majestät richtete:
    »
Jesle ti take niè sdièlèle élote toje same diéne, kakda èti s viati tchéloviéki boudoute jelaïte tchorte s’tvoïe oblacte

    Nämlich:
    »Wenn dies nicht an dem Tage geschieht, wo diese heiligen Männer es wollen, so soll dein Stamm dem himmlischen Zorn verfallen!«
    Jetzt röchelten König und Unterthanen vor Entsetzen, und lagen regungslos wie Leichen auf der Erde, während Herr Cascabel seine beiden Arme dankbar gegen die Götzen ausstreckte und ihre mächtige Intervention pries.
    Und derweil hielten seine Gefährten sich die Seiten, um nicht in Lachen auszubrechen.
    Eine einfache Bauchrednerscene, das war es, was dieser erstaunliche Mann, dieser unvergleichliche Künstler ersonnen hatte, um »seinen wackern Tuck-Tuck« kirre zu machen!
    Und in der That bedurfte es keiner weiteren Anstrengung, um die abergläubischen Eingeborenen zum besten zu haben! »Die aus Westen gekommenen Fremdlinge,« – welch eine treffliche Bezeichnung Herr Cascabel da gefunden hatte! – »die aus Westen gekommenen Fremdlinge sind heilig!… Warum hält Tschu-Tschuk sie zurück?«
    Nun denn, nein! Tschu-Tschuk würde sie nicht zurückhalten! Er würde sie ziehen lassen, sobald sie Luft dazu verspürten, und die Eingeborenen würden ihnen die Rücksicht bezeigen, welche solchen sichtlich unter himmlischem Schutze stehenden Männern gebührte!
    Und während Ortik und Kirschef, die nichts von Herrn Cascabels Begabung zur Bauchrednerei wußten, ihr Staunen nicht verhehlten, sagte Clou begeistert:
    »Welch ein Genie der Herr Direktor ist!… Welch ein Gehirn!… Welch ein Mensch!… wenn er nicht etwa…«
    »Wenn er nicht etwa ein Gott ist!« fiel Cornelia ein, indem sie sich vor ihrem Manne verneigte.
    Der Streich war gespielt. Und er war gelungen, dank der außerordentlichen, jeder Schilderung spottenden Leichtgläubigkeit der Neusibirier. Diese Leichtgläubigkeit hatte Herr Cascabel wohl bemerkt; sie hatte ihm den Gedanken eingegeben, sein Bauchrednertalent zu allgemeinem Nutz und Frommen zu verwenden.
    Selbstverständlich wurden er und seine Gefährten mit all den Ehrenbezeigungen ins Lager zurückgeleitet, welche ihnen in ihrer Eigenschaft als heilige Männer gebührten. Tschu-Tschuk erschöpfte sich in Begrüßungen und Komplimenten, denen eine tüchtige Dosis von Furcht und Achtung zu Grunde lag. Er war nahe daran, der Familie Cascabel und den Götzen von Kotelnii eine und dieselbe Anbetung zu zollen. Schließlich, wie hätte die so unwissende Bevölkerung von Turkef auf den Gedanken kommen sollen, daß sie das Opfer einer Mystifikation geworden sei? Kein Zweifel, die Gottheiten des Vorspük hatten wirklich ihre furchtbaren Stimmen erschallen lassen! Jene auf gut Russich erteilten Befehle waren wirklich aus ihren bisher stummen Schnäbeln gekommen! Und übrigens, war nicht bereits ein Präcedenz vorhanden? Sprach der Papagei Jako nicht auch? Hatten die Eingeborenen nicht voller Verwunderung den aus seinem Schnabel kommenden Worten gelauscht? Nun, was ein Vogel konnte, das würden Götter mit Vogelköpfen doch auch wohl im stande sein!
    Von diesem Tage an durften Herr Sergius, Herr Cascabel und seine Familie, sowie die

Weitere Kostenlose Bücher