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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schloß Walska begeben, um meinen Vater wiederzusehen!« antwortete Herr Sergius.»Das wird ihm eine große Freude sein, eine ganz unverhoffte Freude; es sind jetzt dreizehn Monate her, daß ich weder von ihm gehört, noch auch ihm zu schreiben vermocht habe; was muß er sich denken!…«
    »Beabsichtigen Sie,« fragte Cascabel, »sich längere Zeit im Schlosse des Fürsten Narkine aufzuhalten?«
    »Das wird von Umständen abhängen, die ich unmöglich voraussehen kann. Wenn meine Anwesenheit ruchbar wird, so werde ich vielleicht gezwungen sein, meinen Vater zu verlassen!… Und doch… in seinem Alter…«
    »Herr Sergius,« antwortete Herr Cascabel, »ich habe Ihnen keinen Rat zu erteilen… Sie wissen besser als irgend jemand, was Sie thun müssen… Aber ich möchte Ihnen zu bedenken geben, daß Sie sich sehr ernsten Gefahren aussetzen, wenn sie in Rußland bleiben!… Werden Sie entdeckt, so steht Ihr Leben auf dem Spiele…«
    »Ich weiß es, mein Freund; und ich weiß auch, daß Sie und die Ihrigen ebenfalls ernstlich bedroht sein würden, wenn die Polizei erführe, daß Sie meinen Übertritt auf moskowitisches Gebiet begünstigt haben!«
    »O!… wir!… Das zählt nicht!…«
    »Doch, mein lieber Cascabel; und ich werde auch niemals vergessen, was Ihre Familie für mich gethan hat…«
    »Nun… nun… Herr Sergius!… Wir sind nicht hierher gekommen, um schöne Reden zu tauschen!… Sehen Sie, wir müssen uns über den Entschluß verständigen, welchen Sie in Perm zu fassen gedenken…«
    »Nichts einfacher als das,« antwortete Herr Sergius. »Da ich zu Ihrer Truppe gehöre, so werde ich bei Ihnen bleiben, um keinen Verdacht zu erregen.«
    »Aber Fürst Narkine?…«
    »Schloß Walska liegt bloß sechs Werft von der Stadt entfernt und so wird es mir ein leichtes sein, mich allabendlich nach der Vorstellung unbemerkt dahin zu begeben. Unsere Diener würden sich eher umbringen lassen, als daß sie ihren Herrn verrieten oder kompromittierten. So werde ich also einige Stunden bei meinem Vater verbringen und vor Tagesanbruch wieder nach Perm zurückkehren können.«
    »Vortrefflich, Herr Sergius; und solange wir in Perm bleiben, wird die Sache hoffentlich ganz von selber gehen! Aber wenn nun der Jahrmarkt zu Ende ist, wenn die Belle-Roulotte nach Nischni und später nach Frankreich aufbricht…«
    Das war offenbar der heikle Punkt. Wozu würde Graf Narkine sich entschließen, wenn die Familie Cascabel Perm verlassen hatte?… Würde er sich auf Schloß Walska verbergen?… Würde er, auf die Gefahr hin, entdeckt zu werden, in Rußland bleiben?… Herrn Cascabels Frage traf den Nagel auf den Kopf.
    »Mein Freund,« antwortete ihm Herr Sergius »ich habe mich öfter gefragt, was ich thun werde… Ich kann Ihnen nichts anderes sagen, als daß ich es selber nicht weiß! Mein Thun wird sich nach den Umständen richten…«
    »Wohl,« erwiderte Herr Cascabel. »Wenn Sie sich aber gezwungen sehen sollten, Schloß Walska zu verlassen; wenn Sie nicht in Rußland bleiben könnten, wo Ihre Freiheit, ja sogar Ihr Leben bedroht wäre… gestatten Sie mir die Frage, Herr Sergius… würden Sie dann daran denken, nach Amerika zurückzukehren?…«
    »Ich habe in dieser Hinsicht noch keinen Plan gefaßt,« antwortete Graf Narkine.
    »Nun denn, Herr Sergius – verzeihen Sie meine Beharrlichkeit – warum sollten Sie dann nicht mit uns nach Frankreich ziehen?… Indem Sie auch weiterhin in meiner Truppe figurierten, könnten Sie die westliche Grenze Rußlands ohne Gefahr erreichen!… Wäre das nicht der sicherste Ausweg?… Und so würden wir Sie noch einige Zeit bei uns haben… und mit Ihnen unsere teure kleine Kayette… O! nicht um sie Ihnen zu rauben!… Sie ist… sie bleibt Ihre Adoptivtochter, und das ist etwas mehr wert, als wenn sie die Schwester Jeans, Xanders und Napoleonens, der Kinder eines Gauklers, wäre!«
    »Mein Freund,« antwortete Herr Sergius, »reden wir nicht von dem, was die Zukunft für uns birgt Wer weiß, ob sie uns nicht alle zufrieden stellen wird?… Befassen wir uns mit der Gegenwart; das ist die Hauptsache. Ich kann Ihnen nur so viel sagen – aber sprechen Sie noch mit niemand davon –, daß ich, wenn ich Rußland verlassen müßte, mich sehr gern nach Frankreich zurückziehen würde, bis irgend ein politisches Ereignis meine Lage günstiger gestaltete… Und da Sie in Ihre Heimat zurückkehren…«
    »Bravo!… so reisen wir zusammen!« erwiderte Herr Cascabel.
    Er hatte die Hand des Herrn

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