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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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desgleichen die Anmut Napoleonens, welche, da sie kein straffes Seil zur Verfügung hatte, sich mit einer Tanzleistung begnügte. Im Spiele mit Flaschen, Tellern, Ringen und Kugeln setzte Jean das ganze Publikum in Erstaunen. Dann zeigte Herr Cascabel sich mit seinen Kraftproben als der würdige Gatte Cornelias, welche einen großen Erfolg damit errang, daß sie zwei Honoratioren mit ausgestreckten Armen in die Höhe hob.
    Was Herrn Sergius betrifft, so entledigte er sich seiner Aufgabe sehr geschickt mit einigen Karten-und Taschenspielerkunststücken, welche sein gewandter Lehrmeister ihm beigebracht hatte, – nicht ohne Grund, wie man sieht. Daraufhin konnte im Geiste des Bürgermeisters kein Zweifel darüber entstehen, daß dieser Russe wirklich bei der Jahrmarktstruppe angestellt sei.
    Dann wurde Konfekt, Korinthenkuchen und vorzüglicher Thee herumgereicht. Und als der Abend zu Ende ging, visierte der Gorodintschy ohne Zögern die Papiere, welche Herr Cascabel ihm unterbreitete. Damit war die Belle-Roulotte den moskowitischen Behörden gegenüber legitimiert.
    Es ist auch zu erwähnen, daß der Bürgermeister, der sich einer gewissen Wohlhabenheit erfreute, Herrn Cascabel zwanzig Rubel als Honorar für seine Vorstellung anbieten zu sollen glaubte.
    Herr Cascabel war anfangs geneigt, diese Belohnung zurückzuweisen; aber das würde seitens des Direktors einer Wandertruppe vielleicht Aufsehen gemacht haben.
    »Zwanzig Rubel sind schließlich immerhin zwanzig Rubel!« sagte er sich.
    Und so steckte er unter vielen Danksagungen seine Einnahme ein.
    Der folgende Tag wurde der Ruhe gewidmet. Man hatte einige Einkäufe an Mehl, Reis, Butter und verschiedenen Getränken zu besorgen, welche Cornelia sich zu mäßigen Preisen verschaffen konnte. Was den Konservenvorrat betrifft, so durfte man nicht daran denken, ihn in diesem Dorfe zu erneuern; aber zwischen dem Ob und der europäischen Grenze würde kein Mangel an Wild sein.
    Vor dem Mittag waren die Einkäufe beendet. Man speiste recht fröhlich, obgleich es Jean und Kayetten schwer ums Herz war. Sahen sie doch die Trennungsstunde herannahen!…
    In der That, was würde Herr Sergius thun, wenn er seinen Vater, den Fürsten Narkine, wiedergesehen hatte? Würde er, da er ja nicht in Rußland bleiben konnte, nach Amerika zurückkehren oder sich irgendwo in Europa niederlassen? Begreiflicherweise beschäftigte Herr Cascabel sich viel mit dieser Frage. Er hätte gern gewußt, woran er in dieser Hinsicht sei. Daher fragte er Herrn Sergius an jenem Tage nach dem Essen, ob er keine Lust habe, einen Spaziergang um das Dorf zu machen. Da letzterer sah, daß Herr Cascabel im geheimen mit ihm zu reden wünschte, beeilte er sich, die Einladung anzunehmen.
    Auch die beiden Matrosen verabschiedeten sich von der Familie, um, wie sie sagten, den Tag in irgend einer Schenke von Muji zu beschließen.
    So verließen denn Herr Sergius und Herr Cascabel die Belle-Roulotte, gingen einige hundert Schritte weit und setzten sich dann außerhalb des Dorfes am Rande eines kleinen Waldes nieder.
    »Herr Sergius,« sagte hierauf Herr Cascabel, »wenn ich Sie um Ihre Begleitung bat, so war es, weil ich mit Ihnen allein sein wollte… Ich möchte mit Ihnen über Ihre Lage sprechen…«
    »Über meine Lage, mein Freund?«
     

    »Es handelt sich um Euer Leben.« (Seite 284.)
     
    »Ja, Herr Sergius, oder vielmehr über das, wozu diese Lage Sie nötigen wird, wenn Sie erst in Rußland sind!…«
    »In Rußland?«
    »Ich täusche mich nicht, nicht wahr, wenn ich sage, daß wir den Ural binnen zehn Tagen überschritten haben und acht Tage später in Perm eintreffen werden?«
    »Ich halte das für wahrscheinlich, falls uns kein Hindernis aufhält,« antwortete Herr Sergius.
    »Hindernis!… Wir werden auf keine Hindernisse stoßen!…« entgegnete Herr Cascabel. »Sie werden die Grenze ohne einen Schatten von Schwierigkeiten passieren. Unsere Papiere sind in Ordnung; Sie gehören zu meiner Truppe und kein Mensch wird auf den Gedanken kommen, daß einer meiner Künstler Graf Narkine sei!…«
    »Gewiß nicht, mein Freund, da niemand außer Ihnen und Frau Cascabel das Geheimnis kennt, und da es bewahrt worden ist…«
    »So getreulich, als ob meine Frau und ich es mit uns ins Grab genommen hätten!« antwortete Herr Cascabel würdevoll. »Und würde es jetzt indiskret sein, Herr Sergius, zu fragen, was Sie nach der Ankunft der Belle-Roulotte in Perm zu thun gedenken?…«
    »Ich werde mich schleunigst nach

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