Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
diesen Verhältnissen leichter fallen.
    So suchten denn nur Cornelia, Napoleone und Kayette ihre Schlafstätten im Innern der Belle-Roulotte auf.
    Mit der Julidämmerung, deren Dauer sich unter diesem sechsundsechzigsten Breitegrade ins Unbestimmte hinauszieht, war die elfte Stunde vorüber, bevor die Nacht völlig hereinbrach, – eine Nacht ohne Mondschein, deren Sterne im Dunste der hohen Zone verschwammen.
    Auf das Gras hingestreckt und in wollene Decken gewickelt, fühlten Herr Sergius und seine Gefährten bereits, wie der erste Schlaf ihre Augenlider schwer machte, als die beiden Hunde verschiedene Zeichen der Erregung von sich gaben. Sie schnupperten mit vorgestreckter Schnauze in der Luft und ließen ein dumpfes Knurren hören, welches auf außerordentliche Unruhe deutete.
    Jean richtete sich zuerst auf und blickte in der Lichtung umher.
    Das Feuer war am Erlöschen und tiefe Finsternis lagerte unter den dichten Bäumen. Jean blickte aufmerksamer hin und glaubte bewegliche Punkte zu sehen, die wie glühende Kohlen funkelten. Wagram und Marengo schlugen heftig an.
    »Aufgepaßt!« rief Jean, emporspringend; »aufgepaßt!«
    Im nächsten Augenblick waren sämtliche Schläfer auf den Füßen.
    »Was giebts?« fragte Herr Cascabel.
    »Sieh… dort… Vater!« antwortete Jean, indem er auf die leuchtenden Punkte deutete, die jetzt unbeweglich im Schatten des Gehölzes glühten.
    »Was ist denn das?«
    »Wolfsaugen!«
    »Jawohl!… Wölfe!…« fiel Ortik ein.
    »Sogar ein ganzes Rudel!« fügte Herr Sergius hinzu.
    »Teufel!« sagte Herr Cascabel.
    Das Wort Teufel war zweifellos lingenügend, um den Ernst der Situation zu kennzeichnen. Vermutlich hatten die Wölfe sich zu Hunderten um die Lichtung angesammelt und diese Raubtiere werden äußerst gefährlich, wenn sie in großer Anzahl beisammen sind.
    Eben erschienen Cornelia, Kayette und Napoleone in der Wagenthür.
    »Nun, Vater?…« fragte das kleine Mädchen.
    »Es ist nichts,« antwortete Herr Cascabel. Nur Wölfe, die beim Sternenschein herumspazieren!… Bleibt in euren Kammern und reicht uns unsere Waffen, damit wir sie in Respekt halten können!«
    Einen Augenblick später befanden sich Flinten und Revolver in den Händen des Herrn Sergius und seiner Gefährten.
    »Ruft die Hunde zurück!« sagte er.
    Wagram und Marengo, die am Waldrande umherstrichen, kamen auf Jeans Ruf zurück, in einer Wut, die nicht leicht zu bändigen war.
    Nun wurde eine allgemeine Salve in der Richtung jener leuchtenden Punkte abgefeuert und ein entsetzliches Geheul bewies, daß die Schüsse getroffen hatten.
    Aber die Zahl der Wölfe mußte beträchtlich sein, denn der Kreis schloß sich enger zusammen und einige fünfzig Wölfe drangen in die Lichtung vor.
    »In die Roulotte!… In die Roulotte!…« schrie Herr Sergius. »Sie greifen uns an!… Wir werden uns nur von dort aus verteidigen können!«
    »Und die Renntiere?…« sagte Jean.
    »Wir können nichts zu ihrer Rettung thun.«
    Es war wirklich zu spät. Schon waren einige der Zugtiere hingewürgt worden, während die anderen ihre Spannstricke zerreißend, durch die Wälder davonflohen.
    Auf den Befehl des Herrn Sergius zogen sich alle in die Belle-Roulotte zurück und man verschloß die äußere Thür.
    Es war die höchste Zeit! Im Scheine der Abenddämmerung sah man die Wölfe auf die Belle-Roulotte eindringen und bis zu den Fenstern emporspringen.
    »Was werden wir ohne Gespann anfangen?«…« sagte Cornelia unwillkürlich.
    »Entledigen wir uns vorerst dieser Bande!« antwortete Herr Sergius.
    »Beim Teufel, wir werden schon mit ihnen fertig werden!« rief Herr Cascabel.
     

    »Aufgepaßt!« schrie Jean. (Seite 288.)
     
    »Jawohl… wenn sie nicht allzu zahlreich sind!« meinte Ortik.
    »Und wenn uns die Munition nicht ausgeht!« fügte Kirschef hinzu.
    »Einstweilen Feuer!« rief Herr Sergius.
    Und nun begannen Flinten und Revolver durch die halb geöffneten Fenster das Werk der Vernichtung. Beim Aufleuchten der zu beiden Seiten und im Fond des Wagens knallenden Schüsse sah man bereits an die zwanzig Wölfe tot oder schwer verwundet auf der Erde liegen.
    Aber nichts hemmte die Wut dieser Raubtiere und ihre Zahl schien fortwährend zu wachsen. Mehrere Hundert füllten jetzt die Lichtung mit beweglichen Schatten.
    Etwelche von ihnen krochen unter den Wagen und versuchten die Bretter des Fußbodens mit ihren Pfoten herauszureißen. Andere sprangen auf den Kutschersitz und drohten die vordere Thür einzustoßen, die

Weitere Kostenlose Bücher