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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sie sich auf der Erde und schnellten zwischen den übrigen Raubtieren empor, sie brannten noch immer!
    Endlich floh die ganze Bande, von Panik ergriffen, aus der Umgebung der Belle-Roulotte und verschwand in den Tiefen des Forstes.
    Bald verhallte das Heulen und es wurde still im Lager.
     

    Die Wölfe flohen entsetzt.
     
    Vorsichtshalber empfahl Herr Sergius, das erste Tagesdämmern abzuwarten, bevor man auf Kundschaft ausginge. Aber er und seine Gefährten hatten keinen neuen Angriff zu fürchten. Der Feind war zersprengt… Er floh unaufhaltsam.
    »Ah!… Cäsar!…« rief Cornelia, in die Arme ihres Mannes eilend.
    »Ah! mein Freund!…« sagte Herr Sergius.
    »Ah! Vater!…« riefen die Kinder.
    »Ah! Herr Direktor!…« seufzte Clou.
    »Nun!… Was denn?… Was habt ihr?…« antwortete Herr Cascabel ruhig. »Wenn man nicht schlauer als solche Tiere wäre, so wäre es ja nicht der Mühe wert, ein Mensch zu sein!«
XI. Das Uralgebirge.
    Die Uralkette lohnt den Besuch von Touristen in mindestens ebenso hohem Grade wie die Pyrenäen und die Alpen. Das Wort »Ural« bedeutet auf Tatarisch »Gürtel«, und es ist auch wirklich ein Gürtel, der sich vom Kaspisee bis ans Eismeer in einer Ausdehnung von zweitausendneunhundert Kilometern hinzieht, – ein mit Edelsteinen und kostbaren Metallen, Gold, Silber, Platina geschmückter Gürtel – ein Gürtel, welcher den alten Kontinent in der Mitte, an der Grenze zwischen Asien und Europa, umspannt. Ein ungeheures Bergsystem, speist er mit seinen Gewässern und den im Frühjahr schmelzenden Schneemassen den Ural, die Kara, die Petschora, die Kama und zahlreiche Nebenflüsse. Eine herrliche Schranke aus Granit und Quarz, reckt er seine Spitzen und Risse in einer Durchschnittshöhe von zweitausenddreihundert Metern über dem Meeresspiegel empor.
    »Das kann man wirklich eine Rutschbahn nennen!« meinte Herr Cascabel gutgelaunt. »Nur rutscht sich’s hier nicht von selber, wie bei der Porte Maillot oder auf der Kirmeß von Neuilly!«
    In der That »rutschte es sich hier nicht von selber!«
    Auch würde es beim Übersteigen des Höhenzuges schwer sein, die »Zavodys« zu umgehen, jene zahlreichen Dörfer, deren Bevölkerung noch von den alten, zur Ausbeutung der Minen verwendeten Arbeitern abstammt.
     

    Fünfzig Wölfe bedeckten die Strecke. (Seite 296.)
     
    Indessen hatte die Truppe des Herrn Cascabel beim Passieren dieser großartigen Engpässe keine Militärposten zu fürchten, da ja ihre Papiere in Ordnung waren. Hätte ihr Weg über den mittleren Teil des Gebirges geführt, so würde sie denn auch nicht gezögert haben, die schöne, sehr frequentierte Jekaterinburger Straße zu benützen, um in das gleichnamige Gouvernement zu gelangen. Aber da Ortiks Reiseplan sich weiter nordwärts gelenkt hatte, so war es besser, den Petschorapaß zu erklimmen und dann gegen Perm hinabzusteigen.
    Dazu wollte man sich am folgenden Tage anschicken.
    Als der Tag kam, konnte man konstatieren, wie bedeutend die Masse der Angreifer gewesen war. Wäre es ihnen gelungen, in das Innere der Belle-Roulotte zu dringen, so würde keiner ihrer Insassen das Gemetzel überlebt haben.
    Fünfzig Wölfe lagen auf der Erde, – von jenen großen Wölfen, welche den Steppenreisenden so gefährlich sind. Die anderen hatten die Flucht ergriffen, als ob der Teufel sie ritte – eine hier absolut gerechtfertigte Metapher. Was die beiden verbrannten Tiere betrifft, so fand man ihre Überreste einige hundert Schritte weit von der Lichtung.
    Und nun drängte sich die Frage auf: Am Eingang des Petschorapasses war die Belle-Roulotte sehr weit von den Zavodys entfernt, welche an den östlichen Abhängen des Ural seltener sind.
    »Was werden wir thun?…« fragte Jean. »Unser Renntiergespann ist entflohen…«
    »Wäre es nur entflohen,« antwortete Herr Cascabel, »so würde es vielleicht nicht unmöglich sein, es wiederzufinden! Aber wahrscheinlich sind unsere Renntiere von den Wölfen zerrissen worden!«
    »Arme Tiere!« sagte Napoleone. »Ich liebte sie, wie ich Vermout und Gladiator liebte…«
    »Welche durch die Wölfe umgekommen sein würden, wenn sie nicht da unten ertrunken wären!« fügte Xander hinzu.
    »Ja, das wäre ihnen wirklich zugestoßen!…« sagte Herr Cascabel mit einem tiefen Seufzer. »Aber wie sollen wir jetzt unser Gespann ersetzen?«
    »Ich werde mich ins nächste Dorf begeben und um Geld und gute Worte einige Pferde zu erstehen suchen,« antwortete Herr Sergius. »Wenn Ortik mir zum

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