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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Führer dienen kann…«
    »Wir gehen sobald Sie wollen, Herr Sergius,« antwortete Ortik.
    »Offenbar,« fügte Herr Cascabel hinzu, »bleibt uns nichts anderes übrig.«
    Und man würde diesen Plan noch desselben Tages ausgeführt haben, wenn sich gegen acht Uhr morgens nicht zum allgemeinen Erstaunen zwei Renntiere am Rande der Lichtung gezeigt hätten.
    Xander bemerkte dieselben zuerst.
    »Vater!… Vater!…« rief er. »Da sind sie!… Sie kommen zurück!…«
    »Lebend?…«
    »Wenigstens sehen jene dort nicht danach aus, als ob sie stark aufgefressen worden wären; denn sie gehen…«
    »Wenn es nicht etwa nur ihre Beine sind…« meinte Clou.
    »Ach, die guten Tiere!…« rief Napoleone. »Ich muß sie küssen!«
    Sie lief auf die beiden Renntiere zu, schlang die Arme um ihren Hals und küßte sie herzhaft.
    Aber zwei Renntiere wären nicht im stande gewesen, die Belle-Roulotte zu ziehen. Zum Glück zeigten sich bald noch mehrere am Waldrand. Eine Stunde später waren vierzehn von den zwanzig beisammen, welche von den Liakhossinseln gekommen waren.
    »Hoch die Renntiere!« rief der junge Xander begeistert.
    Es fehlten nur mehr sechs von diesen Tieren, – nämlich diejenigen, welche die Wölfe angegriffen hatten, bevor sie ihre Spannstricke zu zerreißen vermocht, und deren Überreste man später am Waldrande fand. Die vierzehn anderen hatten gleich zu Anfang die Flucht ergriffen und jetzt führte ihr Instinkt sie in das Lager zurück.
    Man kann sich vorstellen, wie gut diese vortrefflichen Tiere empfangen wurden. Mit ihnen würde das Fuhrwerk seinen Marsch durch den Uralpaß wieder aufnehmen können. Wo die Abhänge zu steil anstiegen, würde alle Welt mit an den Rädern schieben; und so würde Herr Cascabel im stande sein, einen effektvollen Einzug auf dem Marktplatze von Perm zu halten.
    Was ihn indessen betrübte, das war, daß die Belle-Roulotte ihren einstigen Glanz einigermaßen eingebüßt hatte. Ihre Bretterwände waren von den wilden Raubtieren arg zerkratzt und zerbissen worden, nachdem schon früher Sturm und Unwetter und die Unbilden einer so anstrengenden Reise sie entfärbt und beinahe unkenntlich gemacht hatten. Die Schneewehen hatten das Wappen der Cascabels halb verwischt. Wie vieler Farbe und Vergoldung würde es bedürfen, um ihr ihren ursprünglichen Glanz zurückzugeben! Inzwischen blieben die gründlichsten Reinigungen seitens Clous und Cornelias erfolglos.
    Um zehn Uhr wurden die Renntiere angespannt und man setzte seinen Weg fort. Da der Paß fühlbar aufwärts stieg, folgten die Männer zu Fuß.
    Das Wetter war schön und die Hitze in diesem hochgelegenen Teil der Bergkette ziemlich erträglich. Aber wie oft man dem Gespann zu Hilfe kommen, wie oft man die bis an die Naben im Geleise versinkenden Räder freimachen mußte! Bei jeder jähen Wendung der Schlucht mußte man die Belle-Roulotte stützen und vor dem Anprall an die Felsenkanten zu bewahren suchen.
    Diese Pässe des Ural sind nicht von Menschenhänden angelegt. Die Natur allein hat den Bergwassern ene Bahn durch diese gewundenen Schluchten erschlossen. Ein kleiner Nebenfluß der Sosva rieselte hier gen Westen hinab. Hie und da breitete sein Bett sich soweit aus, daß nur ein schmaler und regelloser Pfad an seinem Rande übrig blieb. Bald stiegen die Böschungen steil empor und ließen das felsige Erdreich durch einen Schleier von Moosen und Steinpflanzen hindurchblicken. Bald waren die sanft abfallenden Bergländen mit Fichten und Tannen, Birken und Lärchenbäumen und anderen, den nordeuropäischen Gegenden eigenen Baumgattungen besäet. Und in der Ferne, von Wolken umgeben, hoben sich die schneebedeckten Kämme ab, welche die Sturzbäche dieses Bergsystems speisten.
    Am ersten Tage, während dessen sie diesen augenscheinlich wenig frequentierten Paß verfolgte, begegnete die kleine Truppe keinem Menschen. Ortik und Kirschef schienen den Weg ganz gut zu kennen. Indessen mochten sie doch an zwei oder drei Stellen, wo die Straße sich teilte, schwanken. Denn sie machten dort Halt und besprachen sich leise mit einander, – was nicht verdächtig erscheinen konnte, da niemand den geringsten Grund hatte, an ihrer Zuverlässigkeit zu zweifeln.
    Trotzdem beobachtete Kayette sie unermüdlich, ohne daß sie es wahrnahmen. Jene geheimen Gespräche sowohl als gewisse Blicke, die sie mit einander tauschten, erregten ihren Argwohn immer mehr. Sie aber ahnten nicht im entferntesten, daß die junge Indianerin einen Beweggrund habe, ihnen

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