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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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abgewartet, bis die ganze Familie eingeschlafen war, und hatten sich dann mit den Pferden des Landwirts aus dem Staube gemacht.
    Von sämtlichen Ersparnissen der kleinen Truppe war nichts übrig geblieben, mit Ausnahme einiger Dollars, die Herr Cascabel bei sich trug. Und dabei mußte man noch von Glück sagen, daß die Schurken nicht auch Vermout und Gladiator mit sich geführt hatten!
    Die bereits seit vierundzwanzig Stunden an die Gegenwart der beiden Männer gewöhnten Hunde hatten nicht einmal angeschlagen und die Missethat war ohne Schwierigkeit verübt worden.
    Wo sollte man die über die Sierra geflohenen Diebe suchen?… Wo das Geld wiederfinden?.. Und wie sollte man ohne dies Geld über den Atlantischen Ocean kommen?
    Die Verzweiflung der Familie äußerte sich in den Thränen der einen, der Wut der andern. Anfangs war Herr Cascabel ganz außer sich und seine Frau und Kinder hatten große Mühe, ihn zu beruhigen. Aber als sein Zorn sich ausgetobt hatte, beherrschte er sich wie ein Mann, der seine Zeit nicht mit vergeblichen Rekriminationen verlieren darf.
    »Verwünschte Kasse!« konnte Cornelia sich nicht enthalten, inmitten ihrer Thränen zu sagen.
    »Das steht fest,« meinte Jean, »daß unser Geld, wenn wir keine Kasse gehabt hätten…«
    »Jawohl… Ein hübscher Einfall, der mich dazu trieb, diese verteufelte Kiste zu kaufen!« rief Herr Cascabel. »Wenn man eine Kasse hat, so ist es entschieden vernünftig, nichts hinein zu thun! Was hilft’s, daß sie feuerfest ist, wie der Verkäufer mir sagte, sobald sie keine Sicherheit gegen Räuber gewährt!«
    Man muß gestehen, daß dies ein harter Schlag für die Familie war und es kann niemand wunder nehmen, wenn sie sich dadurch gebeugt fühlte, zweitausend so mühsam erworbene Dollars zu verlieren!
    »Was thun?« sagte Jean.
    »Was thun?« antwortete Herr Cascabel, dessen zusammengebissene Zähne die Worte zu kauen schienen. »Das ist sehr einfach!… Ohne Vorspann können wir den Paß nicht höher hinausgelangen… Daher schlage ich vor, in das Gehöft zurückzukehren… Vielleicht sind jene Lumpen dort…«
    »Wenn sie nicht etwa einen anderen Weg eingeschlagen haben!« sagte Clou-de-Girofle.
    Und das war allerdings mehr als wahrscheinlich. Indessen, wie Herr Cascabel wiederholt sagte, mußte man umkehren, da man nicht vorwärts konnte.
    So wurden denn Vermout und Gladiator eingespannt und der Wagen schlug den Rückweg durch den Sierra-Engpaß ein.
    Ach! das fiel nur zu leicht! Man kommt schnell von der Stelle, wenn es nur bergab geht. Aber die Truppe schritt niedergeschlagen einher. Alles schwieg, bis auf Herrn Cascabel, der von Zeit zu Zeit eine Flut von Flüchen ausstieß.
    Mittags hielt die Belle-Roulotte vor dem Gehöft. Die beiden Diebe waren nicht dahin zurückgekehrt. Als der Landwirt hörte, was geschehen war, geriet er in großen Zorn, ohne sich indessen sonderlich um die Familie zu kümmern. Hatte dieselbe ihr Geld eingebüßt, so war er um seine drei Pferde gekommen. Die Missethäter mußten über den Paß hinüber geflohen sein. Da war guter Rat teuer! In seiner Wut war der Landwirt nahe daran, Herrn Cascabel für den Raub seiner Tiere verantwortlich zu machen.
    »Das ist doch stark!« sagte dieser. »Warum halten Sie solche Schurken in Ihrem Dienste und warum verdingen Sie dieselben an ehrliche Leute?«
    »Wußte ich’s denn?« entgegnete der Landwirt. »Ich hatte mich nie über sie zu beklagen gehabt!… Sie waren aus Britisch-Kolumbia gekommen…«
    »Es waren Engländer?«
    »Jawohl.«
    »In diesem Falle warnt man die Leute, Herr, man warnt sie!« schrie Herr Cascabel.
    Wie dem auch sein mochte, das Geld war gestohlen und die Lage eine äußerst ernste.
    Aber wenn Frau Cascabel sich auch nicht so rasch zu fassen vermochte, so gewann doch ihr Mann mit der ihm eigenen Nomadenphilosophie bald seine Kaltblütigkeit wieder.
    Und als sie aufs neue in der Belle-Roulotte versammelt waren, entspann sich ein Gespräch zwischen den Mitgliedern der Familie, ein Gespräch von hoher Wichtigkeit, »aus welchem ein großer Entschluß hervorgehen sollte,« wie Herr Cascabel mit feierlichem Nachdruck bemerkte.
    »Kinder, es giebt Lebenslagen, in denen ein entschlossener Mensch wissen muß, was er will… Ich habe sogar bemerkt, daß dies besonders bei unangenehmen Lagen der Fall ist. So zum Beispiel bei derjenigen, in die wir uns durch die That jener Schurken jener Englishmen, versetzt sehen!… Es handelt sich darum, uns für den kürzesten Weg zu

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