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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Cascabel. »Könnte man dies Kolumbia nicht umgehen?«
     

    Man müsse vorerst Kalifornien durchqueren.
     
    »Nein, Vater.«
    »Sei’s drum!… Dann?…«
    »Einmal an der Nordgrenze von Kolumbia angelangt, hätten wir die Provinz Alaska vor uns…«
    »Die englisch ist?«
    »Nein, russisch – wenigstens bis jetzt; denn es ist die Rede davon, daß sie annektiert werden soll…«
    »Von England?«
    »Nein… von den Vereinigten Staaten.«
    »Vortrefflich!… Und was kommt nach Alaska?«
    »Die Beringstraße, die Meerenge, welche die beiden Kontinente Amerika und Asien trennt.«
    »Und wie viele Meilen hätten wir bis zu dieser Meerenge?«
    »Elfhundert Meilen.«
    »Merke dir’s, Napoleone; du wirst dann zusammenzählen.«
    »Und ich?…« fragte Xander.
    »Du ebenfalls.«
    »Also wie breit mag deine Meerenge sein, Jean?«
    »An die zwanzig Meilen, Vater.«
    »O! an die zwanzig Meilen!…« bemerkte Frau Cascabel.
    »Ein Bach, Cornelia, sozusagen ein Bach!«
    »Wieso!… Ein Bach?…«
    »Ja… Übrigens, Jean, friert deine Meerenge nicht im Winter zu?«
    »Doch, Vater! Sie ist vier bis fünf Monate hindurch fest gefroren…«
    »Bravo! und dann kann man sie auf dem Eise passieren?«
    »Man kann es und man thut es auch.«
    »Ah! prächtige Meerenge!«
    »Aber ist hernach kein Meer mehr im Wege?« fragte Cornelia.
    »Nein! Man befindet sich auf dem asiatischen Festlande, welches sich bis an die europäisch-russische Grenze erstreckt.«
    »Zeig uns das, Jean.«
    Und Jean suchte in dem Atlas die Karte von Asien, welche Herr Cascabel aufmerksam musterte.
    »Ei, das macht sich nach Wunsch,« sagte er, »wenn nicht zu viele wilde Gegenden in deinem Asien sind!…«
    »Nicht allzu viele, Vater.«
    »Und wo liegt Europa?«
    »Dort,« antwortete Jean, den Finger auf die Uralgrenze legend.
    »Und wie groß ist die Entfernung von jener Meerenge… jenem Beringbache… bis ins europäische Rußland?«
    »Man zählt sechzehnhundert Meilen.«
    »Und von dort nach Frankreich?«
    »Gegen sechshundert.«
    »Und all das macht, von Sakramento aus?…«
    »Dreitausenddreihundertzwanzig Meilen!« riefen Xander und Napoleone zugleich.
    »Ihr bekommt beide eine gute Klassifizierung!« sagte Herr Cascabel. »Also in östlicher Richtung zweitausendzweihundert Meilen?…«
    »Ja, Vater.«
    »Und in westlicher cirka dreitausenddreihundert?«
    »Ja; ein Unterschied von etwa elfhundert Meilen…«
    »In westlicher Richtung,« schloß Herr Cascabel, »aber kein Meer auf dem Wege! Also, Kinder, wenn man auf einer Seite nicht weiter kann, so muß man sich nach der anderen wenden; und das ist es, was ich euch ganz einfach zu thun vorschlage!«
    »Ei! Eine Reise nach rückwärts!« rief Xander.
    »Nicht nach rückwärts, sondern nur in umgekehrter Richtung!«.
    »Sehr wohl, Vater,« antwortete Jean. »Indessen möchte ich dir zu bedenken geben, daß wir bei der Länge des Weges dieses Jahr nicht mehr nach Frankreich kommen können, wenn wir die westliche Richtung wählen.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil elfhundert Meilen mehr doch keine Kleinigkeit für die Belle-Roulotte und ihr Gespann sind.«
    »Nun denn, Kinder, wenn wir dieses Jahr nicht mehr nach Europa kommen, so werden wir nächstes Jahr dort eintreffen! Und dabei fällt mir ein, wenn wir schon durch Rußland müssen, so können wir die Messen von Perm, Kasan, Nischni besuchen, von denen ich so oft reden gehört; und ich stehe euch dafür, daß die berühmte Familie Cascabel dort einen guten Eindruck machen und auch reichliche Einnahmen erzielen wird!«
    Was für Einwendungen kann man einem Manne machen, der auf alles eine Antwort hat?
    In der That ist es mit der Seele wie mit dem Eisen. Unter wiederholten Schlägen zieht sie sich zusammen, wird sie zäh und widerstandsfähig! So war es auch bei diesen wackern Gauklern. Während ihres mühsamen und abenteuerlichen Nomadenlebens, das ihnen mancherlei Prüfungen auferlegt, hatten sie sich ohne Zweifel niemals in einer so peinlichen Lage befunden: – ihre Ersparnisse verloren, die Rückkehr ins Vaterland auf dem gewöhnlichen Wege unmöglich geworden. Aber das Unglück hatte ihnen diesen letzten Hammerschlag so rauh versetzt, daß sie nunmehr die Kraft in sich fühlten, allem Kommenden die Stirne zu bieten.
    Frau Cascabel, ihre beiden Söhne und ihre Tochter spendeten im Chor den Vorschlägen des Vaters Beifall. Und doch war das wirklich der reinste Unsinn und Herr Cascabel mußte auf die Rückkehr nach Europa arg versessen sein, um die

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