Cäsar Cascabel
Ausführung eines solchen Planes zu beschließen! Aber was war ihm eine Reise durch den Westen Amerikas und durch Sibirien, sobald Frankreich das Ziel derselben bildete?
»Bravo!… Bravo!…« rief Napoleone.
»
Da capo!
…
da capo!
…« fügte Xander hinzu, der keine bedeutsameren Worte fand, um seine Begeisterung auszudrücken.
»Sag doch, Vater,« fragte Napoleone, »werden wir den Kaiser von Rußland sehen?«
»Gewiß, wenn Seine Majestät der Zar die Gewohnheit hat, sich auf der Messe von Nischni amüsieren zu kommen.«
»Und wir werden vor ihm arbeiten?«
»Jawohl… falls es ihm Vergnügen macht…«
»Ah! wie gern ich ihn auf beide Wangen küssen möchte!«
»Vielleicht wirst du dich mit einer begnügen müssen, Töchterchen!« erwiderte Herr Cascabel. »Aber wenn du ihn umarmst, so gieb wohl acht, daß du ihm seine Krone nicht verdirbst!…«
Auch Clou-de-Girofle empfand die ungeteilteste Bewunderung für seinen Herrn und Gönner.
So würde denn die Belle-Roulotte der festgesetzten Reiseroute gemäß ihren Weg durch Kalifornien, Oregon und das Gebiet von Washington nach der anglo-amerikanischen Grenze nehmen. Es waren noch etwa fünfzig Dollars vorhanden – das Taschengeld, welches glücklicherweise nicht in der Handkasse verwahrt worden war. Da eine so geringe Summe indessen nicht die Reisekosten decken konnte, beschloß man, daß die kleine Truppe in Städten und Dörfern Vorstellungen geben werde. Die dadurch verursachten Verzögerungen brauchten kein Bedenken zu erregen. Mußte man doch warten, bis die Meerenge in ihrer ganzen Breite zufror und dem Gefährt den Übergang gestattete. Das aber konnte erst in sieben bis acht Monaten geschehen.
»Und es müßte doch mit dem Teufel zugehen,« sagte Herr Cascabel zum Schlusse, »wenn wir vor unserer Ankunft am äußersten Ende Amerikas nicht einige hübsche Einnahmen machten.«
Um die Wahrheit zu sagen, war es sehr problematisch, ob man in den oberen Gegenden Alaskas unter den wandernden Indianerstämmen »Geld machen« würde. Aber bis zur westlichen Grenze der Vereinigten Staaten, in jenem Teile des neuen Festlandes, welchen die Familie Cascabel noch nicht besucht hatte, würde das Publikum sie ohne Zweifel auf ihren bloßen Ruf hin nach Verdienst willkommen heißen.
Jenseits der Grenze lag dann freilich Britisch-Kolumbia, und obgleich es dort zahlreiche Städte gab, würde Herr Cascabel sich niemals, nein, niemals dazu erniedrigen, Shillings oder Pence zu sammeln. Es war schon mehr als genug, es war schon zu viel, daß die Belle-Roulotte und ihr Personal über zweihundert Meilen weit den Boden einer britischen Kolonie unter den Füßen haben sollte!
Was Sibirien mit seinen weiten, unbewohnten Steppen betrifft, so würde man dort kaum einige jener Samojeden-oder Tschuktschentrupps antreffen, welche selten die Küstengebiete verlassen. Dort standen allerdings keine Einnahmen in Aussicht. Übrigens würde man sehen, wenn man hinkäme.
Ja, Frau Direktor, eine prächtige Idee. (Seite 42.)
Als alles verabredet war, entschied Herr Cascabel, daß die Belle-Roulotte sich gleich morgen bei Tagesanbruch auf den Weg machen solle.
Einstweilen galt es zu soupieren. Cornelia ging mit gewohntem Eifer an die Arbeit, und während sie am Herde hantierte, sagte sie zu ihrem Gehilfen Clou-de-Girofle:
»Es ist doch ein prächtiger Einfall, den Herr Cascabel da gehabt hat!«
»Jawohl, Frau Direktorin, ein prächtiger Einfall, wie übrigens alle, die in seinem Kessel kochen… will sagen, in seinem Hirn umgehen…«
»Und dann, Clou, kein Meer zu durchschiffen und keine Seekrankheit…«
»Wenn nicht etwa… das Eis in jener Meerenge schaukelt!«
»Genug Clou, keine bösen Prophezeiungen!«
Unterdessen führte Xander einige gefährliche Sprünge aus, die seinen Vater entzückten, während Napoleone anmutig tanzte und die Hunde um sie herum sprangen. Man hatte jetzt Grund, sich zu üben, da die Vorstellungen wieder aufgenommen werden sollten.
Plötzlich rief Xander:
»Und die Tiere haben wir nicht um ihre Meinung über unsere große Reise befragt!«
Er lief augenblicklich zu Vermout hin:
»Nun, mein alter Klepper, wird dir ein tüchtiger Trab von dreitausend Meilen behagen?«
Dann wandte er sich zu Gladiator:
»Was werden deine armen alten Beine dazu sagen?«
Die beiden Pferde wieherten, als wollten sie ihre Zustimmung geben.
Hierauf befragte Xander die Hunde:
»Und du, Wagram, und du, Marengo, wollt ihr euch hübsche Luftsprünge
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