Cäsar Cascabel
bringen. Aus diesen Gründen mußte man die strengste Vorsicht beobachten.
Während der ersten drei Tage zog die Reiseroute sich an dem gen Westen fließenden Strome hin; als der Youkon aber nach Süden abzubiegen begann, schien es ratsam, die Richtung des fünfundsechzigsten Breitegrades 1 einzuhalten
An dieser Stelle war der Fluß sehr geschlängelt und das Thal verengte sich merklich zwischen mittelhohen Hügelreihen, welchen die Karte auf Grund ihrer basteiähnlichen Formation den Namen »Wälle« beilegt.
Es war mit einigen Schwierigkeiten verbunden, aus diesem Labyrinth hinauszugelangen, und man traf alle möglichen Vorsichtsmaßregeln, um dem Gefährte einen Unfall zu ersparen. In den steileren Pässen lud man es zum Teile ab; man schob an den Rädern, »und das mit um so mehr Grund,« bemerkte Herr Cascabel, »als die Wagner in dieser Gegend sehr selten zu sein scheinen!«
Man hatte auch einige Creeks zu passieren, unter anderen den Nocolocarguot, den Shetchaut, den Klakencot. Zum Glück waren dieselben in dieser Jahreszeit nicht sehr tief, und so fiel es nicht schwer, erträgliche Furten zu entdecken.
Was die Indianer betrifft, so gab es deren wenige, oder keine in diesem Teile der Provinz, der ehemals von zahlreichen, zu den »Leuten der Mitte« gehörigen und jetzt beinahe gänzlich ausgestorbenen Stämmen durchstreift wurde. Von Zeit zu Zeit kam eine Familie vorüber, welche dem südwestlichen Küstengebiete zustrebte, um sich dort während des Herbstes mit Fischerei zu befassen.
Manchmal begegnete man auch einigen Händlern, die von der Mündung des Youkon kamen und die verschiedenen Posten der russisch-amerikanischen Gesellschaft zum Reiseziel hatten. Sie betrachteten sehr erstaunt den bunt bemalten Wagen und dessen Insassen. Und nachdem man einander glückliche Reise gewünscht, setzten sie ihren Weg gen Osten fort.
Herr Sergius und Jean unterließen nicht die Jagd. (Seite 138.)
Am dreizehnten August langte die Belle-Roulotte vor dem hundertzwanzig Meilen vom Fort Youkon entfernten Dorfe Nuclakayette an. Es ist dies eigentlich bloß eine Faktorei, in welcher der Pelzhandel betrieben wird und über welche die moskowitischen Beamten selten hinausgehen. Von den verschiedenen Punkten Russisch-Asiens und der alaskischen Küste kommend, treffen sie hier zusammen, um den Käufern der Hudsonbai-Gesellschaft Konkurrenz zu machen.
So ist Nuclakayette denn ein Sammelpunkt, wohin die Eingeborenen das Pelzwerk bringen, das sie während der Winterzeit eingeheimst haben.
Nachdem er sich von dem Flusse entfernt hatte, um den zahlreichen Windungen desselben zu entgehen, näherte Herr Cascabel sich ihm wiederum bei diesem Dorfe, welches sehr angenehm inmitten kleiner Hügel und freundlicher Bäume lag. Einige Holzhütten gruppierten sich um die Palissade, die das Fort schützte. Bäche rieselten durch die grasige Ebene. Zwei bis drei kleine Fahrzeuge schaukelten am Ufer des Youkon. Das Ganze bot einen gefälligen Anblick und lud zur Ruhe ein. Was die in der Umgegend lebenden Indianer betrifft, so waren dieselben Tananas, die, wie gesagt, dem schönsten Eingeborenen-Typus von Nord-Alaska angehören.
So anziehend der Ort auch war, so verweilte die Belle-Roulotte doch nur vierundzwanzig Stunden darin. Man fand das genug für die sowieso sehr geschonten Pferde. Herr Cascabel beabsichtigte, sich länger in Noulato aufzuhalten, einem ziemlich bedeutenden und besser mit Vorräten versehenen Fort, wo man einige Einkäufe im Hinblick auf die Reise durch Sibirien machen würde.
Überflüssig, zu erwähnen, daß Herr Sergius und Jean, manchmal in Begleitung des jungen Xander, unterwegs der Jagd oblagen. Das Wild bestand noch immer aus Elen-und Renntieren, welche sich in den Ebenen umhertrieben und ihre Lager in den Wäldern, oder vielmehr unter den hier ziemlich spärlichen Baumgruppen hatten. In den sumpfigen Gegenden boten auch Wildgänse, Enten und Wasserschnepfen Anlaß zu hübschen Schüssen, und die Jäger vermochten sogar einige jener Reiher zu erlegen, welche im allgemeinen keine sehr geschätzte Speise bilden.
Und doch versicherte Kayette, daß der Reiher von den Indianern sehr gern gegessen werde – besonders wenn sie nichts anderes zu beißen hätten. Am dreizehnten August machte man beim Frühstück einen Versuch damit.
Aber trotz Cornelias ganzem Talente – und man weiß, wie wunderbar sie sich aufs Kochen verstand – fand man das Fleisch hart und zäh. Es mundete nur Wagram und Marengo,
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