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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Reisenden gebildet haben.
    Die beinahe im Centrum der Meerenge gelegene Insel Diomedes wird von keiner felsigen Anhöhe beherrscht. Da ihre Masse sich kaum über die Meeresfläche erhebt, würde man sie erst in dem Augenblicke gewahr werden, wo die Räder durch die Schneeschicht hindurch auf dem felsigen Boden knirschten. Indessen lenkte Jean, seinen Kompaß zur Hand, die Belle-Roulotte ohne große Mühe, und wenn sie nicht schnell von der Stelle kam, so drang sie doch wenigstens in vollster Sicherheit vor.
    Unterwegs plauderten Herr Sergius und Cäsar Cascabel mit Vorliebe über ihre gegenwärtige Lage. Dieses Überschreiten der Meerenge, das vor dem Aufbruche so einfach erschien, das nach der Ankunft nicht minder einfach erscheinen würde, war recht gefährlich, nun man darin begriffen war.
    »Unser Unternehmen ist denn doch ein bißchen stark!« sagte Herr Cascabel.
    »Ohne Zweifel,« antwortete Herr Sergius, »mit einem schweren Wagen über die Beringstraße setzen, das ist eine Idee, die nicht jedem gekommen wäre!«
    »Ich glaub’s, Herr Sergius! Aber was wollen Sie? Wenn man sich einmal in den Kopf gesetzt hat, in sein Vaterland zurückzukehren, so kann einen nichts zurückhalten. Ah! Wenn es sich bloß darum handelte, Hunderte von Meilen durch den Far-West oder Sibirien zu ziehen, so würde ich kein Wort darüber verlieren!… Man geht auf festem Boden und riskiert nicht, daß er einem unter den Füßen einstürzt!… Aber zwanzig Meilen Eismeer mit Gespann, Material und allem möglichen passieren!… Teufel! Ich möchte,
     

    Die Eisfläche zeigte große Risse. (Seite 174.)
     
    wir wären schon drüben!… Dann hätten wir den schwierigsten oder doch wenigstens den gefährlichsten Teil der Reise hinter uns.«
    »Gewiß, mein lieber Cascabel, besonders wenn die Belle-Roulotte jenseits der Meerenge die südlichen Gebiete Sibiriens schnell zu erreichen vermag. Der Versuch, während der großen Winterkälte längs der Küste vorzudringen, wäre ein sehr unvernünftiger. So werden wir uns denn gleich von Numana aus nach Südwesten wenden müssen, um in einem der Marktflecken, die wir dort antreffen, ein gutes Winterquartier zu wählen.«
    »Das ist unser Plan! Aber Sie müssen ja das Land kennen, Herr Sergius?«
    »Ich kenne nur die Gegend zwischen Jakutsk und Ochotsk, durch die ich auf meiner Flucht gekommen bin. Was den Weg von der europäischen Grenze nach Jakutsk betrifft, so habe ich davon nur die Erinnerung an die entsetzlichen Anstrengungen behalten, welchen die Gefangenentransporte Tag und Nacht ausgesetzt sind! Welche Leiden!… Ich würde sie meinem ärgsten Feinde nicht wünschen!«
    »Herr Sergius, haben Sie jede Hoffnung aufgegeben, in voller Freiheit, mit Bewilligung der Regierung, in Ihr Vaterland zurückzukehren?«
    »Dazu müßte der Zar,« erwiderte Herr Sergius, »eine Amnestie proklamieren, die sich auf den Grafen Narkine und alle mit ihm verurteilten Patrioten erstreckte. Werden politische Ereignisse eintreten, welche einen derartigen Beschluß ermöglichen?… Wer weiß, mein lieber Cascabel!«
    »Es ist doch traurig, in der Verbannung zu leben!… Man glaubt, aus seinem eigenen Hause gejagt worden zu sein!…«
    »Jawohl!… fern von allen, die man liebt!… Und mein Vater, der schon sehr bejahrt ist… und den ich wieder sehen möchte…«
    »Sie werden ihn wiedersehen, Herr Sergius! Glauben Sie einem alten Jahrmarktsfahrer, der beim Wahrsagen oft die Zukunft prophezeit hat! Sie werden mit uns in Perm einziehen!… Gehören Sie doch zu der Truppe Cascabel!… Es wird sich sogar bei Gelegenheit als nützlich erweisen, wenn ich Sie einige Taschenspielerstückchen lehre – abgesehen von dem, der moskowitischen Polizei durch die Finger zu schlüpfen!«
    Und Cäsar Cascabel konnte nicht umhin, in schallendes Gelächter auszubrechen. Man denke doch! Graf Narkine, ein russischer Aristokrat, der Gewichte hebt, mit Flaschen jongliert, den Clowns repliziert – und damit Einnahmen erzielt!
    Gegen drei Uhr nachmittags mußte die Belle-Roulotte Halt machen. Obgleich es noch nicht Nacht war, beschränkte ein dichter Nebel den Gesichtskreis. Jean kehrte um und riet zum Anhalten, da das Fahren unter diesen Umständen äußerst prekär erschien.
    Zudem machten sich, wie Herr Sergius vorausgesehen hatte, in diesem von der östlichen Strömung beeinflußten Teile der Meerenge die Unebenheiten des Eisfeldes, die Kanten der Eisschollen unter dem Schnee bemerkbar. Das Fuhrwerk wurde von den heftigsten

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