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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Fall, vor drei Jahren. Ich habe achthundert für tausend gezahlt, zehn Anteile an einem Gesellschaftstopf, die weder für eine bestimmte Provinz noch für ein bestimmtes Jahr gelten. Und das Geld will ich jetzt zurückhaben. Für die Reise.«
    »Welche Reise? Die ins Reich der Schatten? So viel nimmt Charon nicht.«
    »Die Reise nach Gallien. Hatte ich dir noch nicht gesagt, daß ich mitkommen will?«
    »Nein, hattest du nicht. Warum? Hast du Sehnsucht nach Caesar? Wenn ich mich an den einen oder anderen Vers von dir erinnere, liebst du ihn doch nicht besonders.«
    Der Dichter fletschte die Zähne. »Wenn ich hier stürbe, irgendwo in Italien, würde mich bestimmt früher oder später jemand in Marmor einkerkern. Gallien ist ein guter Ort, um im Tod zu versickern. Spurlos.«
     
    Gorgonius kaute auf der Unterlippe und knurrte leise. »Was sein muß, muß sein«, murmelte er. »Du brauchst mir nicht mit den Schreibern der Quästur zu drohen, aber ich habe nicht genug im Haus. Vierhundert kann ich dir geben, den Rest morgen.« Er rollte die Anteile zusammen und schien sie in den Ausschnitt seiner Tunika stecken zu wollen.
    Aurelius ergriff den rechten Unterarm des Ritters und zog ihn zu sich.
    »Laß los! Was erlaubst du dir?« Gorgonius versuchte sich zu befreien, kam aber nicht gegen die Muskelkraft des alten Kriegers an.
    »Vier Scheine, sobald ich vierhundert Denare habe. Die übrigen sechs, sobald ich den Rest in Händen halte.« Mit der Linken preßte er den Unterarm zusammen, mit der Rechten nahm er die Papyri aus den kraftlosen Fingern des Ritters.
    Gorgonius rieb sich den Arm, den Aurelius losgelassen hatte. Mit schmalen Augen und schmalen Lippen sagte er:
    »Was wagst du? Ein römischer Ritter…«
    »Ein römischer Ritter, ein gallischer Fürst.« Mit einer fließenden Bewegung wechselte Aurelius die Papyri in die Linke, zog mit der Rechten das lange Messer und stand auf, ehe Gorgonius auch nur einen Schritt zurückweichen konnte. »Ich bin zum Töten ausgebildet, Herr, und ich habe es nicht verlernt. Vor allem erkenne ich Betrüger, wenn ich sie sehe.«
    Gorgonius rümpfte die Nase. »Ich werde meine Sklaven rufen und dich zerteilen lassen«, knurrte er; er wandte sich zum Haus.
    »Du wirst«, sagte Aurelius, »einem Sklaven vierhundert Denare geben und ihn zum Tor schicken, wo ich ihn erwarte. Er wird mir auch sagen, wo ich morgen die restlichen sechshundert erhalte, und wundere dich nicht, wenn dein Name bald in scheußlichen Versen besungen wird. Vale.«
    Gorgonius blieb ein paar Atemzüge lang scheinbar unschlüssig stehen. Dann knirschte er vernehmlich mit den Zähnen, schickte einen Blick zum Himmel, als wollte er die Götter anrufen oder mit ihnen zanken, und ging die flache Treppe hinauf zum Haus.
    Auf dem Rückweg zum Tor sprach Aurelius kurz mit den immer noch in der Laube zusammengedrängten Sklaven, den Sänftenträgern der edlen Besucher von Gorgonius. Er erfuhr, daß tatsächlich drei Gäste bei dem Ritter weilten; von den Namen sagte ihm nur einer etwas, dieser dafür um so mehr: Marcus Gavius Volturcius. Von den Anliegen oder Anlässen wußten die Träger nichts.
    Der Riegel am Tor war von innen leicht zu öffnen. Aurelius pfiff leise durch die Zähne, als er auf die Straße hinaustrat und das Tor hinter sich zuzog.
    ›Mißtrauen gegenüber einem Edlen‹, dachte er; ›edles Mißtrauen. Aber es könnten ja statt eines Mannes mit Geld fünf mit Waffen kommen. ‹ Auf der Straße waren genug Menschen unterwegs - was ihm keine Sicherheit bot, aber vielleicht schreckte es den edlen Gorgonius vom Erteilen eines Befehls ab, bei dessen Ausführung Zeugen lästig wären.
    Schließlich kam zum Tor jener Sklave, der Aurelius zunächst nicht hatte einlassen wollen. Er trug einen kleinen Lederbeutel und verlangte die Herausgabe von vier Papyri.
    »Nicht so.« Aurelius überlegte. »Kipp die Münzen in einen Bausch, den du aus deiner Tunika machst. Dann gib mir den Beutel und zähl die Denare hinein. Immer wenn hundert drin sind, kriegst du einen Papyrus.«
    Der Sklave grinste. »Man könnte meinen, du hättest öfter mit edlen Männern zu tun. Oder ist dir edles Mißtrauen angeboren?«
    »Bei den Legionen hat man mir beigebracht, einem Gegner erst dann zu trauen, wenn er tot ist.«
    »Gegner?«
    »Dazu gehören gallische Krieger und römische Ritter. Fang an; ich will hier nicht stehen, bis die anderen Diener mit Waffen herauskommen.«
    »Mißtrauisch; ich sag‘s ja. Und wenn es dich

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