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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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schmachten.«
    ›Müßig, darüber nachzudenken‹, sagte Aurelius sich nun, als er durch das Gewirr enger Gassen am Fuß des Viminalis ging. ›Und eigentlich denke ich nur an ihn, um nicht an sie zu denken. ‹ Die Sternäugige. Erhabene Hetäre. Hehrer Schmutz, hätte Cato vielleicht gesagt, wenn er… Aber wahrscheinlich kannte er sie sogar, wußte ihren Namen. Der strenge, starre Verfechter republikanischer Tugenden, dem es aber nicht als Untugend galt, Dirnen zu kennen; tugendlos war für Cato nur, ihnen zuviel Bedeutung beizumessen, bis sie wichtiger wurden als die Mutter der Kinder, die züchtige Hausfrau. Dirnen nebenher, durchaus; Dirnen vor allen anderen, nein. ›Und ich bin dabei, nur noch an sie zu denken. Vor allen anderen. Gut, daß Cato es nicht weiß.‹ Aber eigentlich kümmerte ihn nicht, was Cato wußte, und es würde Cato nicht bekümmern, wenn er es wüßte; Cato sah den Staat und die Überlieferungen, ihn berührte nur, was die Edlen dachten und taten. Nicht das Tun und Denken und Leiden und Sterben einer Ameise, eines Wurms, eines Soldaten.
    Vor dem Laden eines Lederwerkers hielt Aurelius an, setzte sich auf einen Sims, um auszuruhen. Die zertrennte Sehne und der schleifende Fuß machten das Gehen beschwerlich.Vor ihm weitete sich die Gasse zu einem kleinen Platz, über den eine Garküche ihre Dünste breitete. Für eine Kupfermünze ließ Aurelius sich von einem Wasserverkäufer zweimal einen Lederbecher füllen. Der Mann trug einen Ziegenbalg über der linken Schulter, den er an der Mündung einer Wasserleitung gefüllt hatte - für jene, die den Weg dorthin scheuten, nicht hingehen konnten und keine Vorräte besaßen. Vor der Garküche briet ein Sklave Würste auf dem Rost eines Kohlenbekkens; Aurelius‘ Magen knurrte so laut, daß er das Hämmern des Kupferschmieds nebenan übertönte.
    Er hielt einen vorübereilenden Jungen an. »Wie weit bis zum Haus des Tettius Gorgonius?« sagte er.
    Der Junge wies auf eine Gasse jenseits des Platzes. »Dort hinein, dann den halben Hang hinauf. Ein Haus mit gelben Säulen am Tor. Tausend Schritte.« Er lachte. »Aber hüte dich vor Niederschlägen.«
    Ein Sturzbach ergoß sich aus einem Nacht und Abfallgefäß, das eben aus einem Fenster im dritten Geschoß eines der Häuser am Beginn der Gasse geleert wurde.
    Tausend hinkende Schritte. Nein, fünfhundert hinkende mit dem linken, fünfhundert gewöhnliche mit dem rechten Bein. ›Man muß die Dinge füglich unterscheiden^ sagte sich Aurelius; er seufzte lautlos.
    Und beschloß, sich vor diesen Schritten besser doch mit Würsten zu stärken. ›Krieger‹, sagte er sich, ›sollten essen, wenn es etwas gab; man wußte nie, wann die nächste Gelegenheit kam‹. Und in der nächsten Zeit mußte er wieder als Kämpfer denken und handeln. Die Zeit der Niederschläge mochte dauern, die Zeit der Niedergeschlagenheit, des Fiebers und der Schlieren war vorbei.
    »Bedenke«, hatte der Dichter gesagt, »daß du nicht in eine Stadt gehst. Du gehst in eine Höhle, in der es von Vipern und Raubtieren wimmelt. Schleife deine Lenden, spanne dein Messer, gürte die Augen und mach die Muskeln auf.«
    ›Und iß ein paar Würste‹, ergänzte Aurelius in Gedanken. › Vielleicht sind Würste gut gegen Vipern. Sie können jedenfalls nicht schaden. ‹
    Es war beinahe Mittag, als er das Tor mit den gelben Säulen erreichte. Durch die Gitterstäbe sah er einen gepflasterten Weg, der zum Portikus führte; um das Haus des Ritters Gorgonius erstreckte sich ein bunter, gepflegter Garten.
    Das Tor war versperrt. Aurelius klaubte einen Stein von der Straße und hämmerte damit gegen das Gitter. Nach einiger Zeit trat ein Mann mittleren Alters, Sklave oder Diener vermutlich, aus dem Haus und kam zum Tor.
    »Was willst du?«
    Der Blick, mit dem er Aurelius musterte, hätte, zu Eisen verwandelt, die Panzerung eines Nashorns durchbohren können.
    »Ein kurzes Gespräch mit deinem Herrn.«
    Der Mann deutete so etwas wie ein mühseliges Lächeln an. »Der edle Tettius Gorgonius empfängt von Sonnenaufgang bis kurz vor Mittag. Aber keine… Bettler? Sondern nur seine Klienten. Jetzt ist er nicht zu sprechen, und für dich überhaupt nie.« Er wandte sich ab, um zum Haus zurückzugehen.
    »Er wird dich auspeitschen«, sagte Aurelius, ohne lauter zu werden. »Sag ihm, ich bringe Grüße und Schriften eines Dichters, der einmal ein schnelles Schiff besessen hat.«
    Der Diener hob die Schultern und verschwand wortlos im Haus. Aurelius

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