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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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beide während der nächsten Monate berühren würde. Nein, das war es nicht. Das Wort »Traum« ließ ihn zweifeln. Zweifeln, ob er alles wirklich gehört hatte oder eben aus einem wahnwitzigen Traum erwacht war, in dem ein wahnsinniger Imperator ihn mit ungeheuerlichen Plänen gefoppt hatte.
    »Sie sagt übrigens, er sei hin und wieder ein wenig verzweifelt.«
    Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, daß Kalypso von Kleopatra und Caesar sprach.
    »Verzweifelt? Caesar?« sagte er ungläubig.
    »Weil vieles, was er für richtig und unabdingbar hält, sich offenbar nicht durchführen läßt. Hat er dir mehr gesagt? Über wichtige, aber undurchführbare Pläne?«
    »Er hat einiges angedeutet. Die Veränderungen im Senat, die Landzuweisungen an Soldaten und an Arme aus der Stadt. Derlei. Aber eigentlich haben wir nur über den Feldzug gesprochen.«
    »Ich spüre an deiner Hand, daß du lügst. Nein, Liebster -›lügen‹ ist das falsche Wort. Aber du sagst nicht alles.« Aurelius stieß ein dumpfes Ächzen aus. »Ich darf nicht alles sagen. Es gibt Feinde, verstehst du? Sie könnten dich… befragen.«
    »Dich auch.«
    »Das gehört zur Aufgabe. Die Gefahr wird aufgewogen durch das Geld, das ein Legat bezieht. Und durch Ruhm, Verantwortung und alles andere.«
    »Wieviel Geld? Nicht, daß es wichtig wäre; wir haben genug.«
    »Wer hat je genug?« Aurelius lachte leise. »Ich weiß nicht, wieviel. In den nächsten Tagen werden wir die Einzelheiten besprechen. Ah, ehe ich es vergesse: Wir sind zu einem Fest geladen, bei Caesar und Calpurnia.«
    »Hilfe«, sagte Kalypso. »Was soll ich da anziehen? Ich habe nur die Wanderkleidung.«
    »Ich könnte sagen, zieh dich nicht an, sondern aus, dann bist du am schönsten. Aber das hilft dir dabei nicht.«
    »Wann genau?«
    »Übermorgen.«
    »Abermals Hilfe. Ich werde einen schnellen Schneider suchen müssen.«
     
    Das Haus, das Caesar gelegentlich mit seiner Gattin Calpurnia teilte, lag in einem beinahe waldig zu nennenden Gelände und war streng bewacht. Von den sichtbaren Posten schloß Aurelius auf die Menge der unsichtbaren und kam auf eine gute Centurie. Es schien sich um einen Teil von Caesars derzeitiger Prätorianerkohorte zu handeln; die fünf Soldaten am Haupttor kannte er alle noch mit Namen, ebenso den Centurio, der auf einem Tisch mehrere Wachstafeln mit Namen hütete.
    »Willst du nicht nachschauen, ob wir darauf verzeichnet sind?« sagte Aurelius nach der Begrüßung.
    »Quintus Aurelius und die holde Kalypso sind verzeichnet.« Der Centurio schnitt eine Grimasse. »Allerdings steht da ›Legat‹ Quintus Aurelius. Muß ich dich jetzt mit ›hoher Herr‹ oder nobilissimus anreden?«
    »Darauf würde ich nicht hören. Jemand für uns Wichtiges da?«
    »Geister«, sagte der Centurio. »Die Geister von Vercingetorix, Pompeius und Labienus. Und noch ein paar mehr. Jemand behauptete, er habe auch die von Sulla und Tarquinius Superbus gesehen. Aber da die nicht auf der Liste stehen, müssen sie woanders durchgekommen sein.«
    »Gut. Und gib acht auf deine Zunge, Mann. Ich glaube nicht, daß der Glatzkopf im Zusammenhang mit Königen genannt werden will.«
    Der Centurio hob die Schultern. »Ich kenne mich nicht so gut aus. Hatte Tarquinius auch eine Glatze?«
    Aurelius klackte mit der Zunge und zog Kalypso mit sich.
    »Nicht gut, oder?« sagte sie leise, als sie ein paar Schritte von den Posten entfernt waren.
    »Ich weiß nicht. Es gibt eine Grenze zwischen der üblichen Spöttelei unter Soldaten und der Verhöhnung des Feldherrn. Ist das noch diesseits der Grenze?«
    Am Rand des Lichtscheins der lodernden Fackeln vor dem Portal blieb Kalypso stehen und berührte seinen Arm. »Sieht das wirklich so aus, als könnte man damit vor Caesars Augen treten? Und die seiner Gemahlin?«
    »Alle werden dir bewundernd nachschauen, Liebste.«
    Sie drehte sich einmal auf den Zehenspitzen. Die hochgezogenen Schnüre der Sandalen mit erhöhten Absätzen betonten Kalypsos Beine, und im Flackerlicht der Fackeln schien die rechte Brust aus der knappen weißen Tunika hüpfen zu wollen; die linke war sicher geborgen unter einer roten Seidenschärpe, die von der linken Schulter zur rechten Hüfte glitt wie eine Schlange, die gleich verschwunden sein würde.
    In seiner blaugesäumten hellen Leinentunika kam sich Aurelius fast schäbig vor. Er hielt Kalypso fest und sagte: »Früher brauchtest du zu Kleidern doch weder meine Billigung noch die anderer.«
    »Früher«, sagte sie, »war

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