Cäsar
indem er im Tempel der Venus eine Statue Kleopatras aufstellt. Daß er Soldaten, die freimütig gegen ihn sprechen, umbringt, indem er sie mit sinnlosen Stoßtruppunternehmen in den sicheren Tod schickt. Und daß er…«
»Genug.« Caesar hob die Hand; als er weitersprach, klang seine Stimme ein wenig schärfer. »Sagen sie nicht, daß Pompeius einen Triumph bekam, nachdem er in Hispanien Sertorius und Perperna bekämpft hatte - Römer? Lästert die Götter nicht, wer dem Iuppiter eine Pompeiusstatue gegenüberstellt? Der Senat vielleicht, der göttliche Ehren für mich beschließen will - mich, ein Stück altes Fleisch mit alten Knochen? Gibt es nicht für Soldaten, die einen Eid abgelegt haben, einen Unterschied zwischen freimütiger Äußerung und Wühlen gegen den Feldherrn? Sagen sie nicht vielleicht auch, daß ich tausend Männer, die der Senat zum Tod verurteilt hätte, in Gnade aufgenommen, geehrt und mit Ämtern versehen habe? Daß ich das Konsulat niedergelegt habe? Aber lassen wir das. Du siehst, ich weiß, was sie sagen. Und es berührt mich nur, soweit es meine Pläne behindern könnte. Zu deren Durchführung ich die sechs Monate deiner Zeit fordere.«
»Verfüge über mich, Imperator.«
»Gut.« Caesar trank aus dem schlichten Becher, in den er viel Wasser und wenig Wein gegossen hatte. »Hast du dort, wo du warst, von den Plänen für einen Krieg gegen die Parther gehört?«
»Gehört, ja, aber nicht geglaubt.«
Nun lächelte Caesar ganz offen und, wie es Aurelius schien, ein wenig ironisch. »Warum nicht geglaubt?«
»Sie sind stark. Sie bedrohen uns nicht. Gegen ihre Reiter sind wir nahezu machtlos.« Er zögerte; als Caesar auffordernd die Brauen hob, sagte er: »Dieser versprengte Pompeianer, Caecilius Bassus, hat mit parthischer Hilfe den Statthalter von Syrien ermordet. Um Syrien wieder zu sichern, braucht man aber keinen großen Partherkrieg.«
»Das stimmt. Die parthischen Reiter… das stimmt auch. Aber ich bin nicht Crassus; ich wüßte schon, wie man es anstellen muß.«
»Ohne Zweifel, Imperator, aber…«
»Warte. Sechzehn Legionen, zehntausend Reiter, dazu Hilfstruppen, Gallier, Germanen. Hundertfünfzigtausend Mann, alles in allem.«
»Eine schwindelerregende Zahl, Imperator. Es ist also dein Ernst?«
Caesar lehnte sich zurück und schloß die Augen. »Ja und nein«, sagte er halblaut. »Aber… du enttäuschst mich, Aurelius. Du, dachte ich, würdest den wirklichen Sinn erfassen.«
Aurelius schwieg; sein Herz pochte schneller. »Imperator«, sagte er dann, »Alexander sprach von Mäusekriegen, als es um griechische Zwistigkeiten ging und er an Größeres dachte.«
»Weiter.«
»Ich erinnere mich an gewisse Entwürfe, die ich ins Reine schreiben durfte. Als ich hörte, Caesar habe gallische Fürsten zu römischen Senatoren gemacht…« Er brach ab, lachte. »Fast hatte ich erwartet, Orgetorix als Senator zu sehen.«
Caesar öffnete die Augen, um zu zwinkern; dann schloß er sie wieder. »Er wollte nicht. Seine Ägypterin und zwei Kinder halten ihn in Alexandria.«
»Zwei bereits?«
»Ich habe auch verdiente Soldaten in den Senat geholt. Willst du nach den sechs Monaten Senator werden?«
Aurelius zuckte zusammen. »Ah. Nein, Herr; solch ehrenden Fesseln ziehe ich ehrloses Schweifen vor.«
»Ich dachte es mir.«
»Aber zurück zu deinen Entwürfen. Vertreter, zuerst ernannte, später gewählte Vertreter aller Völker des Reichs in Rom. Im Senat und einer… Versammlung. Ich nehme an, die Soldaten und die gallischen Fürsten sind ein erster Versuch. Um zu sehen, wie Rom sich dazu stellt. Dazu, und zu anderen Dingen. Billige Mietwohnungen für Arme, billiges Getreide, Ansiedlung von Veteranen inner und außerhalb Italiens, Verteilung italischen Ackerlandes an Bauern. Alles, was du bisher versucht hast, ist gescheitert. Am Widerstand der Reichen, am Nichtbegreifen der Armen, an Hindernissen, die jene aufrichten, die die Maßnahmen eigentlich durchführen sollen. Sind das deine… Mäusekriege?«
Caesar richtete sich auf, betrachtete Aurelius, seufzte und schüttelte den Kopf. »Ja und nein. Du mußt größer denken. Viel kühner. Und zugleich viel schlichter.«
»Ich bin ratlos, Imperator. Willst du mit einem gewaltigen Heer die Parther bekriegen, vielleicht auch noch die Inder, im Osten all das tun, was Alexander getan hat, den du im Westen längst übertroffen hast? Und während du fort bist, sollen Konsuln und andere, sagen wir: Statthalter, deine großen
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